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Deutsche Elf

Stimmen zur Nichtnominierung von Kevin Kuranyi

Frank Baade | Dienstag, 4. Mai 2010 15 Kommentare

Kevin Kuranyi wird von Bundestrainer Löw nicht für Südafrika nominiert, weil er nicht ins taktische Konzept passe; die Presse diskutiert diese Entscheidung mit Hinweisen auf die Risiken dieser Entscheidung für Löw

Für sehr gewagt hält Thomas Hummel (SZ) diesen Verzicht, denn es sei „eine durchaus mutige Entscheidung, die der Bundestrainer da nun preisgibt. Eine, die ihm um die Ohren fliegt, falls seine Stürmer in Südafrika nichts zustande bringen.“ Dass er Kuranyi nicht nominiert hat, habe aber seine Gründe, denn: „Ein Trainer muss einem Spieler vertrauen, der Spieler muss das Vertrauen spüren, nur so kann eine fruchtbare, im Stürmersinne treffsichere Verbindung entstehen. Vor allem bei der durchaus sensiblen Seele des Kevin Kuranyi. Und Löw vertraut eben anderen mehr als dem Schalker.“ Zudem setze Löw auf „spielende“ Stürmer: „Dass Kuranyi Probleme im Kombinationsspiel hat und Löw gerne mit Stürmern arbeitet, die das Kombinationsspiel beherrschen“, sei unübersehbar. Ähnlich wie sein Klub habe Kevin Kuranyi ein gewisses Talent zum Scheitern entwickelt, weshalb Hummel ihn schließlich für diese Saison zum „Stürmer der Herzen“ ernennt.

Löw klebt nicht an seinem Stuhl

Bei Spiegel Online blickt Peter Ahrens auf jene, die von Kuranyis Ausbooting profitieren: „Positiv gewendet: Löw bleibt sich treu. Aber es ist eine Prinzipienfestigkeit mit höchstem Risiko. Sie kann den WM-Erfolg kosten.Der Bundestrainer reagiert noch weit mehr als sein Vorgänger extrem allergisch auf Druck von außen Löw sieht sich in der alleinigen Verantwortung für sämtliche sportlichen Fragen – im Erfolgsfall, aber auch wenn es in Südafrika nicht funktionieren sollte. Löw ist keiner, der an seinem Stuhl klebt. Löw lässt sich nicht verbiegen. Das reicht bis an die Grenze zur Sturheit. Manchmal geht es darüber hinaus. Mit der Entscheidung im Fall Kuranyi arbeitet der Bundestrainer an seinem eigenen Abgang. Er will ihn lediglich selbst bestimmen.“

Die Nutella-Boys

Für die FAZ befindet Michael Horeni, dass Löw in dieser Sachen Schwächen gezeigt habe: „Löws Taktieren in der K-Frage war kein Zeichen von Stärke. Der Bundestrainer konnte nie die Richtung vorgeben. Er wurde zum Getriebenen.“ Und wendet sich jenen zu, die jetzt tatsächlich mit nach Südafrika fahren werden: „Der Verzicht auf Kuranyi ist aber auch ein Vertrauensbeweis – für die erfahrenen Sturmkräfte. Und er ist ein Zeichen für das Selbstbewusstsein des Bundestrainers, vor allem Klose und Podolski in der beschränkten Vorbereitungszeit wieder auf internationales Niveau führen zu können.“ Ob dem so sein wird, wird erst die Zeit im Winter von Südafrika zeigen.

Bei Jürgen Ahäuser (FR) ist immerhin jetzt schon der Nutella-Fluch angekommen.

Kommentare

15 Kommentare zu “Stimmen zur Nichtnominierung von Kevin Kuranyi”

  1. Peter Glock
    Dienstag, 4. Mai 2010 um 17:24

    Diese ganze Löw/Kuranyi-Diskussion erinnert doch sehr an das mediale Hegemann-Desaster. Wohlgemerkt: Die Medien haben sich im Fall Hegemann bis auf die Knochen blamiert, nicht Frau Hegemann.
    Auch in der Frage nach der Nominierung Kuranyis haben die Medien sich als unwissende und nichts vom Fussball verstehende Plärraffen erwiesen.

  2. Manfred
    Dienstag, 4. Mai 2010 um 17:50

    Wenn man den Kommentar so liest, Herr Glock: für welches Medium arbeiten sie denn?

  3. Wolfgang Wiechen
    Dienstag, 4. Mai 2010 um 20:55

    „Fußball ist ein Männersport.“ So äußerte sich Herr Kuranyi nach seinem Foul an Matts Hummels, als durch sein Foulspiel dessen Kieferbruch zustande kam. Das Motto sei auch ihm entfohlen, zumal auf seine tiefe Traurigkeit keiner wirklich Wert legt. Als Kevin 2008 im Finale der Euro eingewechselt wurde, war das ein Zeichen von Hilflosigkeit und jeder wusste, dass wir verloren hatten; Kevin hatte kaum Ballkontakte, geschweige denn eine einzige Chance.

  4. Peter Glock
    Dienstag, 4. Mai 2010 um 23:58

    @manfred

    für den Ullsteinverlag, wahrscheinlich, oder vielleicht doch für die FAZ, den DFB oder den 1.FC Köln?

    Was soll dieser Verschwörungstheoriekram?

    Wer hält denn Löw für so, Verzeihung, so bescheuert, den zweitbesten deutschen Torschützen wegen irgendwelcher angeblicher VFB-Vorlieben oder einem ähnlichen Stumpfsinn daheim zu lassen?

    Was für mich den Fall Löw mit den Fall Hegemann
    verbindet ist die Tatsache, dass in beiden Fällen persönliche Vorbehalte ins Feld geführt werden, um das Objekt der Berichterstattung zu diskreditieren.

    Im Fall Hegemann wurde etwa 1 von 206 Seiten kopiert. Eine Seite. Sogar mit Quellenangabe. Brecht hat eine wunderbare Antwort auf den Vorwurf des Plagiats geschrieben!
    Hier konnte der Feulliton nicht akzeptieren, dass jemand so junges mehr zustande gebracht hat, als der einzelne Feullitonist in seinem ganzen Leben.

    Im Fall Kuranyi verstehen die Fans/Journalisten plötzlich nichts mehr vom Fussball, weil da einer in einem auf ihn ausgerichteten System einen Haufen Tore schießt. Und nicht begreifen wollen, dass er in Löws System nicht reinpasst. Was ist daran so schwer zu begreifen?
    Jedenfalls sehe ich hier vor allem Vorbehalte gegen die Person Löws. Natürlich würde es kein Journalist so ausdrücken. Aber beispielsweise das Tragen von Hemden, die Strenesse nachmacht, und die ruhige logikgesteuerte Haltung Löws sind für den bauchggesteuerten Fussballfanatiker, der auch in den meisten Sportjournalisten steckt, ein rotes Tuch.

    Man muss sich nur in den Fussballforen umsehen, da trifft man alle naselang auf die Vermutung, dass der Herr Löw ja gerne mit dem Jürgen… Sogar in Cartoons wurde das verarbeitet.

    Löw wirkt halt eher wie ein Ackermann oder ein Diekmann. Was ihn mir auch nicht sympathisch macht. Aber ich sehe die deutsche Nationalmannschaft und habe einfach n Respekt vor der Arbeit Löws.

  5. Caye Caulker
    Mittwoch, 5. Mai 2010 um 03:19

    also, dass diese Mannschaft (zu der er seit laengerer Zeit nicht gehoert hat!) abhaengig ist von KK, das gar der „WM-Erfolg“ mit ihm steht und faellt – das waere ja wohl ein Armutszeugnis der besonderen Art

  6. Kraijsche
    Mittwoch, 5. Mai 2010 um 05:25

    naja, zur not könnte er KK jetzt ins tor stellen… davon abgesehen hat löw schon die em vermasselt mit seinen komischen berufungen und aufstellungen, erinnert sei da nur an odonkor oder auch metzelder, statt westermann innen spielen zu lassen. wenn man gegen österreich zittern muss, sorry, aber da läuft was falsch. irgendeine zeitung hat sich ja sogar noch an der statistik aufgegeilt, metze und merte haben die höchste passrate aller spieler. ja klar, wenn nach vorn nix geht, passt man sich hintenrum zu…

  7. Oliver Fritsch
    Mittwoch, 5. Mai 2010 um 07:08
  8. Jugendtrainer
    Mittwoch, 5. Mai 2010 um 10:44

    In welches Konzept sollte denn ein Mittelstürmer wie Kuranyi nicht passen, wenn er der einzige reine Mittelstürmer Deutschlands ist, der
    a) Stammspieler im Klub ist,
    b) regelmässig trifft und zusammen mehr Tore erzielt als seine direkten Konkurrenten,
    c) und ein sog. Leistungsträger ist?

    Welcher ursportliche Grundwert außer Pädagogik, Motivation und gesunder Konkurrenzkampf als sportpsychologische Maßnahme ist denn noch im entferntesten prädestiniert um Jugendspielern ein glaubwürdiges Vorbild darzustellen, das Fachkompetenz und Glaubwürdigkeit mitbringt um sie in ihrem Entwicklungsprozess voranzubringen !?

    Angetreten sind diese Fußballerneuerer Klinsmann, Löw & Co. 2004 weil sie eine angebliche revolutionierende „Neue FußballPhilosophie“ verfolgen!

    Heute – nur kurze Zeit nach Enkes Tod und und den Sonntagsreden der DFB-Oberen dazu – ist endgültig bewiesen, dass diese sog. neue Philosophie, eine Umschreibung für Mobbing, Vetternwirtschaft und Psychoterror ist und sich zentral um radikalstes „PeopleManagement“(Danke Calli) dreht, sicher nicht um ein revolutionierendes sportliches Leistungsprinzip!

    Die – zudem extrem raffgierigen! – Fußballyuppies Löw und Bierhoff und ihr Chef, der falsche Fuffziger Zwanziger, sind für mich wie lizensierte Volksverdummer und gehören eher in die ehemalige Vorstandsetage von Lehman Brothers als in einen Sportverein!

  9. Oliver Fritsch
    Mittwoch, 5. Mai 2010 um 11:14

    Abrüsten, Jugendtrainer!

  10. reflexo
    Mittwoch, 5. Mai 2010 um 12:06

    Ist doch egal wer die Bälle vorne nicht bekommt.

    Ich sehe auf den Außenpositionen viel größere Probleme.

  11. Van Kuchen
    Mittwoch, 5. Mai 2010 um 13:13

    @Jugendtrainer: wohl noch ein falsche Osterei rumliegen gehabt und gegessen, oder?

    Jetzt mal was anderes:
    Wie unser Bundestrainer mit Klose (war mal gut), Podolski (ebenso), Gomez (war mal besser) und dem Rest (Zitat: klar scheint auch, dass Miroslav Klose, Lukas Podolski, Thomas Hitzlsperger, Piotr Trochowski oder Arne Friedrich trotz größtenteils enttäuschender Leistungen in dieser Spielzeit dabei sein werden.) was reißen will, da können wir uns ja überraschen lassen.

    Quelle: http://wm-2010.t-online.de

  12. Peter Glock
    Mittwoch, 5. Mai 2010 um 16:20

    @oliver fritsch
    haben Sie sich da von Diskussionen hier inspirieren lassen?

  13. Oliver Fritsch
    Mittwoch, 5. Mai 2010 um 17:31

    auch

  14. Peter Glock
    Donnerstag, 6. Mai 2010 um 00:17

    🙂

  15. Thor
    Mittwoch, 7. Juli 2010 um 15:40

    Hihi, manchmal ist es schön alte Dinge auszugraben.

    Denn das Internet ist eben nicht „flüchtig“. Auch wenn Wolfram Weimer, neuer Focus Chefredakteur, das im Jahrbuch des Verbandes der Zeitschriftenverleger behauptet: Das „Pic” von der Blume, das downgeloadete Onlinevideo vom schönsten Sonnenuntergang auf Tonga, der elektronische „Hug” auf dem Flirtportal haben tausend Vorteile, aber einen entscheidenden Nachteil: sie sind flüchtig.
    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/ich-hab-noch-sand-in-den-schuhen-aus-daten/

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