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Bundesliga

Robben – aus der Reha in die Weltklasse

Matthias Nedoklan | Montag, 24. Januar 2011 1 Kommentar

Bayern München meldet sich mit einem etwas zu deutlichen 5:1-Sieg zurück. Dortmund lässt zwei Punkte liegen und Schalke 04 startet eine erneute Aufholjagd

Moritz Kielbassa (SZ) freut sich über die Rückkehr von Arjen Robben: „Sechs Monate Pause musste der Energiedribbler aushalten. Seit dem WM-Finale gegen Spanien im Juli 2010, in dem er Holland zum Titel hätte schießen können, war Robben berufsunfähig, wegen eines mächtigen Lochs im Oberschenkelmuskel. Bis heute streiten die Bayern mit dem Nationalverband um Schadenersatz, da aus ihrer Sicht der seit Sonntag 27-Jährige schon lädiert in Südafrika ankam und das Turnier nie hätte spielen dürfen. Im Herbst fürchteten manche gar, dem verletzungsanfälligen Robben drohe die Sportinvalidität. Die Abwehrspieler des 1.FC Kaiserslautern hatten diesen Eindruck nicht, nach Lust und Laune flitzte der seit Beginn der Rückrunde aus der Reha Entlassene an ihnen vorbei, der Ball gehorchte ihm fast wie früher, er zeigte Soli und geschmeidige Bewegungen.“

Christian Eichler (FAZ) lässt sich vom Ergebnis nicht täuschen: „Einmal, ein einziges Mal wollten sie nicht der ewige Lieblingsgegner sein. Das sah zwischenzeitlich auch recht gut aus mit dem Vorsatz des 1. FC Kaiserslautern, nicht die 33. Niederlage in München zu kassieren – so viele wie kein anderes Team der Bundesliga. Doch der Aufsteiger vergab seine Chance in nur zwei Minuten – der letzten Minute vor der Pause und der ersten danach. Und der meist mäßige Meister griff sich die drei Punkte, die ihm auf dem Tablett serviert worden waren.“

Sebastian Krass (Tagesspiegel) berichtet aus München: „Die Partie gegen Kaiserslautern nahm nach einem zähen Beginn noch eine gute Wendung mit fulminantem Finale. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit gab Müller einem Konter den entscheidenden Dreh, als er einen 30-Meter-Pass in den Lauf von Robben schickte. Mit seiner faszinierenden Ball- und Körperbeherrschung erzielte der Niederländer das 1:0. Der zweite Akt war gerade eine halbe Minute alt, da leitete Robben einen Angriff ein, der über die Stationen Schweinsteiger und Gomez das 2:0 einbrachte. Der Anschlusstreffer von Jan Moravek nach Fehlern von Winterzugang Luiz Gustavo (mittelschwer) und Innenverteidiger Anatolij Timoschtschuk (kläglich) stiftete nach einer Stunde kurz Unruhe, sicher auch unter den Führungskräften des FC Bayern. Doch in den letzten zehn Minuten entspannten Gomez und Müller mit ihren Toren die Lage vorerst.“

SMS von Mourinho

Matti Lieske (Berliner Zeitung) fragt sich, warum Real Madrid eigentlich nicht einen anderen Stürmer zurückholen will: „Wichtig bei der Sache: Raúl ist gar nicht sauer. Real-Trainer José Mourinho hat nämlich durchaus mit ihm telefoniert und per SMS kommuniziert, wie er kürzlich kolportierte. Raúl wäre zufrieden in Gelsenkirchen, er spiele, schieße Tore, sei glücklich. Und das wäre schließlich das Wesentliche für einen Spieler mit seiner Geschichte. Fragt sich nur, was das im Umkehrschluss für Ruud van Nistelrooy beim HSV heißt.“

Frank Heike (FAZ) ist beeindruckt: „Der Schalker Führungstreffer fiel in einer Phase, als Hannover 96 die Kontrolle über das Spiel zu haben schien. Wobei man das Angriffsspiel der Schalker nur schwer kontrollieren kann, stehen doch Klasseleute wie Raul, Huntelaar und Farfan in der Schalker Offensive. Vor allem Raul und Huntelaar stellten die Hannoveraner Defensive vor einige unlösbare Aufgaben. Beim 1:0 für die Gelsenkirchener entwischte Lukas Schmitz auf der linken Seite, flankte in die Mitte, und dort drückte Raul den Ball über die Linie. Nach der Führung trumpfte Schalke auf und profitierte von der fehlenden Sortierung der nun doch sehr beeindruckten ‚Roten‘ aus Hannover.“

Slomka findet seinen Meister

Christian Otto (Tagesspiegel) blickt auf die Taktik beider Mannschaften: „Dass Slomka in Magath am 19. Spieltag seinen Meister gefunden hat, lag an einer Niederlage im Duell der taktischen Systeme. Beide Mannschaften versuchten es mit einem entschlossenen Pressing und ließen ihr Gegenüber nicht zur Entfaltung kommen. Magath hatte seiner Elf genau jene Taktik verordnet, die sonst Hannover als Außenseiter perfektioniert. Tief stehen, Ball erobern, dann kontern: Genauso funktionierte mit Klaas-Jan Huntelaar als einziger Spitze der gewünschte Schachzug.“

Jörg Marwedel (SZ) sorgt sich um Felix Magath: „Es war tatsächlich ein ungewöhnlich gutes Bundesliga-Spiel. Zeitweise hatte Hannover 96 so modern gespielt wie es sich der einstige Trainer Ralf Rangnick immer vorgestellt hatte: mit weit vorgerückten Außenverteidigern, einer taktischen Struktur, die den Schalkern wenig Raum ließ und einem Laufpensum aller Profis, das atemberaubend war. Und doch konnte Schalkes Trainer Felix Magath später frohlocken, als hätte er gerade den Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale geschafft, was ja erst am Dienstagabend passieren soll im Duell mit dem 1.FC Nürnberg. Selten einmal hat Magath so viele Elogen ausgesprochen. Es war, als hätte man den meist sehr kritischen Magath per Hypnose in einen Lobredner verwandelt.“

Dortmund reserviert den Friedensplatz

Ulrich Hartmann (SZ) warnt den BVB: „Die Damen und Herren vom Gewerbeverein Borsigplatz haben kürzlich ein provozierendes Plakat aufgehängt, auf dem sie gewagt verkünden: ‚Hier werden Meister geboren!‘ Sie behaupten das, weil in einer Seitenstraße vor 102 Jahren der Verein gegründet und jede von bislang sechs Meisterschaften am Borsigplatz besonders leidenschaftlich bejubelt wurde. Das Plakat ist schon acht Jahre alt und aus jener Saison, als Borussia Dortmund 2002 zuletzt Meister war. Damals hing das Plakat am Borsigplatz, und jetzt hängt es vier Monate vor dem Saisonende wieder dort, weil sich in Dortmund niemand vorstellen mag, dass die Borussia ihren enormen tabellarischen Vorsprung noch verspielt. Am Samstag um 17.12 Uhr könnte den Kaufleuten genauso kurz mulmig geworden sein wie jenen Männern aus dem Rathaus, die vor dem Spiel gegen Stuttgart eingeräumt hatten, dass der Friedensplatz in der Innenstadt bereits für den 14.Mai (letzter Spieltag!) reserviert sei und dass man sich bereits auf frühjährliche Zeremonien vorbereite.“

Richard Leipold (FAZ) lobt die Kellerkinder aus Stuttgart: „Stuttgart geriet zwar in Rückstand, aber nicht in Panik. Der VfB kam ambitioniert aus der Kabine, zeigte sich weiter widerstandsfähig und suchte im Angriff seine Chance. Mit der Führung im Rücken ließen die Dortmunder sich aber nicht beeindrucken, sondern beteiligten sich an einem unterhaltsamen, abwechslungsreichen Schlagabtausch, bei dem der Favorit sich seiner Sache nicht sicher sein konnte, zumal Lewandowski es nach einer weiteren lehrbuchartigen Kombination verpasste, die Vorarbeit von Sahin und Götze zu veredeln.“

Felix Meininghaus (Tagesspiegel) kritisiert: „Der BVB hat in dieser Saison schon bedeutend stärkere Spiele abgeliefert, das Unentschieden bedeutet für den souveränen Spitzenreiter beim Kampf um die siebte Meisterschaft der Vereinsgeschichte zumindest einen kleinen Rückschlag. Warum der BVB trotzdem noch 13 Punkte Vorsprung auf seine Verfolger hat, zeigte die Borussia gleich zu Spielbeginn: Die Männer in Schwarz-Gelb rannten mit Hochgeschwindigkeit los, nach vier Minuten hätte Lewandowski nach herrlichem Zuspiel von da Silva die Führung erzielen können, schob den Ball jedoch freistehend am langen Eck vorbei. Danach verpuffte der Dortmunder Anfangselan zusehends, was vor allem daran lag, dass den Aktionen die Präzision und die Zielstrebigkeit fehlten. Sahin, Blaszczykowski, Götze und Großkreutz tauchten zwar immer wieder in viel versprechenden Positionen auf, doch regelmäßig war der letzte Pass zu schlampig gespielt, um wirklich Gefahr zu erzeugen.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Robben – aus der Reha in die Weltklasse”

  1. MS
    Montag, 24. Januar 2011 um 17:01

    Hm, vorweg – kritisiert Meininghaus wirklich?

    Und wenn ja – meint er das wirklich ernst? Was gibt es bei einer Mannschaft wie Dortmund anlässlich von 11 Punkten Vorsprung zu kritisieren? Das erinnert an die hilflose PK von Ottmar Hitzfeld 2004, als er Werder nach einem 0:0 gg. H96 (meine ich, kann auch in Bochum gewesen sein) einen Einbruch herbeireden wollte, selbst aber nicht über ein Unentschieden hinauskam.

    Unentschieden gg. einen Abstiegskandidaten hin oder her – am 17. Spieltag waren es tatsächlich „nur“ 10 Punkte. Also Stand heute: Die nächsten vier-fünf Spieltage wird der BVB auf jeden Fall noch oben stehen; es gibt (aktuell noch) überhaupt keine Anzeichen dafür, dass Dortmund entsprechend einbrechen und einer von Leverkusen, H96 oder Bayern gleichzeitig eine entsprechende Serie starten könnte, die den BVB da oben runterholte.

    Ich hoffe, die Dortmunder haben das nicht gelesen, sonst melden die die Mannschaft noch vom Spielbetrieb ab und entlassen Klopp

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