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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

WM 2010

¡Villa Espana!

Jan-Carl Ronnecker | Mittwoch, 7. Juli 2010 Kommentare deaktiviert für ¡Villa Espana!

Spanien wartet noch auf den endgültigen Knotenlöser; die Verfassung der Stürmer könnte unterschiedlicher nicht sein

Peter B. Birrer (NZZ) sieht das fußballerische Vermögen der Spanier aufblitzen, aber nicht konstant leuchten: „Die Beobachter werden das Gefühl nicht los, als wäre die hohe Spielkunst zwar vorhanden, aber in einer Schachtel versteckt. Von Zeit zu Zeit hebt sich deren Deckel, und man kann etwas vom Schönen auf der Fussballwelt erhaschen. Es ist da, das Schöne, aber einfach nicht immer ersichtlich. (…) Bis jetzt erzielte Deutschland 2010 13 WM-Tore, mehr als doppelt so viele wie Spanien. Das muss nichts heissen, weil die spanische Kunst bezaubernder und betörender als sonst eine sein kann. Es fragt sich indessen, wie viel Kraft sie noch hat, diese zur Verklärung neigende Schönheit des Fussballs.“

Torres angeschlagen, Villa angespornt

Wolfgang Hettfleisch (FR) wähnt den Grund für Torres‘ Leistungstief im körperlichen Bereich: „Er hat alles, was einen Klassestürmer ausmacht, ist im perfekten Alter, wird in der Nationalelf von einer brillanten Mittelfeldreihe mit Anspielen gefüttert. Doch seine bisherigen WM-Auftritte lassen nur einen Schluss zu: Er ist nicht fit. Im spanischen Lager hört man das nicht gern. ‚Es geht ihm gut, er wird immer stärker und wird ein Schlüsselspieler der WM sein‘, hatte Abwehrchef Carles Puyol vor dem Turnier behauptet. Nun lässt sich ergänzen: wider besseres Wissen. Die Sprints des eigentlich blitzschnellen Angreifers, der im April zum zweiten Mal in diesem Jahr am rechten Knie operiert worden war, lassen die Explosivität vermissen, sein Bewegungsablauf wirkt unrund. Torres räumt ein: ‚Es ist ein schwieriges Turnier für mich, weil meine Fitness nicht die allerbeste ist.‘ Er mache aber Fortschritte. Dass er am Mittwoch eine weitere Gelegenheit von Anfang an erhält, sich die nötige Matchhärte zu holen, ist indes nicht sicher.“

Javier Cáceres (SZ) wendet sich David Villa zu und dessen persönlicher Erinnerung ans EM-Endspiel: „Was dann im Halbfinale folgte, war ein Drama. Gegen Russland riss ihm bei einem Freistoß eine Muskelfaser; dass er das Finale verpassen würde, war ihm sofort klar. Er rannte unter die Dusche, wo sich seine Tränen und das Wasser aus der Brause vermengten, bis Zeugwart Félix Martín hineinstürzte und ihm vom Tor durch Xavi berichtete. In den Tagen danach verzichtete er auf Behandlungen durch die Physiotherapeuten, deren Hände sollten ausschließlich die Muskeln der Finalteilnehmer kneten, für seine wäre schon noch genug Zeit. Er litt für sich. Allein. Und feierte mehr als andere, dass Spanien auch ohne ihn das Finale gegen Deutschland gewann. ‚Ich will nicht sagen, dass ich einen Dorn aus meiner Haut ziehen müsste‘, sagt Villa, ‚aber ich kann nicht leugnen, dass es mich motiviert, gegen Deutschland zu spielen.‘“

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