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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Ball und Buchstabe

Klinsmann wichtig wie Lothar

Oliver Fritsch | Freitag, 24. April 2009 1 Kommentar

Klinsmann verliert gegen taz / Rassismus in Italiens Stadien / Klasnic-Prozess beginnt

Jürgen Klinsmann ist mit seiner Unterlassungserklärung gegen die taz vor Gericht gescheitert, die ihn ans Kreuz montierte. Stefan Osterhaus (Financial Times Deutschland) billigt das Urteil – und fährt eine viel härtere Attacke: „Als Gegner einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung, die sowohl das Recht auf freie Ausübung der Religion, auf freie Meinungsäußerung und auch auf Satire garantiert, ist Jürgen Klinsmann bislang noch nicht aufgefallen. Auch jetzt verbrennt er keine Zeitungen, sondern wählt den legalen Weg vor ein Gericht. taz-Chefredakteurin Bascha Mika aber stellt fest, man habe Klinsmanns Humor überschätzt. Sicher kann man über den Titel streiten, ihm Qualität attestieren oder absprechen. Aber das einzige Problem der riesigen Aufmachung am Osterwochenende dürfte jenes sein, dass Klinsmann gewissermaßen im Handstreich zu einer wichtigen öffentlichen Person vom Schlage eines Lothar Matthäus aufgeblasen wurde.“

    Aus dem Fußball-Blog auf faz.net: Stoiber gegen den Ami Klinsmann

Wandel

Birgit Schönau (SZ) erklärt am Beispiel der fremdenfeindlichen Sprechchöre gegen den schwarzen Inter-Stürmer Mario Balotelli die gesellschaftlichen Änderungen Italiens: „Es ist ein Lehrstück über die schwierige Umwandlung Italiens in eine multikulturelle Gesellschaft. Es ist paradox, dass gerade in den Fan-Kurven der Fußballstadien so getan wird, als würde es diesen Wandel nicht geben. Während in den Grundschulklassen Turins italienische Kinder mit allen möglichen Hautfarben lernen, wird im Olympiastadion gegrölt, Schwarze könnten keine Italiener sein. Das passt ebenso wenig oder ebenso gut zusammen wie die eilfertigen Verdammnisse von Politikern, die jetzt die rassistischen Tifosi verurteilen, obwohl sie noch vor kurzem selbst Bürgerwehren gegen gefährliche Ausländer einsetzen wollten.“

    Ein taz-Bericht über Rassismus im deutschen unterklassigen Fußball

    Kaufen die Flicks den AS Rom? (SZ)

Da bricht das echte Leben ins falsche ein

Ralf Wiegand (SZ), auf Fußballer momentan wohl nicht gut zu sprechen, verfasst anlässlich des beginnenden Klasnic-Prozesses gegen Werder Bremen eine kleine Milieustudie Profifußball: „Ganz bestimmt leidet Ivan Klasnic auch an dem Verlust der Unantastbarkeit, die Fußballprofis genießen. Den Spielern wird die Sorge um ihre Gesundheit genauso abgenommen wie jede andere Schwierigkeit des Lebens. Wenn die Satellitenschüssel nicht funktioniert, rufen sie den Zeugwart des Vereins, nicht den Fernsehtechniker. Wenn der Führerschein weg ist, schickt der Klub einen Chauffeur. So etwas wie Niereninsuffizienz ist da nicht vorgesehen. Das ist, als bräche das echte Leben ins falsche ein. Jemand muss schuld sein.“

Kommentare

1 Kommentar zu “Klinsmann wichtig wie Lothar”

  1. Ingrid
    Dienstag, 28. April 2009 um 19:23

    Zum verlinkten taz-Bericht über Rassismus im deutschen unterklassigen Fußball: Wer den Artikel liest, sollte auch die dortigen zahlreichen Kommentare lesen, in denen vielfach eine andere Meinung herrscht betr. der erwähnten Vereine und Rassismus.

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