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Das Schalke 04 der Ukraine

Oliver Fritsch | Mittwoch, 20. Mai 2009 1 Kommentar

Schachtjor Donezk, Gegner Werders, ist das Werk Rinat Achmetovs, der sehr reich ist, von dem man aber nicht genau weiß, wie er es wurde – dennoch oder gerade deswegen wird der Ruf des Arbeitervereins gepflegt

Frank Hellmann und Knut Krohn (FR) stellen uns den Mann vor, der Schachtjor Donezk groß gemacht hat, können aber seine Vergangenheit auch nicht erhellen: „Schachtjor ist einer dieser osteuropäischen Sterne, die dank eines Oligarchen gerade über dem europäischen Fußballfirmament funkeln. Ohne Multi-Milliardär Rinat Achmetow, der seit dreizehn Jahren den Club besitzt, stünde diese Mannschaft nicht in einem Europapokalfinale. Auf 500 Millionen Euro wird die Summe geschätzt, die der reichste Mann der Ukraine in der Bergarbeiterstadt, wo schwitzende Männer an gigantischen Hochöfen Tag und Nacht Stahl kochen und in trostlosen Plattenbausiedlungen hausen, für den Verein abzweigte. Über Achmetow kursieren viele Geschichten. Über seinen unvorstellbaren Reichtum, seine undurchsichtigen Verstrickungen in die Politik und über die nicht immer lupenreinen Wege, wie er zu seinem Geld gekommen ist. Zu Sowjet-Zeiten, wird erzählt, soll er als Chef einer Hütchenspielerbande in Sotschi erstes Kapital gehäuft haben.“
Angeblich versprach Achmetov jedem Spieler 400.000 Euro Prämie für den Finalsieg.

Olaf Sundermeyer (Zeit Online) ergänzt: „Schachtjor, das heißt Bergmann. Ähnlich wie Schalke 04 in Deutschland pflegt Donezk sein Image als Knappenclub. Nur dass dort viele der Fans tatsächlich noch unter Tage schuften: In den Bergwerken Achmetows, der seinen Reichtum vorwiegend aus der Erde holt. Aus ungenügend gesicherten, oft Tod bringenden Gruben. Auch Banken, Versicherungen und ein Mobilfunkanbieter gehören zu seinem Firmenkonglomerat. Schachtjor garantiert die Spiele zum knappen Brot. Die loyalsten unter Fans und Mitarbeitern schickt Achmetow bis nach Istanbul. Auf seine Kosten. 160.000 Menschen sollen auf seiner Gehaltsliste stehen.“

Die Leistung des rumänischen Trainers wertet Martin Henkel (Berliner Zeitung) auf: „Es hat einen wie Mircea Lucescu gebraucht, um Ausland und Heimat miteinander zu verschmelzen. Der Rumäne ist ein alter Haudegen des europäischen Fußballs. Seine Erfahrung hat er von Pisa, Brescia Calcio, AC Reggiana, Inter Mailand, Galatasaray und Besiktas. Es macht ihm keiner was vor im Umgang mit Stars und Wasserträgern. Die Formel auf dem Feld ist denkbar einfach: In der Defensive lässt er die bulligen Athleten, vornehmlich aus der Ukraine und Osteuropa, wirken, in der Offensive sorgen die Künstler aus Südamerika für die Tore. In der Summe macht das einen Gegner, der in der Spielanlage Werder Bremen gleicht.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Das Schalke 04 der Ukraine”

  1. Lena
    Donnerstag, 21. Mai 2009 um 11:10

    So irrsinnig reich wird er nicht mehr sein. Hat sich sicherlich auch „verhebelt“. Auf jeden Fall hat der Räuberbaron-Stahlmagnat – man erinnert sich da sehr an die USA im 19. Jahrhundert – nun seinen Titel und hat das dem Рома́н Арка́дьевич Абрамо́вич von Chelsea voraus. Auch wenns nur der kleine Cup ist.

    Wie schon mal woanders geschrieben, ob die sich das in dieser Form noch weiter leisten können, das wird interessant sein zu sehen. Meine Theorie ist ja, dass Achmetov gar nicht anders kann, als aus PR Gründen solange wie möglich an seinem Cashburner-Team festzuhalten. Alles andere wäre ein Zeichen von Schwäche und dann zerfleischen ihn seine Gegner / Partner.

    Bremen war aber auch über weite Strecken sehr enttäuschend. Und Herr Wiese hat mal wieder seinen Ruf als Wichtige-Spiele-Verlierer bestätigt. Man kommt nicht drumrum sich zu fragen, ob der HSV besser abgeschnitten hätte. War auf jeden Fall eine blöde Auslosung.

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