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Internationaler Fußball

Fußball-Monopoly funktioniert nicht mehr

Frank Baade | Mittwoch, 28. Oktober 2009 Kommentare deaktiviert für Fußball-Monopoly funktioniert nicht mehr

Der Fußballmarkt in Italien ist erschlafft, ausländische Investoren schrecken zurück, der FC Basel löst sich überraschend schnell von Ex-Trainer Gross‘ Fußball, der FC Liverpool bleibt für Hanebüchenes gut

Tom Mustroph zeichnet im Tagesspiegel den Niedergang des italienischen Fußballs nach. Sportlich sei dieser nur noch Mittelmaß. „Was die professionellen Beobachter aber noch mehr erschreckt, ist die Tatsache, dass das italienische Fußball-Monopoly nicht mehr funktionieren will. Nicht nur der Spielermarkt ist in dieser Saison eingebrochen. Vorbei sind auch die Zeiten, als ein mittelständischer Unternehmer wie etwa Maurizio Zamparini sich über Pordenone, Venedig und Palermo in die erste Liga kaufen und bei allen Transaktionen sogar noch finanziellen Gewinn einstreichen konnte. Wer [einen Verein] ernsthaft abstoßen will, muss viel Geduld mitbringen – und auf Investoren aus dem Ausland warten.“ Derer gebe es einerseits ausreichend, andererseits „zogen sie alle nach genauerer Prüfung der Bücher wieder ab. Ob sie hier oder dort auf eine doppelte Buchführung wie einst bei Juventus Turin gestoßen waren, blieb unbekannt.“ Zwar habe Berlusconi für seinen AC Mailand Verkaufsabsichten dementiert, dass er die zu zahlenden Spielergehälter deutlich gesenkt habe, sei aber Anzeichen dafür, dass ein Verkauf zumindest denkbar bliebe. Gleichzeitig beteilige er sich an der Einführung von Gesetzen, die die finanzielle Situation für die Klubs weiter verbessere.

Konstante im Kulturwandel

Flurin Clalüna (NZZ) beobachtet den FC Basel im Wandel nach der Ära Christian Gross: „Es ist ein Ablösungsprozess, der noch nicht zu Ende ist. Gross hat den FCB so geprägt wie vielleicht kein Schweizer Trainer einen anderen Verein. Dieses Erbe anzutreten, ist für seinen Nachfolger Thorsten Fink nicht einfach. In jeder Frage steckte bis vor kurzem ein Vergleich mit Gross. Es ist die grosse Frage in Basel, ob man nach einem Jahrzehnt unter dem Trainer Gross auch anders nachhaltig erfolgreich sein kann, als er es verlangt hatte. Es gibt noch keine abschliessenden Antworten, aber nach knapp fünf Monaten unter dem Trainer Fink Hinweise. Der FCB gewann seit Mitte September neun von zehn Pflichtspielen in Meisterschaft, Cup und Europa League. Das Team ist zusammengewachsen; auch die Spieler wollten den Stilwechsel nach der Ära Gross, sie sagten, es sei jetzt wieder eine Freude, so zu spielen, aber es wurde Herbst, bis sie selber verstanden hatten, was das genau bedeutet. Der FCB zweifelt nicht mehr, er hat sein Selbstbewusstsein wiedergefunden. Das ist beim ganzen Kulturwandel die Konstante, die er nicht verlieren will.“

Surreale taktische Veränderungen

Hanspeter Künzler (NZZ) ordnet den gegenwärtigen Zustand eines englischen Klubs ein: „Dem FC Liverpool unter Trainer Rafael Benitez beliebt es, mit Überraschungen aufzuwarten. Mysteriöse Spielerwechsel, unerklärliche Transfers und surreale taktische Veränderungen gehören zum Alltag. Kuriose Formschwankungen leider auch. Während der gesamten letzten Saison verlor man bloß zwei Spiele. Nicht weniger als elf, zum Teil ans Peinliche grenzende Remis sorgten dafür, dass Liverpool am Schluss dennoch vier Punkte Rückstand auf den Meister verzeichnete. In der neuen Saison sollten solche Pannen nicht mehr auftreten. Nach zehn Premier-League-Runden hat Liverpool bereits viermal verloren. Es zeigt sich, dass das Schicksal der ‚Reds‘ heute genauso desperat von Gerrard und Torres abhängt wie in der letzten Saison. Gern wird Benitez derzeit auch vorgerechnet, dass er seit Juni 2004 immerhin 256 Millionen Pfund für neue Spieler ausgegeben hat (im gleichen Zeitraum verprasste Chelsea 302 Millionen Pfund, Manchester United 176 Millionen und Arsenal 102 Millionen).“ Zumindest in der aktuell letzten Partie gegen die ‚formstarken Stars‘ von Manchester United erholte sich Liverpool aber von der Krise: ein 2:0-Sieg gelang.

Lesenswertes gibt es tatsächlich auch über Lothar Matthäus, sein zur Zeit anscheinend verändertes Verhältnis zur Bild-Zeitung und seine Verhandlungen mit einem argentinischen Klub, dem er just via SMS absagte, von Markus Leiter in einem Beitrag auf Leiters Blog (via BILDblog).

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