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Champions League

Showdown in Stab-City

Frank Baade | Mittwoch, 27. Mai 2009 1 Kommentar

Finale der Träume: Wucht gegen Eleganz / Barças Weg zu seinem Stil / Römische Sympathien klar verteilt / Englische Warnungen vor dem unsicheren Rom / Owen Hargreaves fehlt verletzt

Stefan Hermanns sieht im Tagesspiegel mehr als nur das Duell der beiden Superstars in dieser Partie: „Manchester gegen Barcelona – das ist das Finale der Träume. Und weit mehr als ein Fußballspiel. Es ist der Kampf zweier Prinzipien: Wucht gegen Eleganz. Es ist das Duell der beiden spektakulärsten Offensivspieler des Planeten, Cristiano Ronaldo und Lionel Messi. Und es ist der Wettstreit zweier außergewöhnlicher Trainer, die auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein könnten, Alex Ferguson, 67 Jahre alt und mit 35 Jahren Berufserfahrung, gegen Pep Guardiola, 38, der in seiner ersten Saison als Cheftrainer die Champions League gewinnen kann – das gab es noch nie. (…) Guardiola führt die Mannschaft mit einer Mischung aus Autorität und Kumpelhaftigkeit, im Zweifel aber beruft er sich auf die Macht seines Amtes. ‚Der Anführer bin ich‘, sagt Pep Guardiola. Der Satz könnte von Alex Ferguson stammen.“

Ein Verein wurde gläubig

Ronald Reng beleuchtet in der FTD den Weg Barcelonas zu seiner jetztigen Spielkultur: „Die Leute haben ihre Theorie, warum Barça passt und passt. Weil der ewige Rivale Real Madrid immer mehr gewann, sagen sie, und Barça so den Trost suchte: Aber wir spielen schöner! Die Wahrheit ist banaler: Barça erzielte mit mit dem endlosen Passspiel höchsten Erfolg. 1992 gewann der Klub zum ersten Mal den Europacup der Landesmeister. Und ein Verein wurde gläubig.“

Birgit Schönau freut sich in der SZ auf ein Finale vor einer der „schönsten Kulissen“ der Welt und widerspricht damit Berlusconi, der Rom jüngst als „afrikanische Stadt“ bezeichnete. Es ist ein Leichtes, zu verstehen, dass solche Worte aus Berlusconis Mund kein Kompliment sein können. Die Sympathien der vermeintlich neutralen Zuschauer in Rom sieht Schönau eindeutig verteilt: Der Trainer des FC Barcelona gelte als römischer Bürger, als „civis romanum“, seit er einst für den AS Rom spielte. Dagegen darf Manchester United nicht allein wegen des 7:1 gegen eben jenen AS Rom vor zwei Jahren im selben Wettbewerb kaum auf Unterstützung hoffen. Zu laut waren die englischen Stimmen, die für das Finale einen anderen Austragungsort sehen wollten: Rom sei zu gefährlich. Ansonsten gebe Rom sich vor allem Mühe, dem Finale mit Gleichgültigkeit zu begegnen. Tragisch genug, dass man nicht selbst am Finale teilnimmt.

Stab-City

Julius Müller-Meiningen erinnert in der tageszeitung an den Beinamen, den die britische Presse der Finalstadt Rom verliehen hat: „Stab-City“, die „Messerstecher-Stadt“: „Auch dem Außenministerium in London schwante Übles. Offiziell forderte es die ManU-Fans auf, sich so weit wie möglich vom Campo de Fiori fernzuhalten, auch der Vorplatz der U-Bahnstation bei der Piazza del Popolo sei zu meiden, wie auch eine Brücke, die zum Olympiastadion führt. Die italienischen Organisatoren fühlten sich ein wenig auf den Schlips getreten, weil das Außenministerium überdies vor Taschendieben, stehlenden Kindergangs, Autoräubern und davor warnte, auf der Autobahn Neapel-Salerno im Fall einer Panne Hilfe von Fremden anzunehmen. Seit dem Touristenansturm im Heiligen Jahr 2000 und einer Aufräumkampagne ist Rom zumindest im Zentrum eine weitgehend sichere Stadt und belegt im Großstadtvergleich vordere Plätze – auch wenn die Regierung Berlusconi das Gegenteil glauben machen will und seit einiger Zeit Soldaten patrouillieren lässt.“

Attraktivste Vereinsnationalteams

Roland Zorn stellt in der FAZ die Frage, die das Spiel aufwirft: Wer spielt den besten Fußball der Welt? Ein „exquisites Schauspiel“, der Showdown, da Vereinsteams noch eine Spur höher zu bewerten seien als Nationalmannschaften. Fraglos seien die beiden Finalisten die beiden „attraktivsten und spektakulärsten Vereinsnationalteams“ der Welt. Ob Zorn die beiden Halbfinals Barcelonas gegen Chelsea gesehen hat?

Die SZ blickt auf einen, der schon zwei Mal die Champions League gewann und beim letzten Triumph einer deutschen Mannschaft dabei war: Owen Hargreaves wird nicht im Finale auflaufen. In dieser Saison nur zu drei Pflichtspielen gekommen, ist er wegen chronischer Kniebeschwerden frühestens Ende des Jahres wieder einsatzbereit. Als sicherer Elfmeterschütze könnte er am Ende des Abends noch schmerzlich vermisst werden.

Kommentare

1 Kommentar zu “Showdown in Stab-City”

  1. persiflo
    Mittwoch, 27. Mai 2009 um 14:33

    Das Messerstechen als pseudo-mittelalterliches Ritual römischer Ultras ?
    Den ersten hat es schon erwischt

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