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Deutsche Elf

Soll Kuranyi zurück in die Nationalmannschaft?

Frank Baade | Montag, 29. März 2010 19 Kommentare

Kevin Kuranyi ist in der „Form seines Lebens“ und führt inzwischen alleine die Torschützenliste der Bundesliga an, da bleiben Debatten um seine Rückkehr in die Nationalmannschaft nicht aus

Wolfgang Hettfleisch (FR) sammelt zunächst die Zahlen ein: „Dass Kuranyi – mindestens so scharf auf eine WM-Teilnahme wie darauf, Bälle ins gegnerische Tor zu schießen – dem Thema selbst nicht auswich, mag taktisch weniger klug sein. An Argumenten aber mangelt es ihm nicht. Die beiden, die er am Samstag auftischte, waren eine Breitseite gegen Löws Prinzipientreue. Der Bundestrainer wird derweil einen möglichst großen Bogen um ein eigentlich unverzichtbares Rüstzeug für seinen Job machen: die Statistik. Denn die weist verdiente schwarz-rot-goldene Kämpen wie Miroslav Klose oder Lukas Podolski in dieser Spielzeit als personifizierte Ladehemmung aus, während der Verbannte trifft und trifft.“

Demonstrativ überragende Vorstellungen

„Zwei Tore von bestechender Klarheit und Schönheit“ sah Philipp Selldorf (SZ) von Kuranyi, weshalb er dessen Rückkehr befürwortete: „Löw hat am Wochenende in der Öffentlichkeit geschwiegen, ihm ist natürlich klar, dass ihn Kuranyi im Laufe der vergangenen Woche auf geradezu groteske Weise in die Enge getrieben hat. Zweimal hat Löw den Schalker Angreifer live besichtigt – und beide Male hat er eine demonstrativ überragende Vorstellung geboten. Unter Felix Magath hat Kuranyi all seine Stärken herausgebildet, die er in den vergangenen Jahren immer nur sporadisch oder phasenweise zur Geltung brachte.“

Thomas Kilchenstein (FR) hingegen wünscht sich einen standhaften Bundestrainer: „Es geht um das Funktionieren einer Mannschaft und darum, wie sich einer in der Gruppe verhält. Die Stärke von DFB-Mannschaften war immer ihre Geschlossenheit, das Kollektiv. Eine funktionierende Einheit ist nicht die mit den besten Einzelspielern, sondern die, die am besten miteinander harmoniert. Kuranyi war sich seinerzeit zu schade für die Tribüne, er stellte sein persönliches Los über das des Ganzen. Und soll jetzt begnadigt werden? Löw sollte nicht umfallen. Es geht dabei um seine Glaubwürdigkeit, vielleicht gar seine Autorität. Und wer sagt, dass Kuranyis Hoch bis zum Sommer anhält?“

Kommentare

19 Kommentare zu “Soll Kuranyi zurück in die Nationalmannschaft?”

  1. Hartei
    Montag, 29. März 2010 um 12:02

    Danke Thomas Kilchenstein! Endlich ein Sportjournalist, der nicht auf den Populärzug rund um die Lattek- und Beckenbauerschen Boheirufe aufspringt. Ich denke auch, dass die Wahrung von Löws(Rest-) Autorität stärker für eine möglichst erfolgreiche WM zu gewichten ist, als eine zusätzliche Option im Sturm namens Kevin Kuranyi. Die naive Prognose, zu behaupten dass sich die Trefferanzahl aus der Liga automatisch in Länderspielen fortsetzen würde, zeigt doch nur die Unseriosität diverser Sportjournalisten auf. Kuranyi hat zwar schon den Nachweis erbracht, dass er zu den Besseren gehört, doch hat er bei seinen 3 Turnierteilnahmen nicht einen Treffer erzielt. Deutschland hat ausreichend gute Stürmer. Was fehlt ist einer, der auf höchstem Niveau Leistungsnachweise erbracht hat, sich gegen die Vidics und Terrys durchsetzen kann. Tore Kuranyis gegen Brasilien und Argentinien, geschossen in Freundschaftsspielen, fallen mir als Referenz ein.
    Aber macht das Kuranyi zu einem „Überstürmer“? Verpflichten gute Leistungen in der Liga den Bundestrainer zur Berücksichtigung von Spielern? Warum müssen wir vor jedem Turnier die immergleiche Diskussion führen und warum führt es immer zu einem Trainer-Bashing und zur Flucht in den Konservatismus?

    Löws Position ist doch schlüssig und vertretbar
    Bevor ich mir eine Wundertüte mit Störpotential (und sei es gar nicht mal durch den Spieler selbst, sondern von der schreibwütigen Journaille, die in der WM-Zeit und davor jeden Tag halbe Zeitungen mit Belanglosigkeiten füllen muss)ins Team hole, vertraue ich doch lieber auf Bewährtes oder Unverbrauchtes. Die Chance steht zum Risiko einer Rückkehr in keinem Verhältnis.
    Kuranyi kann gerne wieder eingegliedert werden – aber bitte erst nach der WM

  2. Oliver Fritsch
    Montag, 29. März 2010 um 14:00

    Drei Turnierteilnahmen, Hartei?

  3. Philipp
    Montag, 29. März 2010 um 14:19

    Ich fand es schon damals sehr heftig, einen jungen Mann wegen einer solchen Sache einfach rauszuschmeißen. Andere Stürmer sollen ja auf dem Feld ihre Mitspieler geohrfeigt haben, aber das kann ich mir gar nicht vorstellen.

    Löw kann ja mitnehmen, wen er mag. Er trägt die Verantwortung. Aber soll keiner sagen, es hätte keine Alternativen gegeben.

  4. lateral
    Montag, 29. März 2010 um 14:31

    @Philipp: Die SignalIduna-Tribünen-Affäre war doch nur der Auslöser für die Verbannung Kuranyis.

    Ich vermute, dass Kuranyi nicht den menschlichen Typus hat, den sich Löw für seinen Kader vorstellt. Es ist doch kein Geheimnis, dass Kader auch noch gruppendynamischen Gesichtspunkten zusammengestellt werden! Klar, das darf man (als Offizieller) so nicht so laut sagen. Denn: In Deutschland herrscht nach wie vor die Fußball-Religion der Kicker-Statistik vor. Dass die Stimmung innerhalb der Mannschaft einen Großteil des Turniererfolgs bestimmt, will einfach nicht in die „Toptorjäger“-geblendeten Hirne des Durchschnittsfans…

    Meine Argumentation, das möchte ich ausdrücklich betonen, will nicht an der fachlichen Qualität Kuranyis Zweifel wecken! Ich halte ihn für einen der besten deutschen Stürmer, der sich überdies in dieser Saison unglaublich verbessert hat. Er ist aber keiner, der sich auch mal ohne Murren auf die Bank setzt. So ein Miesepeter kann noch der besten Nationalelf das Projekt WM-Titel vergeigen!

  5. Philipp
    Montag, 29. März 2010 um 15:05

    Da hast du zweifellos Recht. Aber in meinen Augen wäre es doch mal eine sehr spannende Aufgabe für einen Bundestrainer, nicht nur eine harmonierende Gruppe zusammenzustellen, sondern aus scheinbar sehr heterogenen Menschen in wenigen Wochen eine eingeschworene (entschuldige die leere Phrase…) Truppe zu formen.

    Das birgt natürlich das Risiko, das es schrecklich schief geht. Aber ich habe persönlich die Erfahrung gemacht, dass gerade Gruppen mit Reibungspunkten oft wirklich gute Leistungen zustande bringen.

  6. Stevie
    Montag, 29. März 2010 um 15:23

    @all of the above

    Wenn er denn mitgenommen würde, würde KK meiner Meinung nach ganz bestimmt ohne was zu sagen auf die Bank gehen, da er froh wäre überhaupt wieder dabei zu sein. Mit 27 Jahren ist dies ja nicht notwendigerweise seine letzte Chance auf ein großes Turnier. Er macht ja auch zurzeit nicht durch großsprecherische Aussagen auf sich aufmerksam.
    Auch würde die Autorität des Trainerteams nicht notwendigerweise untergraben, da man es auch als Zeichen der Stärke interpretieren kann eine Chance für KK zu geben. Interpretationen sind aber ein Job der Journaille und deren oberste Maxime ist Opportunismus.
    Was allerdings meiner Meinung wirklich unklar ist, inwieweit KK der NM helfen würde. Er hat meiner Meinung nach seine Leistungsfähigkeit auf internationaler Ebene noch nicht unter Beweis gestellt. Als er das letzte Mal mit Schalke international gespielt hat, hat er nicht wirklich durch Tore sondern durch das Vergeben von Chancen auf sich aufmerksam gemacht. Allerdings war er da auch nicht in der Form dieser Saison.
    Auch noch zu klären wäre, wen JL für KK zu hause ließe. Auf MK wird er aufgrund seiner Erfahrung und seiner Erfolge bei WMs nicht verzichten. Auch LP wird wahrscheinlich dabei sein, da er in der NM im Mittelfeld und im Sturm gute Leistungen gebracht hat und somit flexibler als die anderen deutschen Offensivkräfte ist. Blieben noch die Kandidaten C und MG bzw. SK, die aber diese Saison auch sehr gute Leistungen bringen.
    Letztendlich gehe ich davon aus, dass JL KK nicht mit nimmt, da er einen Spielertyp verkörpert, der durch die Anderen zur Auswahl stehenden Kandidaten zu genüge repräsentiert wird. Außerdem kann er dadurch seine Unabhängigkeit von den Medien besser zur Geltung bringen.

  7. Moritz
    Montag, 29. März 2010 um 16:32

    Die Theorie, dass die Stimmung in der Mannschaft und nicht die Form der Spieler in der Liga entscheidend sei für das WM-Abschneiden, dient doch nur der eigenen Beruhigung. Die deutsche Elf hat schon seit ewig langer Zeit – bis auf Portugal bei der EM 2008 – kein Spitzenteam mehr in 90 oder 120 Minuten besiegt. Aber meinetwegen soll Löw stur an Klose und Podolski festhalten. Dann sind wir ihn wenigstens nach der WM los, mehr als ein Achtelfinale ist nicht zu erwarten. Löw hat nicht einmal im Ansatz nachvollziehbare Kriterien, wen er beruft. Das wäre ja noch nicht tragisch, wenn er nicht stets so tun würde, als hätte er sie.

    Und zu Kevin Kuranyi: kein anderer Spieler der Liga hat solange so unverdient Prügel von den eigenen Fans bezogen, da sollten sich einige schämen. Wie er sich gerade gefühlt hat, als er dann bei der Nationalelf nicht einmal auf der Bank saß, das kann wohl kein anderer Fussballer der Liga nachempfinden. Und selbst für diese Kurzschlussentscheidung hat er wieder mehr Prügel bezogen als andere Fussballer für einen vorsätzlichen Eigentor-Hattrick. Löw hat mit seiner strikten Linie damals schon kein Einfühlungsvermögen oder gar Größe bewiesen. Jetzt demonstriert er nur noch Starrsinn.

    Und zur Leistungsfähigkeit auf internationaler Ebene: Weil die ja für Löw wichtig ist, ist Adler Nr. 1, Neuer Nr. 2 und Wiese Nr. 3…

  8. glibb
    Montag, 29. März 2010 um 17:23

    schlechte Stimmung gabs auch schon bei der Euro 2008, KK hat, glaube ich, den Stinkstiefel ausgezogen.

  9. teamnullvier
    Montag, 29. März 2010 um 17:34

    @Moritz:
    Danke für das wirklich treffend formulierte Statement. Aber auch ich muss bei Kevin Kuranyi Abbitte leisten, denn auch ich habe zu seinen lautstarken (wenn auch nicht WÄHREND eines Spieles) Kritikern gezählt.

    Löw hat IMHO ein Problem: Er traut sich nicht, seine vollmundige Entscheidung zu revidieren, obwohl es wirklich an der Zeit wäre.

    Kevin Kuranyi hat wirklich lange und weit über Gebühr Prügel und Schelte für seinen Fehler einstecken müssen. Langsam sollte Löw Größe beweisen und Kuranyis Leistungen anerkennen.

    Aber wie Philipp weiter oben schon geschrieben hat: Löw (und auch niemand anderes) sollte nach der WM behaupten es hätte zu Klose keine Alternative gegeben.

  10. makis
    Montag, 29. März 2010 um 19:18

    kuranyi mus in national das ist ein mus
    ich bin grieche mir ist als griechische national fan besser wen kuranyi nicht in die national mantschaFT KOMT
    aber ich sage euch dieser spieler macht eine sehr grosse nAME BEI DIESE WM
    LOW nimt doch selba GOT hat gefühle
    UND GIBT BEGNADIGUNG

  11. MAKIS
    Montag, 29. März 2010 um 19:29

    si amigos KURANYI ist momentan einfach der beste
    leute der man mus nach diese WM
    er hat alles was eure mantschaft braucht in moment
    lassen sie diese stur kopf in die seite
    machen sie nicht die gleiche feller wie bei EFFENBERG
    mir ist besser ( ich bin GRIECHE )WEN KURANYIhier bleiben solte
    dan wir die griechen haben wir mehreren schancen
    wen wir gegen euch spielten musten…..

  12. thor
    Montag, 29. März 2010 um 20:52

    Jawohl, Kevin zur WM!
    Zumwinkel zuruck zur Post!
    Tom Kummer for SZ!
    Und – tusch! – Kohl wieder Ehrenvorsitzender der CDU!
    Und hallo, bitte nicht verkennen: Es geht hier nicht um Konsequenz, Verantwortung oder Teamwork, es geht um mehr! Es geht um die Nation bei der WM!

    UND NARHALLA MARSCH…UFFTATA…UFFTATA…

  13. Sebastian
    Montag, 29. März 2010 um 21:42

    Es geht bei der Sache also um Konsequenz? Klar, man sollte in einer Sache stets konsequent sein, auch wenn man konsequent falsch lag…
    Wenn ich bei meinem Kind nie mit der Rute gespart habe, dann muss ich das durchziehen, selbst wenn ich erkenne, dass es falsch war. Einmal Prügelknabe, immer Prügelknabe. Hauptsache konsequent…

  14. Florian
    Montag, 29. März 2010 um 21:49

    Unterschreibt die Petition zur Rückkehr von Kevin Kuranyi in die Nationalmannschaft unter http://www.kuranyi-zur-wm.de!!!

  15. Moritz
    Montag, 29. März 2010 um 22:00

    Kleines Nachtreten bei den Schalker Fans:
    Wie fühlt sich das eigentlich an, wenn einem jemand die Meisterschaft schenken könnte, den man jahrelang verachtet hat? Nicht so toll, hoffe ich.

    Komm an die Weser, Kevin! Wir lieben bereits Typen wie Frings und Wiese (und auch einige andere dort gewinnen nicht gerade eine Matheolympiade – kommst Du wohl unter dem Auto hervor, Aaron!). Löw können wir sowieso nicht leiden!

  16. Linksaussen
    Dienstag, 30. März 2010 um 12:20

    @moritz: kein spitzenteam besiegt? was ist mit den beiden siegen gegen russland?

    ansonsten sehe ich an spielen gegen spitzenmannschaften seit der em 2008:

    2010: 0:1 gg argentinien
    2009: 2:2 gegen elfenbeinküste
    2008: 1:2 gegen england

    allesamt test- bzw. freundschaftsspiele, mit teils ziemlichem experimentcharakter. die beiden einzigen spiele unter wettbewerbsbedingungen dagegen, die gegen russland, wurden gewonnen. es ist ja nun keine neuigkeit, daß bei testspielen die motivation vieler spieler nicht die höchste ist, zumal mitten in der saison.

  17. Moritz
    Dienstag, 30. März 2010 um 20:43

    @Linksaussen: Russland ist also der Maßstab für ein Spitzenteam.

    EM 2004: Gruppenletzter.
    WM 2006: nicht dabei.
    EM 2008: Sieg gegen erschreckend schwache Niederlande im Viertelfinale, danach gegen Spanien im Halbfinale 0:3 verloren. Letzten Endes vergleichbar der deutschen Leistung.
    WM 2010: Relegation gegen Slowenien verhauen.

    In der Quali zur EM 2008 haben die wenigstens mal England geschlagen…

  18. w-akis
    Mittwoch, 31. März 2010 um 00:10

    hallo aller seits
    der verlorene sohn ist hier
    einfach die hände gieben und unarmen
    dan klapt auch mit dem WM
    DEUTSCHLAND IST EIN FAMILIE
    ein sehr grosse FAMILIE
    last euch nicht dieser man weg
    er ist 100% wieder da

    grüsse aus griechenland

  19. Die Kuranyi Frage spaltet die Fussballnation | HamstiWamsti
    Sonntag, 4. April 2010 um 14:35

    […] Es geht um den Schalker Angreifer und momentan führenden Torschützen der Bundesliga, Kevin Kuranyi. Ich selbst war anfangs noch der Meinung, dass Bundestrainer Joachim Löw seiner Linie treu […]

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