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Am Grünen Tisch

Blatter unter Druck, Klage gegen Holländerinnen zurückgezogen

Kai Butterweck | Donnerstag, 24. Juni 2010 Kommentare deaktiviert für Blatter unter Druck, Klage gegen Holländerinnen zurückgezogen

Während die WM noch im vollen Gange ist, machen sich die Funktionäre bereits Gedanken über die Zukunft. Außerdem: kuriose Restriktionen der Fifa

Nach Ansicht von Thomas Kistner (Deutschlandfunk) steht Joseph Blatter vor schwierigen Entscheidungen: „Hinter den Kulissen der WM am Kap wird diskret große Sportpolitik gemacht – und die Zukunft des Weltfußballs geregelt. Schon im Dezember vergibt die FIFA die Weltmeisterschaften 2018 und 2022 im Paket. Während für erstere nur Europa in Frage kommt, ringen um 2022 die USA, Australien und Katar. Alle umgarnen ihn, diesmal aber kann FIFA-Boss Sepp Blatter die Avancen nicht genießen: Denn ein Riesenproblem ist die WM 2022. Blatter, der im Mai 2011 wiedergewählt werden will, hat seinem Erzwidersacher und früheren Gefolgsmann Mohamad Bin-Hammam Hilfe versprechen müssen, nachdem ihn der Man aus Katar vom Thron zu stürzen drohte. Blatter soll bei Katar im Wort stehen, nun herrscht Burgfriede – doch es ist die Ruhe vor dem Sturm. Diesmal muss der Fifa-Boss ja liefern, was er verspricht, weil die WM vor der Präsidentenkür vergeben wird. Doch eine WM in Katar, bei 45 Grad auf der Fläche der Zuckerinsel Jamaika? Nun braucht Blatter Afrikas Stimmen, und Afrika-Chef Issa Hayatou, soll sie besorgen.“

Klage zurückgezogen

Das richterliche Urteil im Falle des vermeintlichen „Guerilla-Marketings“ einiger freizügiger holländischer Fans beschäftigt S.Kwinika und M. Schwikowsky (taz): „Sie sind blond, sie sind  Holländerinnen und sie sind noch einmal davongekommen. Barbara Castelein und Mirie Nieuwpoorts lachten gestern Mittag vor dem Amtsgericht Johannesburg in die Kameras und posierten mit Blumen, die ihnen patriotische Niederländer geschenkt hatten. Kurz zuvor war eine Klage gegen sie wegen `Guerilla-Marketing` überraschend zurückgezogen worden. Der Fall hatte weltweit Schlagzeilen gemacht und ein Schlaglicht auf die kuriosen Restriktionen geworfen, mit denen die Fifa die WM und ihr Umfeld belegt hat.“ In Holland schaltete sich dahingehend auch die Politik ein: „Der niederländische Außenminister Maxime Verhagen hatte die Anklage gegen die beiden Frauen als `unverhältnismäßig` bezeichnet. `Wenn Fifa oder Südafrika eine Firma wegen illegaler Vermarktung heranziehen möchten, dann sollen sie die Firma verklagen, aber nicht normale Bürger, die in orangefarbenen Röcken herumlaufen`, hieß es.“ Schlussendlich musste ein ganz anderer büßen: „Ein Opfer der laufenden Affäre ist der englische TV-Kommentator Robbie Earle. Er soll den Models Tickets aus seinem Kontingent weitergereicht haben. Sein Sender ITV hat ihn entlassen.“

Der Schwarzmarkt blüht noch immer

Manabu Sasaki berichtet in der japanischen Zeitung Asahi über den Handel von WM-Tickets auf dem Schwarzmarkt: „Bei der WM sind die Spiele weiterhin sehr lebhaft. Die Eintrittskarten für die wichtigsten Spiele werden fast alle umgehend verkauft. Auch Wiederverkäufer von Karten haben großen Erfolg. Vor den regulären Ticketverkaufsstellen in Johannesburg gibt es stets lange Schlangen. Unter dem Schatten eines Baumes in der Nähe eines Tickethäuschens fanden sich an diesem Abend einige Leute zusammen, um etwas zu besprechen. Es handelte sich um Käufer und Wiederverkäufer, die um die Preise von Eintrittskarten feilschten. Ein Fan der Bafana Bafana beispielsweise kaufte eine Eintrittskarte für den 22., als seine Mannschaft gegen Frankreich um die letzte Chance auf den Einzug ins Achtelfinale spielte, zum doppelten Preis, nämlich 2.000 Rand [216,20 Euro]. ‚Es ist zwar etwas teuer, aber es könnte schließlich das letzte Spiel für Südafrika sein’, sagt er. (…) Eintrittskarten der ersten Kategorie für das Finale kosteten regulär 6.300 Rand [681,03 Euro], mittlerweile sind sie bis zu 17.000 Rand [1.837,70 Euro] wert. Es gibt definitiv nicht wenige kontrollierende Polizisten, doch es sind bei weitem nicht genug. Ein junger Wiederverkäufer aus Mexiko erklärt: ‚Du musst dich einer Person annähern, die vor einer Ticketverkaufsstelle steht, besorgt aussieht und den Anschein macht, sofort verschwinden zu wollen, und ihr die Karte heimlich verkaufen, das ist die beste Methode.’“

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