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Internationaler Fußball

Nur hinter den Kulissen

Frank Baade | Dienstag, 14. Juli 2009 Kommentare deaktiviert für Nur hinter den Kulissen

Ein Gericht löst die ukrainische Liga auf, eine EM 2012 mit deutschen Austragungsorten wird immer wahrscheinlicher; auf der Bank Real Madrids versucht sich mit Manuel Pellegrini ein „verschlossener Intellektueller“

In der ZEIT informiert Knut Krohn aus Warschau über die aktuelle Lage im ukrainischen Fußball: „Nun hat das Nationalgericht auch noch die höchste Spielklasse des ukrainischen Fußballs aufgelöst. Die Statuten für den Spielbetrieb entsprächen nicht dem ukrainischen Gesetz, urteilten die Richter in Kiew. Gleichzeitig wurden alle Ergebnisse seit dem Jahre 1996 annulliert und so 13 Jahre Fußballgeschichte der Ukraine einfach für null und nichtig erklärt. (…) Das juristische Durcheinander ist ein neuer schwerer Rückschlag für die EM-Planungen. Seit der Vergabe des Turniers vor zwei Jahren droht die Uefa dem ukrainischen Verband, ihm die EM wieder zu entziehen.“ Als Ersatzausrichter schon lange im Gespräch ist Deutschland mit den zwei Austragungsorten Berlin und Leipzig. „Der Deutsche Fußball-Bund bereitet sich längst auf dieses Szenario vor – allerdings nur hinter den Kulissen. Öffentlich will sich der DFB nicht äußern.“

Michael Horeni ergänzt in der FAZ zu den Gründen für die juristische Auseinandersetzung um den ukrainischen Liga-Fußball: Die vom Klub aus Dnjepropetrowsk ausgehende Klage gegen die Gültigkeit der Liga-Regularien könnte auch mit der Entwicklung um die EM 2012 zu tun haben, als Konter für den Ausschluss Dnjepropetrowsk nämlich. Die Uefa hatte im Mai nur Kiew als ukrainischen Austragungsort bestätigt. Während den Städten Donezk, Charkow und Lemberg Zeit bis zum 30. November gegeben wurde, um Mängel zu beheben, sind Dnjepropetrowsk und Odessa endgültig aus dem Rennen – „für die dort ansässigen Oligarchen eine Niederlage, die womöglich auch kompensiert werden will“, mutmaßt Horeni.

Vom System Profifußball verzogene Stars

Dass Real Madrids Trainer den schwersten Job der Welt (im Fußball) hat, ist keine neue Erkenntnis. Zum neuen Mann auf diesem Posten, Manuel Pellegrini, liest man von Helmut Krähe in der Welt: „Im Geiste ist Pellegrini, der 13 Jahre in Chile spielte, 28 Länderspiele absolvierte und nebenbei noch einige Zeit als Ingenieur arbeitete, längst in der neuen Spielzeit. ‚Der Trainer steht über der Mannschaft, er bestimmt zum Wohle des Ganzen das Konzept‘, ist sein Motto. Im Klartext: Pellegrini weiß sehr wohl, dass er wie nie zuvor in seiner Karriere als Dompteur einer Gruppe vom System Profifußball verzogener Stars gefordert ist, wenn er den Erfolg zurück nach Madrid holen will. Denn eines hat sein Vereinschef Perez aus seiner ersten Amtszeit 2000 bis 2006 gelernt: Ohne einen Trainer, der seiner Elf gewachsen ist, geht es nicht. Dass der knorrige und wenig glamouröse Vicente del Bosque so einer war, merkte Perez erst, als es zu spät war und er ihn 2003 weggeschickt hatte. Auf der Real-Bank versuchte sich eine Unmenge Nachfolger, Titel gab es fortan aber nicht mehr.

Dieser Fehler soll Perez nicht noch einmal unterlaufen. Pellegrini, der seinen Spitznamen ‚El Ingeniero‘ nicht nur seinem gelernten Beruf, sondern auch seinem akkuraten und Disziplin einfordernden Arbeitsstil verdankt, gelangte nicht wegen seiner Titel als Trainer in Chile, Argentinien und Ecuador ins Visier Reals, sondern wegen der fünf Jahre, die er beim FC Villarreal auf der Bank saß und den Kleinstadtverein 2005/2006 ins Halbfinale der Champions League führte. Bei seinem abgeklärten Umgang mit den Stars setzt der immer etwas verschlossen wirkende Pellegrini ganz offen auf seine intellektuelle Überlegenheit. Eine seiner Überzeugungen dürfte die millionenschweren Spieler besonders interessieren: ‚Sollte unsere Motivation nur das Geld sein, ist das Scheitern programmiert.‘ Ein Satz, der auch Florentino Perez nachdenklich stimmen dürfte.“

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