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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

DFB-Pokal

Neuordnung im Norden

Oliver Fritsch | Mittwoch, 22. April 2009 1 Kommentar

Vor dem Pokalspiel, vor den Nordderby-Wochen: Diego, Bremens bester Profi auf und neben dem Platz (SZ) / HSV ist Werder dank Dietmar Beiersdorfer und Martin Jol ein Stück voraus

Ein außergewöhnliches Portrait Diegos lesen wir von Ralf Wiegand (SZ), der sich über dessen Umgangsformen Fans und Journalisten gegenüber sehr angetan auslässt. Und ihm deswegen im Gegensatz zu seinen Mitspielern Professionalität zuspricht: „Der Topstar ist nicht nur auf dem Platz ein Stilist, er weiß auch sonst, was sich gehört. Während andere Profis selbst im beschaulichen Bremen nicht genug Zeit finden, Manieren zu lernen, sondern nach dem Training stur an ihren nach Autogrammen begehrenden Fans vorbeispurten oder zwanzig Jahre ältere Reporter neben sich herlaufen lassen wie Dackel, ja die noch nicht einmal Guten Morgen sagen können oder wenigstens zum Gruß mit dem Kopf nicken – unter all diesen Özils und Schnösils ist Diego anders: Bleibt stehen, wenn nach ihm gerufen wird, beugt sich zu den kleinen Fans, um T-Shirts und Fotos zu signieren, gibt Interviews, grüßt höflich, verabschiedet sich freundlich. Superprofis unterscheiden sich von Profis eben auch dadurch, dass sie den ganzen Job machen. Auf dem Platz und daneben.“

Klare Position bezieht Wiegand auch in der mannschaftsinternen Frage über die Bedeutung Diegos: „Ohne Diego wäre die Saison für den Bundesliga-Zehnten schon jetzt eine verlorene.“

Rainer Schäfer (Berliner Zeitung) preist die Arbeit Dietmar Beiersdorfers: „Mit cleveren Ein- und Verkäufen hat er das Gefälle zwischen den Kontrahenten verringert, beinahe eingeebnet. Der ewig unterschätzte Beiersdorfer, der manchmal das Reden vergisst, weil er zu schwer an seinen Gedanken trägt, hat Klaus Allofs den Rang abgelaufen, ausgeschlafener Chefeinkäufer der Liga zu sein. Aber auch die beiden Trainer symbolisieren die Neuordnung im Norden: Während Thomas Schaaf Abnutzungserscheinungen auch nicht mehr mit steinernem Gleichmut übergehen kann, hat sich die Verpflichtung von Martin Jol beim HSV als der entscheidende Schritt erwiesen: zurück zu einstiger Größe.“

Weltstadt gegen Dorf

Frank Hellmann (stern.de) legt die Rivalität zwischen Bremen und Hamburg historisch dar: „Warum geht die Abneigung weit über den harten Kern der Kuttenträger hinaus? Die Erklärungsmuster sind vielschichtig. Hat Bremen (548. 000 Einwohner) einen Minderwertigkeitskomplex gegenüber Hamburg (1,77 Millionen)? An der Elbe sehen sich die Bewohner gerne als Bürger einer Weltstadt, während den Menschen an der Weser eingeredet wird, sie würden ‚in einer Dorf mit Straßenbahn leben‘. Die historische Ableitung der Konkurrenz geht so: Bremen war seit dem 11. Jahrhundert Sitz des auch für Hamburg zuständigen Bischofs, die Hamburger aber ließen den Dom 1807 abreißen. Doch für die verfeindeten Fan-Lager steht eher der Vorfall vom 16. Oktober 1982, als an einem tristen Herbsttag der Bremer Glaserlehrling Adrian Maleika ums Leben kam. Er wurde im unübersichtlichen Volkspark-Gelände von rechtsradikal orientierten Mitgliedern der ‚Löwen‘ und Skinheads des HSV angegriffen, von einem Stein am Kopf getroffen und zusammengetreten. Der 16-Jährige starb einen Tag später im Krankenhaus Hamburg-Altona.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Neuordnung im Norden”

  1. Andreas
    Freitag, 24. April 2009 um 17:28

    Zu den Themen „Neuordnung“ und „cleverer Ein- und Verkäufer“ habe ich mir auch mal so meine Gedanken gemacht –> http://andreas-lautsch.de/cgi-bin/weblog_basic/index.php?p=75

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