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Bundesliga

Zeugnis von Größenwahn

Frank Baade | Dienstag, 5. Januar 2010 Kommentare deaktiviert für Zeugnis von Größenwahn

Beim HSV scheint man es weiterhin nicht eilig zu haben mit der Sportdirektorensuche – Wie ist Bancé wirklich? – Kleinerer Radau in Bremen, während der VfB Stuttgart ausmistet und sich konzentriert

Im Rund-Magazin fürchtet Roger Repplinger, dass der HSV einen oder mehrere Fehler begeht: Aufsichtsratsvorsitzender Horst „Becker sagt inzwischen, ‚dass wir das letzte halbe Jahr auch ohne Sportchef gut überstanden haben‘. Das ist bestenfalls naiv, denn in der laufenden Saison arbeiten gute Sportdirektoren, wie ihn der HSV mit Beiersdorfer hatte, an der nächsten, und der übernächsten. Der HSV hat, seit Beiersdorfer vergrault wurde, zwei Transfers getätigt, die beide beweisen sollten, dass der HSV handlungsfähig ist, die aber genau das nicht tun: Innenverteidiger David Rozehnal, eine stete Gefahr fürs eigene Tor, und Stürmer Marcus Berg, keine Gefahr fürs gegnerische Tor. (…) Bislang hatte es immer geheißen, auch der neue Sportdirektor solle Mitglied des Vorstands sein. Davon will Becker nichts mehr wissen. Das riecht nach einer kleinen Lösung. Einer klitzekleinen. Wahrscheinlich kommt gar kein Sportdirektor, weil sich Hoffmann, dem man mangelndes Selbstbewusstsein nicht nachsagen kann, das bisschen auch auf Dauer zutraut.“ Horst Heldt habe schon ausreichend deutlich abgesagt. „Einige raunen sich den Namen ‚Oliver Bierhoff‘ zu, Manager der deutschen Fußballnationalelf. Wenn solche Namen gestreut werden, zeugt das von Größenwahn und davon, dass der Personalrat sucht und sucht und nichts finden will.“

Provokateur Bancé?

Uwe Martin geht dem ambivalenten Auftreten eines Mainzer Spielers nach (Tagesspiegel): „Was ist Bancé nun? Ein Provokateur, der Lehmann mit seinem Tritt bewusst in Rage brachte? Oder ein ‚eher ruhiger Mensch‘, wie der Mainzer Manager Christian Heidel sagt, der aufgrund besonderer Umstände nun als Ausgeflippter präsentiert wird? Es gibt keine eindeutige Antwort. Nur Indizien. Bancé unterstützt soziale Projekte in seiner Heimat, ebenso seine komplette Familie, er initiierte eine Fußballschule für Kinder. Und er hat in der Aufstiegssaison 2008/09 klaglos Attacken gegen seinen bulligen Körper eingesteckt. Dabei ist er von vielen Schiedsrichtern benachteiligt worden. Vielleicht auch, weil seine Präsenz (1,92 Meter/96 Kilogramm) so stark ist. Trotz einer beinahe reinen Bilanz bei Mainz (sechs Gelbe Karten in eineinhalb Spielzeiten) läuft er nun Gefahr, als unbeherrschter Geselle abgestempelt zu werden. Auch weil sich der umgängliche Profi, der von sich sagt, er habe ‚nie etwas vorsätzlich Böses getan‘, sprachlich nur begrenzt wehren kann. Er benötigt bei Ansprachen an die Öffentlichkeit noch einen Dolmetscher. Vielleicht ist der torgefährlichste Mainzer Aufstiegshelfer bisweilen einfach zu gutgläubig. Oder ist er zu leicht aufzubringen?“

„Er hat sein Versprechen gehalten“

Die Syker Kreiszeitung berichtet von ungewohnten Misstönen aus dem Bremer Umfeld: „Jetzt wird’s schmutzig. Der bei Werder ausgemusterte Dusko Tosic hat seinem Ärger über ein halbes Jahr auf der Tribüne Luft gemacht und Trainer Thomas Schaaf schwer beleidigt. Gegenüber der kroatischen Sporttageszeitung ’sportske novosti‘ sagte der 24 Jahre alte Linksverteidiger, Schaaf sei ‚hinterlistig, dickköpfig und hartnäckig‘“. Tosic fühle sich gemobbt, weil er mehrfach trotz Personalnot nicht mal im Kader stand. „Die Ursache für das Zerwürfnis sieht Tosic im Sommer 2008 und den Olympischen Spielen: ‚Schaaf sagte, ich sollte nicht nach Peking fahren, ansonsten würde ich meinen Platz verlieren, und er hat sein Versprechen gehalten.‘“ Wie man es vom knorrigen, eingebürgerten Norddeutschen Schaaf wohl nicht anders erwartet hätte.

Auch die Champions League wird untergeordnet

Mit der Stuttgarter Zeitung begleitet Marco Schumacher das spanische Trainingslager des Abstiegskandidaten Stuttgart: „Für den VfB zählt im Kampf gegen den Abstieg jede Minute. Deshalb hatte Christian Gross den Trainingsbeginn in Stuttgart auf 28. Dezember vorverlegt – kein anderer Bundesligist nahm die Arbeit früher auf. (…) Fest steht schon jetzt: alles soll in den nächsten Wochen und Monaten dem Unternehmen Klassenverbleib untergeordnet werden, auch das Achtelfinale der Champions League gegen den FC Barcelona.“ Das einzige relevante Ziel sei die Vermeidung des Abstiegs, legt Gross fest. Man wolle nun die Kräfte bündeln. Kräfte zu bündeln bedeutet im Fußball paradoxerweise aber immer auch, gewisse Kräfte nicht mehr in Anspruch zu nehmen. Beim VfB werden das Yildiray Bastürk und Jan Simak spüren, die man gerne verkaufen möchte. „Um Simak werben nach wie vor Arminia Bielefeld und der FC St. Pauli, doch ziert sich der Tscheche noch vor einem Wechsel in die zweite Liga. Bastürk wiederum hat auch nicht gerade die freie Auswahl und würde seinen Millionenvertrag wohl lieber noch ein weiteres halbes Jahr absitzen – als Zuschauer auf der Tribüne.“

Zum dritten Mal falsch eingeschätzt

Auch der „Club“ steht in Abstiegsgefahr und hat mit der üblichen Maßnahme reagiert. Dieter Hecking ersetzte Michael Oenning. Christoph Ruf (Berliner Zeitung) geht diese Maßnahme nicht weit genug, denn „der Rauswurf Oennings lässt Fragen offen, die über die Personalie des Cheftrainers hinausreichen. Schließlich war der Club in dieser Saison zum ersten Mal seit Jahren mit einem Konzept angetreten, das mittelfristig tragen sollte. Bewusst hatte der finanziell gebeutelten Traditionsverein auf den Nachwuchs gesetzt. Im Wissen, dass der Klassenerhalt ein ehrgeiziges Ziel sein würde. Und in der Hoffnung, nach einem schwierigen ersten Jahr in der Ersten Liga ein gefestigtes Team zusammen zu haben. Als zuletzt kaum noch einer glaubte, dass diese Elf die Klasse halten könne, wurde der Trainer entlassen. Der Manager Martin Bader, der im dritten Jahr in Serie im Winter massiv nachverpflichten musste, weil er im Sommer den Kader falsch eingeschätzt hatte, blieb.“

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