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Champions League

Schalke hofft, Bremen fürchtet

Matthias Nedoklan | Mittwoch, 24. November 2010 6 Kommentare

Schalke geht zum ersten Mal mit Selbstvertrauen aus der Liga in eine Champions League Partie, Werder Bremen könnte mit einer Pleite in London das Ende einer Ära herbeiführen


Philipp Selldorf (SZ) sieht Ruhe in die Schalker Wechselspiele eingekehrt: „Magath wird am Mittwoch seine übliche Besetzung aufbieten, mit einem oder zweien der üblichen Wechsel im Mittelfeld, er variiert nur noch in kleiner Dosierung. Huntelaar, Raúl, Uchida und Metzelder haben sich in der ersten Elf etabliert, die anderen Neuen nicht. Irgendwo dazwischen findet sich noch der Spielmacher Jurado, der durch die Hereinnahme des robusten Edu und durch Raúls kreative Mittelfeldaktivität ins Hintertreffen geraten ist. Ansonsten steht hinter dem Kader, dem Magath vertraut, ein Kader, dem er offenbar nicht vertraut.“

Christof Kneer (SZ) spekuliert über eine Misimovic-Rückkehr in die Bundesliga: „Vielleicht gerät Hagi in Istanbul ja unter Druck, vielleicht muss er Misimovic wieder bringen, vielleicht muss er selber gehen. Aber natürlich kennt Misimovic auch das Interesse des alten Förderers Felix Magath, er hat im Sommer ja lange auf einen Transfer zu Schalke spekuliert. Jetzt müsste er allerdings bis nächsten Sommer warten. Ob er sich zur Not ein Dreivierteljahr mit dem Privattrainer in Istanbul fit halten würde?“

Allofs mit Absatztendenzen

Frank Hellmann (taz) steht mit Werder-Coach Thomas Schaaf am Scheideweg der Bremer Saison: „Der 49-Jährige erlebt die schwierigste Phase seiner fast zwölfjährigen Amtszeit als Chefcoach. Zwar wird dementiert, Schaaf habe bereits mit dem Rücktritt gedroht. Aber klar ist, dass die tiefgreifende Krise auch einen Fußballlehrer erfasst, dem die Spieler die Gefolgschaft zu verweigern drohen. Und was wird aus Schaaf? Eine Entlassung noch vor der Winterpause ist aufgrund seiner Verdienste unwahrscheinlich. Unverkennbar aber ist, dass der eloquente Allofs allmählich Absatztendenzen erkennen lässt. Unverkennbar ist, dass Schaaf ein bestens entlohntes, aber kaum erziehbares Aufgebot befehligt, das in dieser Zusammenstellung keine Zukunft hat. Auch weil gerade die Fraktion der jüngeren Kräfte, so heißt es, zum Teil nicht so gut mit dem oft wortkargen Trainer kann. Offiziell bestätigen mag das aber niemand.“

Jörg Marwedel (SZ) verfasst bereits einen Nachruf auf Thomas Schaaf: „Allofs und der Aufsichtsrat wollen vorerst – wie bei allen vorangegangenen sportlichen Flauten – an dem nach Otto Rehhagel verdientesten Trainer der Klubhistorie festhalten. Ein alter Kollege, der Schaaf gut kennt, bestätigt jedoch indirekt dessen Beschäftigung mit dem Abschied. Er glaube, sagt der einstige Mitspieler Dieter Eilts, dass Schaaf sich die Frage stelle, ob Werder noch der richtige Verein für ihn sei. Man ist fast geneigt, schon die Verdienste des zwar in Mannheim geborenen, aber doch so norddeutsch gestrickten, also meist eher wortkargen Schaaf herauszustreichen. Ähnlich wie bei einem Nachruf. Das Internet-Sportportal Spox hat das Ende der Ära schon einmal vorformuliert. Am 4. Dezember werde es so weit sein, nach einem 1:5 in Wolfsburg, wo ausgerechnet der frühere Werder-Dirigent Diego drei Tore zum Sieg des VfL beisteuere. Schaafs Nachfolger werde zumindest vorübergehend Dieter Eilts sein, dichtete der Autor der Fiktion. Vorübergehend, so wie Thomas Schaaf am 10. Mai 1999 für den entlassenen Felix Magath einsprang.“

Van der Vaart das Schnäppchen

Wolfgang Hettfleisch (FR) blickt auf Rafael van der Vaarts zweiten Frühling: „Fußball ist manchmal ein komisches Geschäft. Im Sommer wähnte man den niederländischen Nationalspieler, der sich aus kleinen Verhältnissen zu Ruhm und Reichtum emporspielte, noch am Karriere-Scheideweg. Im WM-Finale in Südafrika gegen Spanien unterlief dem eingewechselten van der Vaart der verhängnisvolle Fehler, der Andres Iniesta den Siegtreffer ermöglichte. Und am Ende der Transferperiode wollte Real Madrid den Sohn eines Niederländers und einer Spanierin, der bei den Königlichen nach seinem Wechsel vom HSV 2008 nie vollends überzeugt hatte, unbedingt loswerden. Doch die Interessenten standen nicht gerade Schlange, und die unverbindlich anfragenden Münchner Bayern konnten sich nicht zu einer ernsthaften Offerte durchringen. Also landete van der Vaart unmittelbar vor Ende der Wechselfrist in England. Acht Millionen Pfund (knapp 9,5 Millionen Euro) überwies Tottenham nach Madrid. Nach Premier-League-Standards war van der Vaart damit ein Schnäppchen.“

Bayern verspielt Führung leichtfertig

Christian Eichler (FAZ) fürchtet nach der 3:2-Pleite gegen die Roma in der Champions League ein mächtiges Gewitter an der Säbener Straße: „Dabei wäre ein Sieg bitter nötig gewesen, um dem Meister wieder etwas Ruhe zurückzubringen. Denn nur wenige Stunden vor Anpfiff war abermals neuer Zündstoff in das zuletzt gereizte Binnenklima des FC Bayern gekommen. In einem TV-Interview, das vor dem Spiel öffentlich wurde, wehrte sich Franck Ribéry gegen die Kritik von Trainer Louis van Gaal, der dem Franzosen im Testspiel gegen Unterhaching am Mittwoch mangelnde Motivation vorgeworfen hatte.“

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Kommentare

6 Kommentare zu “Schalke hofft, Bremen fürchtet”

  1. East Ender B.C.
    Mittwoch, 24. November 2010 um 13:08

    Der Text aus der Frankfurter Rundschau über van der Vaart ist wieder einmal ein grandioses Beispiel, warum man die Zeitung nicht mehr kaufen muss: Ein aus dem Internet zusammengeklaubter, aus Phrasen zusammengesetzer Abklatsch eines Journalisten, der VdVaart vermutlich noch nie hat live spielen sehen, geschweigen denn mit ihm oder sonst jemanden aus VdVaarts Nähe geredet hat.

  2. lateral
    Mittwoch, 24. November 2010 um 14:29

    @East Ender B.C.: Korrekt. Und dann diese Phrase mit dem „Scheideweg“…

  3. anderl
    Mittwoch, 24. November 2010 um 22:03

    Der Sportteil der Frankfurter Rundschau war ja nie so besonders. Habe ich zumindest im Internet lesen können…

  4. East Ender B.C.
    Donnerstag, 25. November 2010 um 09:44

    … wie gut, dass die Frankfurter Rundschau uns diesen nichts sagenden VdVaart-Artikel zum Werder-Spiel präsentiert hat; nun, da er gar nicht mitspielte!

  5. Heinz Gründel lebt!
    Donnerstag, 25. November 2010 um 10:45

    @ Anderl: Na ja, manchmal stehen in der Rundschau schon noch gute Artikel, zum Beispiel diese Woche ein sehr lesenswertes Interview mit Bruchhagen. Aber im Prinzip gibt dieser peinliche Van-der-Vaart-Text das Problem der Zeitung meiner Ansicht nach gut wieder: Sie haben kein Geld mehr, aber noch ein großes Ego, und meinen zu oft, sie könnten irgendetwas aus dem Internet zusammenkritzeln. Hettfleisch (der Autor des Van-der-Vaart-Textes) tritt dabei sehr oft in Erscheinung: Er schreibt ständig lächerlich banale Texte über den englischen Fußball von seinem Frankfurter Redaktionsstübchen aus.
    Schöne Grüße aus Bornheim! Ein leidender Leser, Heinz der Große

  6. anderl
    Donnerstag, 25. November 2010 um 22:18

    @Heinz Gründel
    Mein Kommentar war ironisch gemeint. Ich lese die Zeitung seit zwei Jahren nicht mehr. Weder online noch in Papierform.

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