indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Ball und Buchstabe

Tätowierungen und Sprüche statt Charakter

Oliver Fritsch | Mittwoch, 17. Juni 2009 26 Kommentare

Jermaine Jones redet viel und fühlt sich falsch wiedergegeben – die Presse heißt ihn einen Schwätzer und seinen dementierten Rassismus- und Konformismusvorwurf für dummes Zeug

Jermaine Jones wird in der New York Times mit der larmoyanten Mutmaßung zitiert, er werde von Joachim Löw nicht aufgestellt, weil er tätowiert sei, nicht blond und blauäugig, außerdem den Mund aufmache (was er mit Charakter verwechselt). Inzwischen bestreiten Jones, sein Berater und Schalke 04, das so gesagt zu haben. Jones sei falsch zitiert worden.

Jürgen Kalwa (American Arena) sieht sich den Fall genauer und im Kontext an: „Dergestalt aus dem Zusammenhang gerissen klingt die Aussage nach einer hässlichen Bewertung der deutschen Realität und macht dem betroffenen Fußballprofi klar, dass er sich damit in der Öffentlichkeit noch unbeliebter macht als er ohnehin ist. Das ist schlecht fürs Geschäft. Und so lässt er die Behauptung in die Welt setzen, wonach er das komplette Gegenteil von dem behauptet hat, was in der New York Times geschrieben wurde. Mal aus dem Nähkästchen geplaudert: Ja, das kommt vor. Man versteht den Gesprächspartner in einem Interview schon mal falsch. Aber dass ein Reporter das glatte Gegenteil heraushört und schreibt, halte ich für eine Schutzbehauptung des Sportlers. Und zwar vor allem deshalb, weil Jermaine Jones überhaupt nicht bestreitet, etwas anderes gesagt zu haben: dass Beckham als weißer Fußballer mit seinen Tätowierungen nie auf Probleme in der Öffentlichkeit gestoßen ist. Was soll der Hinweis auf Beckham, wenn nichts anderes als seine eigene These abzustützen? (‚Maybe because I don’t have blue eyes and blond hair‘). Hätte er das Gegenteil gesagt – sinngemäß: ‚das hat mit meiner Hautfarbe nichts zu tun, dass ich nicht in der Nationalmannschaft spiele‘ – wäre Beckham überhaupt nicht zur Sprache gekommen. Worin bestände denn sonst auch die Verknüpfung? Doch wohl nur als Beispiel für die Kontrasterfahrung. Jeder andere Bezug zu Beckham wäre so vermessen, dass der Reporter sicher verwundert nachgefragt hätte. Sinngemäß wohl so: ‚Sie vergleichen sich mit Beckham? Worin besteht die Parallele?‘“

Mindestens diskriminiert

Zwei Texte, die (wohl) vor Jones‘ Dementi geschrieben worden sind, oder die Jones das Dementi nicht abnehmen: Peter Körte (faz.net) lässt den Rassismusvorwurf ins Leere laufen: „Offenbar muss jemand Jermaine Jones mal erklären, dass Fußball nun mal kein Tattoo-Wettbewerb ist, sonst würde Torsten Frings längst bei den Amateuren von Werder spielen, und wenn er mal ein wenig durch die Stadt bummeln würde, hätte er auch schon festgestellt, dass es da eine Menge Deutsche gibt, die nicht wie perfekte Deutsche aussehen, wie im Übrigen auch sehr wenige Musterdeutsche in der Nationalmannschaft spielen. In seiner weinerlichen Art, die sich bestens ergänzt mit seinem rustikalen, ständig ein wenig zu harten, technisch limitierten und selten konstruktiven Spiel auf dem Platz, hat er offenbar keinen Gedanken daran verschwendet, dass Joachim Löw ihn nicht mehr berücksichtigen mag, weil seine Leistungen einfach nicht ausreichend sind.“

Auch Stefan Osterhaus (Financial Times Deutschland) verweigert Jones jegliche Plausibilität: „Sie sind nicht der Erste mit dunkler Hautfarbe, der für den DFB spielt. Schauen Sie sich mal Ihren Klubkollegen Gerald Asamoah an. Oder Cacau. Und was ist eigentlich mit den Deutschen türkischer Herkunft? Nicht dunkel genug, um meinen zu dürfen, sie kämen immer zu kurz? Übrigens: Asamoah hat mehr Länderspiele, als Sie je bestreiten werden. Sicher, Sie waren auf Schalke der drittbeste von drei möglichen auf der 6er-Position. Aber im Nationalteam hat doch der langhaarige und tätowierte Frings die Nase vorn. Lieber Jermaine Jones, Bürger dieses Landes: Erzählen Sie dem Amerikaner demnächst doch mal interessante Dinge aus der Heimat. Zum Beispiel, dass der deutsche Bundeskanzler eine Frau ist und trotzdem im Amt bleiben darf. Damit sich Ihr Verhältnis zur Berliner Republik ein wenig bessert, können wir uns nur dafür einsetzen, Sie auf die Gästeliste beim nächsten Bundespresseball setzen zu lassen. Aber Sie müssen uns versprechen, dass Sie sich mindestens diskriminiert fühlen, wenn Sie nicht neben Bundespräsident Köhler sitzen dürfen.“

He lied to us

In den Kommentaren des NYT-Blogs meldet sich der User Angry Fan of Eintracht Frankfurt zu Wort: „He was our boy from Frankfurt, our leader, our Captain. And he had the potential and was on the way to become an idol for all our fandom like for example Anthony Yeboah or Jay-Jay Okocha, two african players which were, are and are going to stay ‚gods‘ for all fans of Eintracht Frankfurt and also had all but blue eyes and blond hair. But he will not, because he lied to us all, he is a dirty traitor and lier and has become a persona non grata in Frankfurt. And not because he just went to another team, which is absolutely normal, but because of the way he did it – but this is a long story. Je****** Jo*** is in the moment, realistically seen, the best defensive midfield in the german league. And he IS going to be a massive help for the u.s. team. But I see it as my obligation to warn about him and his ‚interviews‘.“

Scheichtumsauswahl bei der WM

Die zugrundeliegende Regeländerung der Fifa nimmt Thomas Kistner (SZ) in den Fokus: „Wer wann und für wen kickt, ist nun doch alles wieder nur eine Geldfrage. Die in vielen Weltregionen beliebte Passfälscherei wird zu neuer Blüte geführt, und dass Talente (mit jäh entdeckten ausländischen Ahnen) künftig enormen monetären Verlockungen ausgesetzt sein werden, ergibt sich aus der Sportrealität. Die erste Scheichtumsauswahl aus gut bezahlten, flott eingebürgerten Afro- und Latinokickern bei einer WM rückt in greifbare Nähe.“

Kommentare

26 Kommentare zu “Tätowierungen und Sprüche statt Charakter”

  1. Jan
    Mittwoch, 17. Juni 2009 um 15:39

    Sind die Reaktionen auf JJs Äußerungen nicht genug Beleg für seine These? Er sagt, daß man es – auch in der Nationalelf – nicht magt, wenn einer das Maul aufmacht. Darüber macht er das Maul auf – und schon sagen alle „Halt’s Maul.“

    BTW: Dieser Text von Körte ist unsäglich. Wie um alles in der Welt kann sich eine „weinerliche Art“ „bestens“ mit „rustikalem“, „ständig zu hartem“, „technisch limitierten und selten konstruktiven“ Fußballspiel ergänzen? Wie soll das gehen? Das ist Blabla, das wortreich, aber weitgehend inhaltsleer nur eines ausdrückt: Peter Körte kann JJ nicht leiden. Meinetwegen. Nur wen juckt’s?

    Es ist sicherlich vorteilhaft als FAZ-Blogger/-Journalist so etwas auszu-, äh, sagen wir: sprechen. Qua „Amt“ steht man quasi unter Intelligenz-/Kennerverdacht.

    Wenn so einer „das Maul aufmacht“, wird’s schon stimmen oder Gehalt haben. (Nicht wie bei diesem tätowierten … äh, …) Naja, mag sein, daß bei der FAZ gut bezahlt wird.

    Und Rassismus? In Deutschland? I wo! Und JJ hat’s ja auch dementiert. Also: Alle Mann wieder hinlegen.

  2. Oliver Fritsch
    Mittwoch, 17. Juni 2009 um 15:53

    Na ja, ich finde, so einfach geht das nicht, Jan. Jones‘ Dementi ist eben nicht besonders glaubhaft.

    Und was Jones als „Charakter“ und „Unangepasstheit“ verlaufen will, sind dumme Sprüche. Oder hat er schon mal substantielles gesagt? Eintracht-Fans! Habt Ihr ein paar Zitate parat?

  3. Ywergnase
    Mittwoch, 17. Juni 2009 um 16:15

    @Oliver Fritsche
    Warum kann man nur „Charakter haben“ bzw. „Unangepasst sein“ wenn man schon einaml etwas substantielles von sich gegeben hat?

    Das J.J. zu dem Schluss kommt das man ihn in Deutschland (er meint voll mehr beim DFB) nicht mag (ihn nicht in den Kader der Nationalmannschaft beruft) weil er schwarz, tätowiert und vorlaut ist, kann falsch sein. Nur das sein Nichtberufung nicht aus Leistungsgünden erfolgt ist, da gebe ich ihm Recht.
    Auch die Begründung von Herr Löw die Nationalmannschaft hätte auf der 6er Position genug Auwahl halte ich für einen Witz. Ein verletzungsanfälliger Frings im Endstadium seiner Karriere und ein Hitzelsberger sind doch etwas wenig. Alle anderen Namen Rolfes, Weis etc reichen nicht einmal zur Qualifikation zur WM

  4. Oliver Fritsch
    Mittwoch, 17. Juni 2009 um 16:30

    Um es klarer auszudrücken: Jones ist ein Schwätzer. Man denke nur an die Geschichte mit van Bommel. Das als Mündigkeit darzustellen, ist daneben. Ein gutes Länderspiel hab ich von ihm noch nicht gesehen. Die Zeit von Frings ist vorbei, das stimmt.

  5. Hermit Derkugel
    Mittwoch, 17. Juni 2009 um 19:00

    Ja, Jones ist wahrscheinlich ein großer Dummschwätzer. Damit wäre er aber im Kreise der Nationalmannschaft (von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen) in bester Gesellschaft 😉

  6. Oliver Fritsch
    Mittwoch, 17. Juni 2009 um 19:09

    Ich weiß nicht, wen Sie meinen, Hermit Derkugel. Aber selbst wenn Sie recht hätten – ist denn jemand darunter, der das zudem als Rückgrat verkauft?

  7. Dülp
    Mittwoch, 17. Juni 2009 um 20:41

    Jermaine Jones ist – unabhängig von aller fußballerischen Klasse – einfach ein Fähnchen im Wind. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass er sich kurz vor seinem Wechsel zu Schalke im Eintracht-Forum gestellt hat (war erstmal ein Riesen-Trara, seine Identität zu bestätigen), um dort zu bekräftigen wie sehr er zur Eintracht steht.

    Er hat wahrscheinlich einfach Nullkommanull Fingerspitzengefühl und ist furchtbar naiv (oder dämlich?). Beim NYT-Interview glaubte er wahrscheinlich, das seine Aussagen niemals deutsche Leserschaft finden würden.

    Das ist wohl ein Problem der heutigen Zeit. Geistig limitierte Fußballer werden auch an ihren Aussagen gemessen.

    Von der Leistung her gehört er für mich in die deutsche Nationalmannschaft und die USA sollten sich mehr als freuen, einen solchen Beißer geschenkt zu bekommen.

  8. BigKahoona
    Mittwoch, 17. Juni 2009 um 21:36

    In meinen Augen gehört ein bisschen mehr dazu in der Nationalmannschaft zu spielen, als „nur“ ein sehr guter 6er zu sein.
    Eine weitere Eigenschaft sollte z.B. sein Respekt vor dem Trainer und den Mitspielern zu haben. Und gerade den Respekt vor den Mitspielern hat er in den letzten Interviews vermissen lassen.
    Es geht nun einmal nicht immer um die besten Spieler, sondern um das beste Team (Phrasenschwein etc.) und in dem Fall hat unser Bundestrainer meiner Meinung nach alles richtig gemacht.

    Dass die Aussagen von JJ bezüglich seines Äußeren einfach falsch und ohne Grundlage sind, sieht denke ich jeder, der sich die Nationalelf, besonders aber die jüngeren Jahrgänge, ansieht. Hat die U17 nicht sogar einen schwarzen Kapitän?

  9. Irländer
    Donnerstag, 18. Juni 2009 um 01:29

    -> BigKahoona

    Soviel Respekt wie Podolski vor dem Kapitän zeigte? Oder doch ein bisschen mehr?

  10. Holz
    Donnerstag, 18. Juni 2009 um 08:38

    Vielleicht kann ich als Anhänger der Eintracht nicht wirklich objektiv über jj oder NadW(Nicht als die Wahrheit), wie er im Eintracht Forum bezeichnet wird, urteilen, Fakt ist aber doch, dass sich der Herr durch seine unbedachten Äußerungen um Kopf und Kragen redet.

    Er ist zwar in gewisser Hinsicht einfach authentisch, geht seinen Weg und gibt seine Ansicht der Dinge wieder. Blöd ist halt nur, dass er oft einfach nur Mist erzählt.

    Ganz konkret kann man durchaus der Ansicht sein, dass er von Löw benachteiligt wird, in diese Zusammenhang aber die Rassismuskarte zu spielen ist selten dämmlich.

    Ich befürchte durch diesen Auftritt könnte er in diversen Bundesligastadien zum Buhmann werden. Nein ich befürchte es nicht,ich erwarte es, ich hab auch nichts dagegen! Bin noch immer beleidigt ob der Umstände seines Abgangs in Frankfurt!!

    In diesem Zusammenhang kann ich nur die Lektüre seiner Beiträge im Eintracht Forum empfehlen. Ich würde behaupten ein solcher Auftritt ist im deutschen Profifußball nicht wirklich oft vorgekommen.

  11. MS
    Donnerstag, 18. Juni 2009 um 09:33

    Ich halte JJ für einen völlig überbewerteten Treter, der auf dem Fußballplatz nichts zu suchen hat. Analog dieser-meiner fußballerischen Charakterisierung verhält er sich jetzt auch wie ein geistiger Amokläufer. Totale Disqualifizierung, dumm sein ist erlaubt, das darf man aber auch gerne mal im Stillen tun.
    Eine der besseren Entscheidungen von Löw, JJ nicht mehr einzuladen.

    Frings‘ Zeit geht dem Ende entgegen, sicherlich richtig. Ziehe ihn trotzdem jederzeit JJ vor (und aller anderen 6er-Kandidaten ebenfalls), insbesondere den Frings aus den zulett gesehenen Pokalspielen. Vielleicht hat er jetzt noch ein (richtig) gutes Jahr, dann reicht es noch einmal als tragende Säule zur WM.

  12. Krögerinho
    Donnerstag, 18. Juni 2009 um 09:50

    @Holz

    Gibt es vielleicht eine nette Zusammenstellung oder Links zu den entsprechenden Einträgen von Herr Jones?

    Das Thema mit dem Abgang von der Eintracht würde mich schon interessieren.

    Zum Thema:

    Jones als Fussballer ist ein guter, der durchaus auch in den engeren Dunstkreis der N11 gehört.
    Aber warum sollte Jogi sich diesen Querulanten freiwillig ins Team holen? Es ist wie im täglichen Leben auffer Arbeit, was nützt mir der fachlich qualifizierte Mitarbeiter, wenn seine Sozialkompetenz gegen null geht?

    Und zu dem Vergleich mit Poldis Ohrefeige an den Capitano: Das war natürlich falsch und darf so auch nicht passieren, nur hat Poldi im Gegensatz zu Jones wesentlich mehr geleistet für die N11. Bei Jones fällt mir dazu folgender Spruch ein: „Kaum drei Haare am Sack, aber schon im Puff vordrängeln“.

    Und zu seinen Rassismusvorwürfen ist genug geschrieben, das ist doch wahrlich richtiger Unsinn. Weil er tätowiert ist, hat er einen Nachteil, tztz. Und der Spruch mit dem nicht blond und nicht blauäugig… Dazu folgender Satz: Dieser Schrank hat keine unterste Schublade.

  13. Fußballer
    Donnerstag, 18. Juni 2009 um 10:33

    Farbig, extreme Tattoos und dann – das war sicher das schlimmste für Löw – auch noch mündig und kein Duckmäuser. Das war dann doch etwas zu viel für Löw, Bierhoff und den Rest des spießigen DFB.
    Insofern passt Jones wirklich nicht in Löws Team von Duckmäusern.

    Sportlich ist Löws Entscheidung überhaupt nicht nachzuvollziehen, wenn man sieht wer ihm in der Nationalmannschaft vorgezogen wird. Jones bringt in seinem Verein konstant sehr gute Leistungen (auch z.B. auf der neuen kicker-Rangliste ist er Nummer 1 auf seienr Position). Gerade so ein Kämpfer wie Jones würde der Nationalmannschaft richtig gut tun, zumal auf seiner Position kein überangebot besteht.

    Wahrscheinlich hätte Jones stromlinienförmiger werden sollen oder nach Hoffenheim oder Stuttgart wechseln müssen um leichter bei Löw nominiert zu werden. Oder irgendwohin in die baden-württembergische Heimat von Löw halt.

    Große Sorgen macht mir auch etwas anderes: Wenn man sich die Reaktionen (u.a. der Presse und des DFB und von Bierhoff) gegen Jones ansieht, dann darf man gespannt sein, was diese ganze Stimmungsmache gegen Jones noch alles bewirkt. Möglicherweise bewahrheiten sich die von Jones gar nicht geäußerten und dementierten Rassismusvorwürfe im Nachhinein ja doch noch, nämlich dann, wenn Jones durch die Stimmungsmache in der neuen Bundesligasaison ein Spießrutenlaufen in den Stadien bevorsteht. Befürchten muss man das, wenn sogar DFB-Funktionäre wie Bierhoff und die Presse die Stimmung gegen Jones regelrecht anheizen.

  14. BigKahoona
    Donnerstag, 18. Juni 2009 um 10:47

    => Irländer

    Die Situation stellt sich in meinen Augen dann doch ein bisschen anders dar.

    Podolski hat in einer emotional aufgeladenen Situation auf dem Feld seine Fassung verloren. JJ redet sich nun aber schon seit geraumer Zeit um Kopf und Kragen.

  15. Jan
    Donnerstag, 18. Juni 2009 um 10:51

    @OF: Ich wäre mir nicht so sicher, ob ich es mir zu einfach mache, oder die versammelte Presse, die auf JJ einteufelt.

    Ich verpasse der Diskussion jetzt noch einen weiteren Dreh: JJ hat sich entschieden, ausgerechnet für die USA zu spielen. Na gut, so viel „Auswahl“ hatte er nicht. Und ja, seit Obama sind die Staaten ja nicht mehr so sehr des dummen Teufels, und JJ und Obama haben etwas gemeinsam: einen schwarzen Vater und eine weiße Mutter. Obama kann halt was besser reden …

    Dennoch, IMHO könnten tiefsitzende anti-amerikanische Ressentiments hinter einigen Anti-JJ-Äußerungen stecken.

  16. Henk
    Donnerstag, 18. Juni 2009 um 12:22

    @Jan:
    Zugegeben: Auch für mich (Wohnhaft in Essen, Fußballherz in Mönchengladbach, ohne jegliche Vorbehalte gegen Schalke) sieht es so aus, als sei Jogi Löw regional vorbelastet und in der Auswahl seiner Nationalspieler nicht immer gänzlich neutral. Letztlich stellt sich doch in einigen Fällen die Frage: „Warum der x, warum nicht der y?“ Das mag – bezogen auf die Leistung auf dem Platz – auch auf Jermaine Jones zutreffen.

    Eine nicht erfolgte Nominierung aber mit Rassismus, Antiamerikanismus, Antitätowierismus, Antischalkeritis oder Anti-Antistromlinienformismus zu erklären, greift aber aus meiner Sicht sehr kurz. Muss immer gleich die ganz große Karte gespielt werden? Kann man nicht schlicht und einfach vom Gesamtpaket „Jones“ im bestehenden Gefüge nicht überzeugt sein?

    Ich kann von außen kein rassisitischen oder sonstiges Muster hinter der Nichtberücksichtigung erkennen, unter dem dann auch Spieler wie Asamoah oder Odonkor hätten leiden müssen (oder waren die reine „Quotenschwarze“). Ist Owomoyela ebenso ein Opfer des Fußballrassismus? Wurde Frings wegen seiner großen Klappe und mangelnder Stromlinienförmigkeit zeitweise nicht berücksichtigt? Ist er jetzt brav geworden und gnädig wieder aufgenommen worden? Oder hat bei ihm nicht vielleicht doch die Leistung nicht gestimmt?

    Wenn ich von einem Menschen abgelehnt werde, ist es immer leicht Gründe zu finden, die mit mir als Person nichts zu tun haben. Ich kann argumentieren, dass ich z.B. als Gladbachfan, als Ruhrgebietler, als Deutscher mit polnischen Vorfahren, als Brillenträger, Biertrinker oder Funk-Musiker abgelehnt werde. Es könnte alles sein. Es könnte aber auch sein, dass ich mich schlicht und einfach mal daneben benehme und die Umwelt recht hat.

    BTW: Alltäglicher Rassismus im Stadion ist ein – aus meiner Sicht – immer noch nicht entschieden genug angegangenes Problem. Wenn Jermaine Jones sich auf den Rassismusschmollwinkel zurückzieht, verharmlost er diese Problem und erweist der Bekämpfung des Rassismus einen Bärendienst. O.K., vielleicht ist das einfach nicht sein Thema und ihm herzlich egal – es wäre sein gutes Recht.

    Recht hat er aber deshalb trotzdem nicht. Die Reaktionen auf sein Interview sind deshalb möglicherweise kein Ausdruck von Rassismus, sondern Ausdruck der Ablehnung der Person Jermiane Jones und seiner Selbsteinschätzung.

    Oder?

  17. Oliver Fritsch
    Donnerstag, 18. Juni 2009 um 13:01

    @Jan: Antiamerikanismus möchte ich für mich ausschließen dürfen. Und zwar mit einem drei Jahre alten Beitrag:
    http://www.indirekter-freistoss.de/2006/03/22/171/

    Zudem bezweifle ich Jones‘ taktische Qualität. Und die Kompetenz des kickers gleich mit.

  18. michasMeinung
    Donnerstag, 18. Juni 2009 um 13:49

    Jones neigt wohl dazu, sich von aussen behindert zu sehen. Sowohl in Frankfurt (oder?) als auch immer wieder auf Schalke bezeichnete er seine Mitspieler als zu schlecht, um seinen Ambitionen gerecht zu werden; jetzt sind es angeblich Hautfarbe und -bemalung, die ihn ungerechtfertigterweise ausbremsen.
    Soweit so dumm.
    Aber.

    a Er ist Fussballer, nicht Soziologe oder Medienschaffender; wenn alle Kicker, die nicht so helle …

    b Ich z.B. kann seine Zurücksetzung zugunsten von Leuten wie Rolfes oder Frings auch nicht nachvollziehen; die sind beide nicht klar besser, meiner Meinung nach in der letzten Saison über mehrere Spiele im Verein gesehen schlechter.
    Da bin ich nicht kompetent, sehe aber Frings defensiv bei weitem nicht fehlerlos, offensiv meistens schwach.
    Auch Rolfes nach vorne oft lau; das mag aber auch taktische Qualität sein ;-), das Fass mit Labbadias Kritik zeig ich vor, mach’s aber hier nicht auf, trotzdem ein Prost auf Führungsschwiegersohn Rolfes.

    Bei beiden fragt man sich jonesunabhängig, warum sie Nationalelf spielen sollten.

    c Womit man bei Löw usw. ist. Der scheint mir, was Auswahl und Begründung angeht, mit seinen Kandidaten nicht sauber umzugehen.

    Und die Reaktion „Persönliche Vorlieben für Vereinsumfelder oder Leisetreter gibt’s nicht; Rassismus schon überhaupt nicht“ stösst mir auch etwas auf, „Die Kritik ging gar nicht! Das alleine rechtfertigt uns nachträglich“ erinnert unangenehm an die Fälle Frings, Hildebrand, Kuranyi.

    Also: alle reden Unsinn und füllen damit das Sommerloch.
    Da mach ich doch gerne mit: Jones ist blöd, trotzdem individuell besser als Jones und Rolfes, und Löw und Co. haben trotzdem bzw. sowieso unrecht!

    Weitermachen!

  19. Holz
    Donnerstag, 18. Juni 2009 um 14:47

    @krögerinho
    http://www.eintracht.de/meine_eintracht/forum/1/11107741/?page=7#f11730507

    Der oben stehende Link führt zu einer Diskussion im Eintrachtforum, in welche sich JJ als JermaineJuniorJones einschaltete. Allein die Beiträge, welche verfasst wurden, bis wirklich klar war, dass es sich um JJ handelte, sind lesenswert.

    Im Fortgang gab es dann noch einen Beitrag, den JJ selbst eröffnete. Nutzt die Suchfunktion.

    Gruss Holz

  20. Herr Wieland
    Donnerstag, 18. Juni 2009 um 23:14

    Ein gutes Länderspiel hab ich von ihm noch nicht gesehen.

    Er hat auch nie ein ganzes Länderspiel absolviert. 99 Spielminuten, davon 2 x 45 in Spielen, in der die Nationalmannschaft zweimal verdient nicht gewann und von kaum einem Spieler viel Gutes zu sehen war.

    Dafür gab es von Jones schon ziemlich gute Leistungen in der Champions League, gegen Chelsea, Barca, Porto. Naja, und in der Liga eben auch. Jones ist der eigentliche Grund, wieso Schalke, trotz Alter Herren und einem Rookie in der Innenverteidigung, die wenigsten Gegentore kassiert hat.

    Aber ich sehe ein, in diesem Beitrag geht es nicht ums Sportliche.

  21. Oliver Fritsch
    Freitag, 19. Juni 2009 um 08:42

    Es stimmt schon, Herr Wieland, Jones hätte mehr Chancen verdient gehabt. Gerade wenn man bedenkt, dass in der Nationalelf derzeit vieles unrund läuft. Ich hab Champions-League-Spiele von Schalke in Erinnerung (etwa Chelsea), in denen er derjenige war, der das höchste Tempo gehen konnte.

    Andererseits hat Jones noch nicht allzuviel erreicht in seiner Karriere. Was ist die beste Platzierung am Saisonende? Und über die (ehemaligen) Mitspieler herziehen so wie jetzt – na ja, wat solls? Er hat halt ein Handicap: Stichwort Ben Gurion …

    Worauf ich gespannt bin: wie sich Magath gegenüber Löw und Bierhoff positionieren wird. Kuranyi und Jones sind ja schon zwei Fälle.

  22. Uncle Jack
    Samstag, 20. Juni 2009 um 04:15

    Ich lebe in den USA und habe die New York Times seit etwa zwanzig Jahren abonniert. Man soll ja nun sicherlich nicht alle Times-Mitarbeiter über einen Kamm scheren und alles in allem halte ich ja, ganz offenbar, die NYT für eine relativ gute Zeitung … aber daß die NYT, im Durchschnitt (!), etwas von einer latenten anit-deutschen Haltung hat … das würde ich schon sagen.

    Das heist natürlich nicht, daß in diesem konkreten Fall der Autor dieses Blogs irgendwelche Aussagen von Jones verdreht oder aus dem Zusammenhang gerissen hat. Aber ganz ausschließen würde ich es nun wiederum auch nicht.

  23. adolfo
    Dienstag, 23. Juni 2009 um 15:38

    Das Problem ist, dass viele Fussballer Renitenz und schlechtes Benehmen mit Charakterstärke und Zivilcourage verwechseln. Da werden unprofessionelle Dummschwätzer gerne zu „den letzten echten Typen“ etc. hochgejazzt. Für JJ gilt sicher: „Hättest Du geschwiegen, dann wärst du Philosoph geblieben“. Habe da wenig Mitleid.

  24. Bananenmanni
    Donnerstag, 25. Juni 2009 um 13:55

    Schwarze Nationalspieler gabs ja schon mal. (Asamoah), tatöwiert, ob extrem oder weniger extrem) sind sie doch fast alle. (auch Frings, eher extrem). Maulhelden gab es in der langen Geschichte der Nationalmannschaft ebenfalls: (Breitner, Effenberg, Stein, Frings, etc.) Insofern ziehen diese Argumente doch kaum. Gesunde Selbsteinschätzung gepaart mit der richtigen Mischung Selbstvertrauen, dazu die entsprechende Leistung auf und neben dem Platz, an solchen Spielern kann Löw wohl kaum vorbei. Jones hat all diese Tugenden leider nicht. Dass was ihm fehlt, hat offenbar seine Schwester abbekommen.

  25. Holz
    Freitag, 26. Juni 2009 um 08:06

    @Bananenmanni
    Solltest Du Steffi Jones für die Schwester von JJ halten, liegst du leider (oder besser zum Glück) falsch. Kommen zwar beide aus Ffm.-Bonames, sind aber keine Geschwister!

  26. Bananenmanni
    Freitag, 26. Juni 2009 um 11:21

    Upps ! Da habe ich wohl schlecht recherchiert. Zitat WIKI: „Steffi Jones ist nicht mit Schalke 04-Spieler Jermaine Jones verwandt. Ihre Mutter war allerdings Tagesmutter von Jermaine Jones, daher kennen sich die beiden. Beide wuchsen außerdem im selben Stadtteil (Frankfurt-Bonames) auf.“

    Dann ziehe ich diese Behauptung natürlich zurück.

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