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Champions League

Klinsmann steht nicht mehr für Aufbruchstimmung

Oliver Fritsch | Mittwoch, 15. April 2009 2 Kommentare

Bayern kämpft wacker, muss aber auch im Rückspiel die Überlegenheit Barcelonas anerkennen / Jürgen Klinsmann wird von den Fans verschmäht / Guus Hiddink, Garant für Siege

Christian Kamp (FAZ) will den Bayern beim 1:1 gegen Barcelona Bemühen nicht absprechen: „Ein ehrenvoller Abschied gelang zumindest einigermaßen, auch wenn der nationale Branchenriese abermals erkennen musste, dass die Spanier einfach ein bis zwei Nummern größer und damit außerhalb der bajuwarischen Reichweite sind.“
Überliefert sind aus Fröttmaning folgende Sprechchöre: „Klinsmann raus!“, „Ottmar Hitzfeld, bester Mann“, „Hermann Gerland“, „Lothar Matthäus“, „Mehmet Scholl“ „Udo Lattek“. Die FAZ will auch „Vorstand raus!“ vernommen haben.

„Zwei fremde Welten“, nämlich Barca und Bayern, entdeckt auch die SZ. Andreas Burkert stellt die Frage nach der Dauer der Zukunft Jürgen Klinsmanns in München. In Anbetracht der lauten Schmähgesänge gegen den Trainer rechnet Burkert mit nicht mehr als sieben Spielen: „Ob die Bayern mit ihm einen weiteren Anlauf auf die höhere Ebene des Spiels unternehmen, ist fraglich und entscheidet sich nun in Bielefeld, Cottbus oder gegen Schalke. Angesichts der teils feindseligen Atmosphäre, in der Klinsmann ein ordentliches Spiel gegen das allseits verehrte Barça erlebte, könnte ihm aber nicht mal der Meistertitel für einen weiteren Versuch reichen. Denn für Aufbruchsstimmung steht Klinsmanns Weg hier offenbar nicht mehr.“

Aschfahler Blick ins Leere

Jörg Hanau (FR) macht zu viel Durchschnitt im Bayern-Kader aus und erkennt nur zwei Lichtblicke: „Bis auf den spielfreudigen Franck Ribéry und den unermüdlichen Philipp Lahm blieben die Bayern in Fröttmaning vieles schuldig, was europäischen Spitzenfußball ausmacht. Es war denn auch einzig am kleinen Franzosen, die wenigen Akzente zu setzen. Ribéry dribbelte, passte und schoss im Stile einer Ich-AG. Notgedrungen, denn es fand sich kaum einmal ein Kollege, der eine vergleichbare körperliche wie spielerische Frische an den Tag legte.“

Nach dem Spiel schaut er Jürgen Klinsmann ins Gesicht: „Sein verkniffenes Lächeln wirkte aufgesetzt, sein aschfahles Gesicht nicht wirklich glücklich. Der Frust spiegelte sich in seinen Augen wieder, die durch einen hindurchzublicken scheinen. Es war ein Blick ins Leere.“ Hat Hanau ein Oberseminar expressionistische Lyrik besucht?

Die Berliner Zeitung will Münchner Spatzen Matthias Sammer pfeifen gehört haben.

Vom kleinen Bruder hört man: „Barca war im Hinspiel, vornehm gesagt, zwei Klassen besser. Im Rückspiel hatte Guardiolas Elf alles im Griff und hat letztlich seine Überlegenheit gegenüber den Bayern bestätigt. Ein Favorit auf den Titel.“

Morgen mehr zu diesem Spiel.

Weitere Strophe in der Hiddink-Hymne

Für den Halbfinaleinzug Chelseas, erreicht dank eines wechselhaften 4:4 gegen Liverpool, zeichnet die NZZ den Trainer verantwortlich: „Als hätte die Lobeshymne auf Guus Hiddink noch nicht Strophen genug! Ob in der holländischen Heimat, ob in Südkorea, Australien oder Russland – wo immer er seine Arbeit aufnimmt, verleiht er ihr Glanz. Nicht anders in London.“ Gleichzeitig gibt sie aber zu bedenken: „Neben den zwei mysteriösen Schwächephasen kennt der Erfolg Chelseas einen weiteren kleinen Makel: Er stärkt die Stimmen, die Kontinuität auf dem Trainerposten unnötig finden und den Coach für verschwenderische Ware halten. Seit September 2007 ist Hiddink nach José Mourinho, Avram Grant und Luiz Scolari der vierte Mann, der sich auf der Bank versucht.“

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Kommentare

2 Kommentare zu “Klinsmann steht nicht mehr für Aufbruchstimmung”

  1. Thomas
    Mittwoch, 15. April 2009 um 15:19

    Die überlieferten Sprechchöre konnte ich auch in der AA vernehmen. Inkl. „Vorstand raus“.

    Aber. Wie können seriöse(?) Zeitungen und auch der indirekte Freistoss diesen überaus peinlichen Versuch einer kleinen, lauten Südkurventruppe witzig zu sein als Meinungsäußerung des Münchener Publikums in die Welt tragen? Ganz schwach.

  2. Oliver Fritsch
    Mittwoch, 15. April 2009 um 15:26

    Distanzierter kann ich nicht zitieren als: „Überliefert sind … Die FAZ will vernommen haben …“

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