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Bundesliga

Unberechenbar und ehrgeizig bis zum Anschlag

Frank Baade | Mittwoch, 13. Januar 2010 2 Kommentare

Im deutschen Fußball wächst die Gewalt, aber auch der Einfluss der Fans, in Hannover will und muss man zurück in die Normalität, in Frankfurt scheint Bruchhagen das Feuer gelöscht zu haben, Ribery vor Madrid?

„Das Interesse am Sport wird geringer“

Die Fälle, in denen „Fans“ durch gewalttätige Aktionen Einfluss aufs Vereinsgeschehen nehmen, scheinen zuzunehmen.
Ronny Blaschke (Berliner Zeitung) berichtet von wachsender Macht dieser Akteure: „Nie zuvor wurde eine Hinrunde so sehr von Fanprotesten geprägt wie die vergangene.“ Neben dem wohl noch präsenten Beispiel der Stuttgarter Fan-Proteste zählt Blaschke Bochum, Nürnberg, Hamburg und Magdeburg auf. Effektivstes Beispiel sei aber Rostock gewesen, wo Fans einen ihnen unliebsamen Sicherheitschef des Klubs zum Rücktritt bewegten. Auch Blaschke zitiert den zuletzt häufig befragten Michael Gabriel, Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS): „‚Die Erwartungen steigen und die Geduld mit dem Team nimmt ab.‘ Das Interesse am Sport werde zudem geringer. Diese Saison kann einen gefährlichen Wandel markieren: Die Hooligans der Achtziger- und frühen Neunzigerjahre haben sich für ihre Nahkämpfe in Wäldern und geschlossenen Industriegebieten verabredet. Heute entstehen Konflikte oft im Affekt.“ Dazu seien die Maßnahmen der Polizei oft von Repression und Willkür geprägt, was die Konflikte verschärfe. „Wohin Ultras abdriften können, zeigt Italien. Fans erpressen Vorstände oder bringen Trainer zu Fall. In Rostock hat es immerhin schon für den Sicherheitschef gereicht.“

Tatsächlich keine Perspektive

Nach der neuerlichen Provokation Skibbes nun Burgfrieden in Frankfurt? Ingo Durstewitz (FR) glaubt nicht, dass Skibbe final gebremst ist: „Am Dienstag, nach der Unterredung auf höchster Ebene, war auf einmal alles nur noch halb so wild. Bruchhagen räumte zwar ein, ‚irritiert‘ gewesen zu sein ob der Kunde aus dem fernen Belek, ‚aber Michael hat uns nun seine Argumente dargelegt. Und wir teilen seine Auffassung zu 100 Prozent.‘ Das ist insofern bemerkenswert, da Skibbe dem Verein bescheinigte, in Zukunft keine Entwicklungsmöglichkeiten und keine Perspektive zu haben. ‚Der Verein wird nicht vorankommen.‘ Viel eher nach unten durchgereicht werden.“ Bruchhagens Aussagen nach der Unterredung hätten dann auch eher so gewirkt, als habe man aneinander vorbeigeredet – — in der Unterredung, nicht vorher. Immerhin hofft Bruchhagen nun, dass Skibbe sich öfter intern äußern werde. Durstewitz mag sich das aber nur schwerlich vorstellen: „Der Coach wählt gerne die öffentliche Plattform, um den Finger in die Wunde zu legen. Auch, weil er intern schon zu häufig ausgebremst wurde. Ob sich dieser Trainer, unberechenbar und ehrgeizig bis zum Anschlag, tatsächlich auf die Zunge beißt, wenn ihm in Zukunft etwas missfällt?“

Äußerst lesenswert ist eine Zusammenstellung von Zitaten zur Frage der Glaubwürdigkeit der Frankfurter Handelnden bei Kid Klappergass, der sich auf Recherche versteht und weiß, dass das Internet nach unten offen ist. Nicht was das Niveau betrifft, das zwar leider auch, aber hier ist der Umfang des Kompendiums gemeint.

Der Anführer fehlt

Im Tagesspiegel verweist Anke Myrrhe auf die Zwänge, die mit dem Alltag nach Hannover zurückkehren: „Ähnlich wie für Hertha BSC sind für Hannover nun auch die ersten drei Partien der Rückrunde richtungsweisend. Auf Hertha folgen Spiele gegen Mainz 05 und Nürnberg, direkter Konkurrent im Abstiegskampf.“ Doch ein Test bei Union Berlin ging glatt verloren. „Einfachste Fehlpässe und individuelle Aussetzer prägten das Spiel der 96er. Abstimmungsprobleme in der Abwehr führten zu Stellungsfehlern. Andreas Bergmann sprach von Konzentrationsproblemen.“ Man müsse wieder an die Teamarbeit wie vorher anschließen. „Vorher, das heißt immer: vor dem Verlust Robert Enkes. Doch der war zweifelsfrei der Anführer dieses Teams. Die sportliche Rolle füllt Florian Fromlowitz ordentlich aus. Und die menschliche Rolle? Die versuchen mehrere in der Mannschaft zu übernehmen, Arnold Bruggink, Christian Schulz, Hanno Balitsch oder Jiri Staijner. ‚So gut sie können‘, sagt Jörg Schmadtke. Eine Lücke bleibt. Andreas Bergmann jedoch hat keine andere Möglichkeit, als nach vorn zu schauen. Die Zeit der Schonung müsse nun beendet sein, gab Bergmann zu. Klubchef Martin Kind forderte seinen Trainer kürzlich explizit zu mehr Härte gegenüber der Mannschaft auf. Bis der Verlust des Freundes und Mannschaftskollegen gänzlich überwunden ist, wird es aber wohl noch eine Weile dauern.“

Unumstrittene Hauptattraktion oder einer von vielen

Christopher Wahl (FAS) ist im Trainingslager des FC Bayern in Dubai. Es scheint, als werde sich die Zukunft Franck Riberys sehr bald klären. Zur Zeit kann er zwar verletzungsbedingt nicht spielen, sein Wert bleibt aber weithin bekannt. „Die schlechte Laune ist greifbar, wenn Franck Ribéry den Raum betritt. Ihm läuft die Zeit davon. Er will spielen, spielen, spielen, er will Titel, er will bei der WM in Form sein – und natürlich steckt Real Madrid in seinem Kopf. Der nächste Vorstoß von Real wird zum Sommer erfolgen. Und sämtliche Zeichen deuten darauf hin, dass sich die Abrissbirnen für das Münchner Hotel auf der Schlossallee schon in Stellung bringen. Ribéry, so heißt es in seinem Umfeld, sitzt bereits auf gepackten Koffern. Das nächste halbe Jahr wird wohl die Abschiedstour des größten Stars der Liga werden.“ Von Münchner Seite aus tue man dennoch alles, um Ribéry nicht zu verprellen. „Man achtet nach wie vor darauf, dass die Nestwärme wohltemperiert bleibt. Vielleicht, weil man weiß, dass das die letzte und einzige Chance des FC Bayern ist, den Abrissbirnen zu trotzen: Bei Real Madrid wäre Franck Ribéry nur einer von vielen. Auf der Münchner Schlossallee hingegen ist er die unumstrittene Hauptattraktion.“

Etwas anderer Auffassung bezüglich der Chancen auf einen Verbleib Riberys ist Thomas Becker (Tagesspiegel): „Bisher ist keine Tendenz zu erkennen. In München wäre Ribéry weiterhin der Sonnenkönig, bei Real oder Chelsea nur einer von vielen Galaktischen. Die Bezahlung dürfte in beiden Fällen ordentlich sein.“ Eine besondere Bindung an den Standort seines Arbeitgebers habe er allerdings auch nicht entwickelt: „Ein Münchner ist Ribéry bislang nicht geworden. Noch kein deutsches Wort kommt ihm über die Lippen, Frau und Kinder weilen oft in der Heimat, und ohne Luca Toni werden auch die Besuche beim Promi-Italiener Hugo’s in der Münchner City weniger werden.“

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Kommentare

2 Kommentare zu “Unberechenbar und ehrgeizig bis zum Anschlag”

  1. Kid Klappergass
    Mittwoch, 13. Januar 2010 um 20:47

    Danke für Lob und Link. Und für deine Arbeit hier.

  2. Tweets die Unberechenbar und ehrgeizig bis zum Anschlag | indirekter freistoss erwähnt -- Topsy.com
    Donnerstag, 14. Januar 2010 um 09:26

    […] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von Nachspiel, bayern4ever erwähnt. bayern4ever sagte: Unberechenbar und ehrgeizig bis zum Anschlag | indirekter freistoss http://bit.ly/5heEn0 #fcb […]

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