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Internationaler Fußball

Robinhos Bedeutungsverlust und Adrianos Heimatsuche

Oliver Fritsch | Donnerstag, 9. April 2009 1 Kommentar

Das reiche Manchester City kann nicht mal auf die Form seines einzigen Stars bauen / Udinese Calcio, günstig und attraktiv (FR) / Alan Shearer steigt für Newcastle United wie Lazarus aus der Gruft (NZZ) / Adriano-Soap

Der HSV spielt gegen Manchester City im Uefa-Cup-Viertelfinale, und Christian Eichler (FAZ) befasst sich mit dem Star Robinho, der Erwartungen der englischen Fans inzwischen enttäusche: „Der Bedeutungsverlust lässt sich an der Reisekostenabrechnung ablesen. In der ersten Saisonhälfte schickte der Klub einen Privatjet nach Brasilien, um Robinho dort nach Qualifikationsspielen schnell und komfortabel wieder zurück nach England zu schaffen. Nach dem 3:0-Sieg mit Brasilien gegen Peru vorige Woche musste der Kicker zurück nach Manchester Linie fliegen.“Aus der FR erfahren wir: „Hartnäckig hält sich in der Stadt das boshafte Gerücht, Robinho habe im September geglaubt, dass er zu Manchester United, Citys ruhmreichem Nachbarn, transferiert würde.“

Günstig und attraktiv

Auf die Stärken des Werder-Gegners Udinese Calcio weist Oliver Birkner (FR) hin: „Jahr für Jahr schafft es der Klub, mit günstigen, unbekannten Neuzugängen – meist aus Afrika, Südamerika und den unteren Klassen Italiens – attraktive Mannschaften zu formen. Sorgen sie in Udine für Furore, ziehen sie für eine opulente Ablöse weiter. (…) Gerade der schnelle, technisch versierte Sturm im 4-3-3-System bereitet den Gegnern häufig Probleme. Damit machten bereits Dortmund, Tottenham oder Titelverteidiger St. Petersburg unangenehme Erfahrungen.“

Lazarus steigt zum zweiten Mal aus dem Grab

Alan Shearer, Ex-Profi und TV-Kommentator, ist für den Rest der Saison Trainer bei Newcastle United, wo er als Stürmer glorreiche Zeiten erlebt hat. In Hanspeter Künzler (Neue Zürcher Zeitung) überwiegen die Zweifel: „Im Nordosten von England hätte die Wirkung der Nachricht nicht größer sein können, wenn Lazarus zum zweiten Mal aus dem Grab gestiegen wäre. In seiner Verzweiflung dürfte sich der Klub von der Anstellung des lokalen Superman erhoffen, dass nur schon seine Präsenz am Spielfeldrand punkto Motivationsschub Wunder wirkt. Shearers erster Match gegen Chelsea (0:2) zeigte indessen, dass es mehr als messianisches Charisma braucht, einer Söldnertruppe Beine zu machen, deren Spieler von acht verschiedenen ‚Directors of Football’ angeheuert worden sind.“

Auch Eichler (faz.net) wundert sich, dass viele Fußballklubs auf Eignung in der Sache keinen großen Wert legen: „Woher nur kommt im Fußball der Glaube daran, dass nicht Qualifikation, Fachkenntnis, Menschenführung bei der Besetzung entscheidender Posten zählen – sondern alter Ruhm, öffentliche Stimmung und das gute Gefühl, das ein populärer Name auslöst?“ Unterhaltungswert kann Eichler dem Klub jedoch nicht absprechen: „Jedes Land sollte einen FC Schalke haben.“

Adrianos Heimat muss erst noch erfunden werden

Tom Mustroph (Neue Zürcher Zeitung) erzählt die Adriano-Soap nach: „Um den bulligen Stürmer mit der fragilen Psyche tobt eine transatlantische Medienschlacht, der er sich durch Einschließen in der eigenen Wohnung zu entziehen sucht. Brasilianische Journalisten wollen ihn mit Revolver behängt auf der Party eines gesuchten Gangsters gesehen haben. In Italien wird ausgebreitet, welche psychiatrischen Kliniken bereits in früheren Jahren für den Spieler sondiert worden waren. Die Heimat, die Adriano helfen kann, muss erst noch erfunden werden.“

NZZ: Nicu, ein Rumäne aus Berlin, den Unterhaching nicht mehr brauchen konnte, und den Lucien Favre als „polyvalent“ bezeichnet – was aus dessen Mund das höchste Etikett für einen Fußballer ist.

Kommentare

1 Kommentar zu “Robinhos Bedeutungsverlust und Adrianos Heimatsuche”

  1. Fritz Viereck
    Mittwoch, 15. April 2009 um 12:09

    „Hartnäckig hält sich in der Stadt das boshafte Gerücht, Robinho habe im September geglaubt, dass er zu Manchester United, Citys ruhmreichem Nachbarn, transferiert würde.“ Schreibt die FR. Warum eigentlich sind gute brasilianische Fußballer angeblich immer so doof, dass sie nicht einmal die Vereine auseinanderhalten können? Weil die nur Fußball spielen wollen und ansonsten dem südamerikanischen Neger die Lebensfreude über alles geht? Die – meist erfundenen – Geschichten über Garrincha (Beispiel: kauft sich bei der WM in Schweden ein Radio und wirft es weg, weil es nur schwedisch spricht, haha) sind wahrscheinlich nicht der Anfang dieses rassistischen Quatsches, und die FR hat damit bestimmt nicht den Endpunkt gesetzt. Kommt mal wieder zu Euch, Jungs!

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