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Deutsche Elf

Palastrevolte gescheitert

Oliver Fritsch | Sonntag, 21. Juni 2009 Kommentare deaktiviert für Palastrevolte gescheitert

Theo Zwanziger stellt sich eindeutig hinter Joachim Löw und Oliver Bierhoff und maßregelt Matthias Sammer, hinter dessen Attacke Franz Beckenbauer und Wolfgang Niersbach stecken könnten – die SZ schreibt es auf

Gute Berichterstattung gestern in der SZ über den Konflikt zwischen Matthias Sammer auf der einen und Oliver Bierhoff und Joachim Löw auf der anderen Seite. Steile Thesen, gut belegt. Präsident Theo Zwanziger hat sich per Telefonkonferenz eingeschaltet und Sammer, der diffus seine Ambitionen geäußert hatte, zur Raison gerufen: „Solche Aussagen sind unklug. Die sollen ihre Verträge lesen: Darin steht klar, der Bundestrainer hat das letzte Wort.“

Die Frage, ob Sammers Aussagen aus dem FAZ-Interview seinen Machtanspruch belägen, bejaht Zwanziger: „Das ist keine völlig falsche Interpretation. Daraufhin habe ich gesagt: Freunde, das geht nicht. Er muss seine Dynamik, seine Emotionalität in den Grenzen bewegen, die einem Sportdirektor im Verhältnis zum Bundestrainer gegeben sind.“ Eine öffentliche Maßregelung.

„Es gab ein paar Dinge“, gesteht Sammer kleinmütig, „die ich erklären musste“. Und weiter: „Ich kann absolut verstehen, dass der Präsident in der jetzigen Phase so ein klares Wort sprechen muss.“ Die SZ schreibt: „Sammer kommt angeschlagen aus der von ihm angezettelten Affäre.“

Zudem vermutet die SZ Franz Beckenbauer im Hintergrund, der als Fürsprecher Sammers gilt – und dessen Ruf mit Scheinangeboten des FC Bayern aufgewertet habe. Auch Beckenbauer-Adlatus Wolfgang Niersbach „habe die Attacke abgesegnet“.

Machtkampf per Machtwort beendet

Im Kommentar billigt Thomas Kistner (SZ) das Eingreifen Zwanzigers: „Dass er die U21-EM zur Bühne seines Duells mit Löw machte, zeigt, dass der knurrige Fußballkärrner, dem es angeblich stets nur um Sachfragen geht, auch in der Eigen-PR durchaus hemdsärmeliges Engagement entwickeln kann. Dass er die Bühne aber nutzt, um die Position des Bundestrainers anzugreifen und sich selbst ins Spiel bringt – da musste Zwanziger eingreifen. (…) Es lauerte die Palastrevolte – das hat Zwanziger erkannt. Deshalb stärkt er dem Duo Löw/Bierhoff den Rücken so kompromisslos, wie Sammer zuletzt deren Demontage betrieb. Zwanziger blieb gar nichts übrig, als den Machtkampf per Machtwort zu beenden.“ Über Sammer heißt es: „In punkto Personalpolitik fehlt ihm noch die Turnierreife.“

Michael Horeni (FAZ) hingegen beschränkt den Konflikt auf Sammer und Bierhoff: „Das Verhältnis von Sammer und Löw ist nicht das Problem. Der Präsident betonte ausdrücklich die gute Zusammenarbeit zwischen Bundestrainer und Sportdirektor in der Vergangenheit. Das Problem liegt in der Beziehung zwischen Sammer und Bierhoff.“ Dem Text entnehmen wir auch, dass eine gemeinsame Presseerklärung an unterschiedlichen Vorstellungen über den Inhalt gescheitert sei.

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