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Champions League

Fußball mit 100.000 Volt

Oliver Fritsch | Donnerstag, 16. April 2009 Kommentare deaktiviert für Fußball mit 100.000 Volt

Chelsea und Liverpool begeistern die Experten – und bleiben Bayern erspart / Manchester United schlüpft ins Halbfinale

Beim 4:4 zwischen Chelsea und Liverpool schnalzt Boris Herrmann (Berliner Zeitung) mit der Zunge: „Die beiden Klubs, von einem Holländer und einem Spanier trainiert, haben bewiesen, dass die Globalisierung doch funktioniert. Englischer Fußball bedeutet gegenwärtig spanische Eleganz, brasilianischer Wahnsinn, afrikanische Kraft und holländischer Spielwitz in einem. Das britische Erbe, das diese multinationalen Teams in sich tragen, äußert sich vor allem in der völligen Abwesenheit von Angst.“

Raphael Honigstein (taz) beschreibt die Emanzipation des Spiels von den Trainern: „Der Spielverlauf machte sich über die gewieften Pläne der Meistertrainer lustig; das wilde Spektakel hatte mit den taktisch verklemmten, übertrieben defensiven Auseinandersetzungen der Mourinho-Jahre nichts mehr gemein. Atemraubender, grob fahrlässiger Angriffsfußball war das, ein urenglisches Match, wie man es auf der Insel heute meist nur noch in verklärten Rückblicken auf vermeintlich goldene Zeiten erlebt. Falls auf internationalem Niveau wirklich, wie gerne behauptet, die Fehler entscheiden, hätten beide Mannschaften eigentlich auf der Stelle disqualifiziert gehört.“

Christian Eichler (FAZ) besichtigt mit großen Augen, was Bayern München im Halbfinale erspart bleibt: „Nicht nur Barcelona, auch Chelsea und Liverpool zeigten, dass der deutsche Rekordmeister in dieser europäischen Gewichtsklasse derzeit nichts zu suchen hat. Fußball mit 100.000 Volt – und Ballack als einziger deutscher Fußballer, der dieser Spannung so eben standhalten kann.“

Michael Ballack
, der nach Eichler die Zweifel der englischen Presse auf sich vereine, sagt: „Es wäre vielleicht auch nicht schlecht gewesen, gegen die Bayern zu spielen.“

Schieß, Cowboy!

Vom Duell zwischen dem FC Porto und Manchester United (0:1) hingegen ist Flurin Clalüna (NZZ) ermüdet: „Es hatte etwas ‚Unbritisches‘, wie Manchester geduldig wartete und dabei verschleierte, dass es eigentlich gar nicht wirklich in Form ist. Der FC Porto spielte etwas beamtenhaft, so wie eine gutartige Mannschaft, die plötzlich verlernt hat, wie man Gefahr erzeugt und den Gegner belästigt.“

Das Tor beschreibt er mit einer Bogenlampe: „Diesen einen Ball traf Cristiano Ronaldo aus 30 Metern so präzis wie ein Cowboy, der aus dem Handgelenk eine Blechdose vom Tisch schießt.“

Bei der Lektüre der Rubrik Rumour Mill des Fiver kichern wir: „Liverpool will pay Bayern Munich GBP9m, and give them Ryan Babel to boot (in every sense of the phrase), for Miroslav Klose, who will then do nothing of note all season before scoring 63 goals for Germany in the opening round of the 2010 World Cup.“

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