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Internationaler Fußball

Immer am Rande des Abgrunds

Frank Baade | Montag, 12. Oktober 2009 Kommentare deaktiviert für Immer am Rande des Abgrunds

Der türkische Nationaltrainer Fatih Terim wird zurücktreten, Argentinien erhält Aufschub von der Nicht-Qualifizierung, Morten Olsen qualifiziert seine Dänen mit Disziplin und Kampfesfreude

Tobias Schächter weiß in der taz, dass der türkische „Kaiser“ bald keiner mehr sein wird. Zu wechselhaft trete das türkische Team auf: „Kaum, dass sich die Türken nach dem dritten Platz bei der EM 2008 wieder einmal auf Augenhöhe mit den großen Fußballnationen wähnten, sind sie auch schon wieder abgestürzt. Im türkischen Fußball ist die Krise die Konstante, Kontinuität nur im immer wiederkehrenden Auf und Ab, in den steilen Aufstiegen und den tiefen Abstürzen. Terim sagte einmal, dass die Türken es liebten, am Abgrund spazieren zu gehen. Das Comeback der Türkei auf der großen Fußballbühne währte nur 16 Monate. Wie schon nach dem dritten Platz bei der WM 2002 scheiterten die Türken in der darauf folgenden Qualifikation für das nächste große Turnier. Im Erfolg hat sich Terim immer als großer Retter feiern lassen, der seine Spieler aus einer schier aussichtslosen Situation geführt hat. Dass er seine Mannschaften immer auch selbst an den Rand des Abgrunds manövriert hat, verschwieg er notorisch. Diesmal aber ist er wieder einmal grandios abgestürzt. In Terims Rücktrittsankündigung erkennen viele eine Chance auf einen Mentalitätswechsel.“

Erschreckende Defizite

Tobias Käufer (Tagesspiegel) berichtet von einem erstaunlichen Comeback eines argentinischen Spielers: „Das Trikot vom Leib gerissen und die Arme weit ausgebreitet, wartete Siegtorschütze Martin Palermo im strömenden Regen auf die Lobpreisungen des argentinischen Fußballgottes. ‚El Loco‘ (Der Verrückte), wie die argentinischen Fans Martin Palermo nennen, musste zehn Jahre auf seine Rehabilitation als argentinischer Nationalstürmer warten: Bei der Copa America 1999 in Paraguay fand die Nationalmannschaftskarriere des Stürmers ein schmähliches Ende. Gleich drei Elfmeter konnte Palermo an jenem Juliabend in einer Vorrundenpartie gegen Kolumbien nicht im Tor unterbringen. Das brachte ihm nicht nur einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde, sondern auch die jahrelange Abstinenz in der Nationalmannschaft ein. (…) Der Siegtreffer übertünchte die erneut erschreckenden Defizite im Spiel der Gastgeber. Vergessen, dass gerade einmal 120 Sekunden vor dem argentinischen Siegtreffer das Aus drohte, nachdem der Peruaner Hernan Rengifo zum 1:1 getroffen hatte. Vergessen, dass unmittelbar nach dem 2:1 erneut Rengifo in der 95. Minute mit einem Distanzschuss vom Mittelkreis gleich nach Wiederanstoß nur die Latte des argentinischen Tores traf. Und vergessen blieb auch der kuriose Wechsel Maradonas, der für den zum 1:0 erfolgreichen und überzeugenden Länderspiel-Debütanten Gonzalo Higuain ausgerechnet Martin Demichelis brachte, der nach seiner Verletzungspause noch ohne Spielpraxis war.“

Alter Mann fährt zur WM

Dänemark ist nach zweimaligem Aussetzen wieder für ein großes Turnier qualifiziert. Hannes Gamillscheg hört es in der Stuttgarter Zeitung knallen: „Das ‚Danish Dynamite‘ zündet wieder: Mit einem 1:0-Erfolg gegen den Erzrivalen aus Schweden sicherte sich Morten Olsens Team vorzeitig die WM-Tickets für 2010. Würden Zlatan Ibrahimovic und seine Schweden bei der WM zusehen müssen, wäre die Karriere von Lars Lagerbäck wohl zu Ende. Der Teamchef wird in seiner Heimat bereits seit einiger Zeit angefeindet, obwohl er sein Team zu fünf Endrunden geführt hat. Morten Olsen sitzt dagegen fest im Sattel. Mehr noch, er ist in seinem zehnten Jahr als Dänen-Coach auf dem Gipfel seiner Popularität angelangt. (…) Es ist ein fulminantes Comeback. Zu Beginn der Qualifikationsrunde, nach einem 0:0 gegen Ungarn, war Olsen von seinen Kritikern noch als ‚alter Mann‘ verhöhnt worden – und seine Mannschaft als das ’schlechteste Dänenteam aller Zeiten‘. Vier Tage später stellte dieses Team dann in Lissabon gegen Portugal den Spielverlauf auf den Kopf, als es in den letzten drei Minuten aus einem (schmeichelhaften) 1:2 ein (aberwitziges) 3:2 machte. Und seither gab man die Gruppenspitze nie wieder ab.“ Viele Siege seien in der Entstehung ähnlich glücklich wie dieser gewesen. „Doch ein Team, das trotz spielerischer Unterlegenheit aus den vier Spielen gegen Portugal und Schweden zehn von zwölf möglichen Punkten holt, hat nicht nur Glück. Diszipliniert und kampffreudig praktizierten die Dänen ihr 4-3-3-System. So hätte zuletzt nur noch ein betrunkener Anhänger, der einen Spielabbruch provoziert wie vor zwei Jahren, als es ebenfalls gegen Schweden ging, die dänische WM-Qualifikation gefährden können. Doch dieses Mal hatten im Kopenhagener ‚Parken‘ auch die Stadionordner alles im Griff.“

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