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Champions League

Bremer Albtraum, Schalker Willen und die Angst vor der Schickeria

Kai Butterweck | Donnerstag, 30. September 2010 Kommentare deaktiviert für Bremer Albtraum, Schalker Willen und die Angst vor der Schickeria

Nach dem zweiten Champions-League-Spieltag steht Bremen bereits mit dem Rücken zur Wand, Schalke freut sich über die ersten drei Punkte und in München blickt man mit Sorge auf das Rückspiel gegen Basel

Frank Hellmann (Tagesspiegel) zeigt Mitleid mit den mitgereisten Werder-Fans: „Ganz oben im blauen Block des gewaltigen Giuseppe-Meazza-Stadions waren die 600 mitgereisten grün-weißen Anhänger untergebracht. Viel weiter weg vom Geschehen können Zuschauer in der imposanten Spielstätte im Mailänder Stadtteil San Siro nicht sitzen, aber ausnahmsweise haben das etliche Fans aus Bremen an diesem lauwarmen Abend in der Lombardei irgendwann gar nicht mehr als Nachteil empfunden. Denn bei näherer Betrachtung ergab sich ja streckenweise ein grauenhaftes Bild, dass der arg ersatzgeschwächte Bundesligist in der Champions League abgab.“

Christian Kamp (FAZ) macht sich große Sorgen um die Bremer und deren Verbleib im internationalen Geschäft: „Dass es aber ein solches Ende nahm, wird die Bremer Verantwortlichen dann doch geschmerzt haben. Nachdem sie dem verbliebenen Personal ausdrücklich das Vertrauen ausgesprochen hatten, mussten sie mit ansehen, wie der Inter-Sieg durch ein indiskutables Defensivverhalten begünstigt wurde. Die Fehler, die Werder sich leistete, hätten nicht nur gegen eine europäische Spitzenmannschaft, sondern auch schon auf mittlerem Bundesliganiveau für eine böse Überraschung genügen können. Nach dem 2:2 gegen Tottenham am ersten Spieltag stehen die Bremer nun schon erheblich unter Druck beim Versuch, erstmals seit 2006 wieder das Achtelfinale zu erreichen. Schaaf kann nur hoffen, dass ihm bis zum Spiel in Enschede am 20. Oktober wieder einige Akteure der ersten Garde zur Verfügung stehen – andernfalls könnte es sein, dass die Perspektive bald nicht einmal mehr Europa League heißt.“

Große Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Richard Leipold (Tagesspiegel) freut sich über den wiedererlangten Willen der Schalker: „Die Partie wirkte zeitweise wie ein belangloses Sammelsurium von Standardsituationen, garniert mit zwei Abseitstoren für die Heimelf. Das Standardformat eines Champions League-Spiels indes wurde nicht erreicht. Beiden Mannschaften war anzumerken, dass es ihnen schwer fällt, in der Frühphase der Saison ihren Ansprüchen gerecht zu werden, wobei die Portugiesen bei zuletzt drei Siegen in der heimischen Liga allerdings allmählich in Schwung gekommen sind. Auch nach dem Seitenwechsel gelang hüben wie drüben wenig Konstruktives oder gar Kreatives. Jefferson Farfan und der eingewechselte Jermaine Jones, der Rakitic ablöste, deuteten mit Distanzschüssen ein wenig Offensivdrang an, erzeugten aber keine ernsthafte Gefahr. Auch wenn es ihnen an spielerischer Klasse mangelte, wollten die Schalker, die das erste Gruppenspiel in Lyon verloren hatten, sich nicht mit einem Punkt zufrieden geben. Der gute Wille wurde belohnt.“

Die Gabe der Bayern

Peter Ahrens (Spiegel Online) erkennt ein Muster im Spiel der Bayern: „Das Team kassiert relativ zeitig einen Rückstand, meistens gelingt der Mannschaft dann noch der Ausgleich. Manchmal, wie in Basel, in Hoffenheim und gegen Wolfsburg, reicht es dann für einen Last-Minute-Erfolg, manchmal, wie zuletzt gegen Mainz 05, aber nicht einmal mehr für das Unentschieden. Ohne die verletzten Fußballkünstler Franck Ribéry und Arjen Robben, die für die Geistesblitze im Team zuständig sind, fehlt den Bayern derzeit die Fähigkeit, Spiele zu dominieren. Aber sie haben immer noch die Gabe, solche Partien zu gewinnen. Und das ist im Fußball ja auch eine gewisse Qualität.“

Gewaltbereite Ultra-Gruppe im Anmarsch?

Nach den Fankrawallen vor dem Spiel der Bayern befürchten Thomas Hummel und Susi Wimmer (SZ) eine Wiederholung der Vorfälle beim Rückspiel in München: „Das angespannte Verhältnis zwischen Teilen der Fanszene und der Polizei dürfte der Vorfall am Barfüsser Platz nicht verbessern. Während die Polizei die Zunahme an Gewaltbereitschaft unter den Anhängern beklagt, fühlen sich die Fans unfair behandelt. Dass nun von Schweizer Hooligans angegriffene Münchner den Abend auf der Wache verbrachten, schürt die Vorbehalte. Heikel wird es aus Münchner Sicht dann, wenn sich bewahrheitet, was unter Bayern-Anhängern zirkuliert: Dass die betroffene Gruppe dem Fanklub Schickeria zuzurechnen war. Die Schickeria gilt als teilweise gewaltbereite Ultra-Gruppe. Sie könnte eine Revanche für das Rückspiel in der Arena am 8. Dezember planen.“

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