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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Am Grünen Tisch

Sonderkommission Organisierte Kriminalität

Frank Baade | Montag, 20. Juli 2009 2 Kommentare

Der „Fall Pizarro“ zieht immer noch Kreise, Willi Lemke steht im selben Zusammenhang, aber aus anderen Gründen in der Kritik

Spiegel Online berichtet von einer Selbstanzeige Claudio Pizarros im Fall des Spielers Silva. Bei dessen Transfer von Cristal Lima zu Werder Bremen solle Pizarro als Teil-Inhaber der Transferrechte mitverdient und die eingenommenen Gelder, obwohl zu diesem Zeitpunkt in Deutschland steuerpflichtig, nicht versteuert haben: „Pizarro bestreitet das, er habe in seiner Karriere als Profi ‚immer strikt alle Steuern bezahlt‘. Zuvor waren bereits Vorwürfe laut geworden, dass die Agentur, an der Pizarro angeblich beteiligt gewesen war, für die Vermittlung des peruanischen Verteidigers Santiago Acasiete 2004 an den spanischen Club Almería insgesamt 528.000 Euro kassiert haben soll. Bei dem peruanischen Club Cienciano de Cusco, bei dem Acasiete bis dahin unter Vertrag gestanden hatte, seien davon jedoch nur 114.000 Euro angekommen, hieß es. In Lima interessiert sich inzwischen sogar eine Sonderabteilung für Geldwäsche und Organisierte Kriminalität wegen des Verdachts der Geldwäsche für Pizarro. Pizarros Anwalt erklärt, sein Mandant habe sich nie etwas zuschulden kommen lassen.“

Lemke verschleppt den Bericht

In der Welt beschreibt Kai Niels Bogena die Unruhe bei Werder Bremen um den Aufsichtsratsvorsitzenden Willi Lemke, die mit Zahlungen im Fall Pizarro verbunden ist: „Aufsichtsratskollegen werfen Lemke vor, einen Bericht der Wirtschaftprüfungsfirma PricewaterhouseCoopers zurück zu halten, den er im Frühjahr selbst in Auftrag gegeben hatte. Die renommierte Agentur untersuchte die Finanzaffäre um den früheren Vorsitzenden der Werder-Geschäftsführung, Jürgen L. Born, der im März auf Drängen Lemkes von seinem Amt zurückgetreten war. Gegen Born gab es den Verdacht, dass er sich an einem Spielertransfer vor acht Jahren bereichert haben soll. Aufsichtsrat Schulz wirft seinem Chef vor, Born vorschnell fallen gelassen zu haben: ‚Born ist voll rehabilitiert.‘ Schulz fordert jetzt konkret, dass Lemke den Bericht veröffentlicht und sein voreiliges Abrücken von Born eingesteht: ‚Lemke verschleppt den Bericht, weil er dann seine Schuld eingestehen muss.‘ Das Aufbegehren gegen den einflussreichen Aufsichtsratschef kommt überraschend, nachdem der Klub und seine Mitarbeiter zumindest öffentlich immer treu zu Lemke gestanden hatten. Der wechselte 1999 in die Politik, behielt aber einen Posten im Werder-Aufsichtsrat und führt das Gremium seit 2005. Dort hatte er stets Loyale hinter sich und attackierte wichtige Entscheidungen wie beispielsweise den nicht umgesetzten Stadionausbau auf 50.000 Plätze vor zwei Jahren. Erst durch die Wahl von Werner Brinker (im Jahr 2007) sowie Niels Stolberg (2008) in den Aufsichtsrat veränderten sich die Machtverhältnisse. Brinker, Geschäftsführer eines Oldenburger Energiekonzerns, und der Bremer Reeder Stolberg zählen zu Werder Bremens Hauptsponsoren und unterstützen den Verein nach Schätzungen jeweils jährlich mit einer Million Euro. Entsprechend groß ist ihr Einfluss.“

Kommentare

2 Kommentare zu “Sonderkommission Organisierte Kriminalität”

  1. JJFlash
    Montag, 20. Juli 2009 um 13:55

    So interessant das Thema des Artikels aus der Welt ja sein mag, ich würde es begrüßen, wenn man abwartet, bis andere Quellen als Kay Nils Bogena, der mir bisher noch nie durch Qualitätsjournalismus aufgefalen ist, zur Verfügung stehen, bis man das Thema aufgreift.

  2. MS
    Montag, 20. Juli 2009 um 15:14

    Was KNB angeht: Kann man so sehen. (Insbesondere wenn man sich den „Kampfartikel“ in einem Bremer Anzeigenblättchen vom Sonntag anguckt – kommt (kam?) so oder so ähnlich vllt. auch in der Welt).

    Aber immerhin hat Hans Schulz dem Weser-Kurier gegenüber seine, auch Willi Lemke so bekannte Aussage und Meinung, bestätigt. KNB-Bashing oder Zweifel an der Quelle „Welt“, so berechtigt sie sonst sein mögen, scheinen mir daher fehl am Platz. Zudem pfiffen schon vor Wochen die Spatzen – bereits VOR der Meldung über den für Born positiven Zwischenbericht – die Spatzen entsprechende Liedchen.

    Ganz unabhängig davon: Der Wadenbeißer WL hat sich sowieso überlebt und sollte schleunigst seinen Hut nehmen. Mein Gewissen ist rein – die Wahl war nicht einstimmig.

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