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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Deutsche Elf

Survival of the fittest

Jens Peters | Mittwoch, 30. Juni 2010 1 Kommentar

Die Fitnessarbeit im DFB-Team und die medizinische Versorgung sind für die internationale Presse die Schlüssel zum Erfolg der deutschen Mannschaft; Bastian Schweinsteiger gilt derweil als Verkörperung einer neuen Art von Männern

Die ausländische Presse sucht das Geheimnis des deutschen Erfolgs. Scheinbar fündig geworden ist Ben Lyttleton im Irish Examiner mit der Fitnessarbeit des DFB-Teams: „‚Shad Forsythe lebt in Deutschland, um mit jedem Club zu arbeiten und zu interagieren, zum Wohle jedes Spielers. Eine Sache, die wir zuvor erkannt haben, ist der Zusammenhang zwischen dauerhafter Leistung (…) und den optimalen Voraussetzungen im Verein, wo sie die meiste Zeit des Jahres verbringen‘“, erklärt Mark Verstegen. Lyttleton führt als Negativbeispiel Wayne Rooney an, der wohl zu früh wieder für Manchester United spielen musste: „Rooney hat seit März kein Tor mehr geschossen. Seitdem wird Manchester United beschuldigt, ihn nach einer Knöchelverletzung zu früh wieder spielen gelassen zu haben. (…) Dies steht im Gegensatz zum Schicksal des Duos Klose und Podolski.“

Die Seele der Mannschaft oder der neue Mann

Bastian Schweinsteiger soll die Zukunft des deutschen Fußballs und das Sinnbild einer neuen Männlichkeit sein, behauptet die Geschlechterforscherin Sabine Hark im Gespräch mit Ines Kappert (taz): „‚Gefragt ist der kommunikative, emotionale Mann, der die weltweite, neoliberale Aufwertung der sogenannten Softskills widerspiegelt. Schweinsteiger etwa. Weil er so viel auf dem Platz kommuniziert, bezeichnen ihn die Kommentatoren wahlweise als Herz oder Seele der Mannschaft. Früher hätte ihn eine solche Anteilnahme zum Weichei gestempelt, heute verkörpert er den neuen Mann, quasi die Zukunft.‘“ Davon ist Kappert immer noch nicht überzeugt: „Mir geht dieses Loblied zu weit. ‚Nun mal halblang‘, entgegne ich, ‚die Spieler zeigen eine gewisse soziale Kompetenz, sie reden mehr, sie dürfen auch mal depressiv sein, sie halten zusammen und spielen den gewünschten Kompaktfußball.‘ Hark unterbricht mich: ‚Ohne deswegen auf Kreativität zu verzichten, wie ja viele meinen.‘ – Ich lass mich nicht abwimmeln: ‚Richtig. Aber das macht den Profifußball doch längst nicht zum Motor einer neuen Männlichkeit, die weibliche Elemente wie Emotionalität und Fürsorge nicht mehr abwertet. Du übertreibst!‘ Nicht unbedingt, findet Hark: ‚Der Erfolg von Zweigeschlechtlichkeit basiert ja immer auf der Gleichzeitigkeit von Beharrungsvermögen und Flexibilität. Insofern haben wir es jetzt mit dem Modell des harten und gefühlvollen Mannes zu tun. Und das ist etwas Neues.‘“

Kommentare

1 Kommentar zu “Survival of the fittest”

  1. Alinho
    Mittwoch, 30. Juni 2010 um 16:49

    Das schafft auch nur das nervtötende pc-Gesinnungsblatt „taz“: In einem Artikel über Bastian Schweinsteiger das Wörtchen „neoliberal“ unterzubringen.

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