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Der Glanz des FC Bayern reicht nicht bis nach Stuttgart

Martin Hauptmann | Freitag, 25. Februar 2011 Kommentare deaktiviert für Der Glanz des FC Bayern reicht nicht bis nach Stuttgart

Das mutlose 0:2 vor heimischer Kulisse gegen Benfica Lissabon und das damit verbundene Ausscheiden im Europacup führen dem VfB Stuttgart die Dramatik der misslichen Situation stärker denn je vor Augen; nun bleibt der Abstiegskampf. Außerdem: die Auftritte von Michael Ballack und Louis van Gaal im Fokus des öffentlichen Interesses.

Manchmal reichen gute Absichten und einzelne Akzente nicht aus. Viel mehr kommt es auf die Wirkung an. Jürgen Schmieder (Sueddeutsche) beschreibt glücklose Maßnahmen des VfB Stuttgart: „Man kann dem VfB Stuttgart nun wahrlich nicht vorwerfen, nicht alles versucht zu haben bei der Europa-League-Partie gegen Benfica Lissabon. Vor dem Spiel dröhnte Musik aus den Lautsprechern, zu der Rocky Balboa einst bei seiner Vorbereitung auf den Russen Ivan Drago trainierte. Guido Buchwald war als Maskottchen im Stadion und die treuen Fans durften von der Baustellen-Tribüne auf die Haupttribüne auswandern.“

Das Stuttgarter Torwartfiasko und der letzte Strohhalm ‚Klassenerhalt‘ 

Thomas Haid (Stuttgarter Zeitung) fühlt sich angesichts der immer wiederkehrenden Chaos-Situationen beim VfB so langsam ratlos: „Jetzt hat sich auch noch Mark Ziegler (Anm. d. Red.), der vermeintlich neue Hoffnungsträger im Tor, so etwas wie der letzte Joker des VfB-Trainers Bruno Labbadia, schwer verletzt – und so wurde die 0:2-Niederlage gegen Benfica am Donnerstagabend fast zur Nebensache. […] Nun muss Labbadia also wieder auf den 23-Jährigen setzen, dem er eigentlich das Vertrauen entzogen hat.“

Und Roland Zorn (FAZ) hinterfragt sogar die Bundesligatauglichkeit des VfB Stuttgart: „Viel […] war von den Schwaben, bei denen unter allen Feldspielern nur der allein torgefährliche Japaner Okazaki überzeugte, nicht zu sehen. […] Die 1: 0-Führung belohnte die von Anfang an spieltechnisch bessere, in puncto Raumaufteilung, Pressing und Umschaltgeschwindigkeit sogar deutlich bessere Mannschaft. Der VfB wirkte gegen den Lissaboner Schwung bestenfalls wacker und stets bieder – eben so wie ein heißer Abstiegskandidat aus der Bundesliga.“

Michael Ballack nutzt seine kleine Chance – doch wo steht er mit seiner Leistung? Leverkusen mühelos im Achtelfinale

Beim 2:0-Heimspielerfolg über Charkow gewährt Trainer Jupp Heynckes bewusst Spielern aus der zweiten Reihe Einsatzminuten. Michael Ballack profitiert davon, zeigt eine gute Leistung und steuert einen Treffer bei. Stefan Klüttermann (Rp online) interessiert der Stellenwert seiner Nominierung: „Ähnlich wie im August vergangenen Jahres, als die Leverkusener extra für ihn sonntagmorgens Drittligist Wehen-Wiesbaden zum Testspiel eingeladen hatten, konnten auch gestern sehr biedere Ukrainer dem 34-Jährigen keine Auskunft darüber geben, wie seine momentane Verfassung auf Top-Niveau einzuordnen wäre. […]  Wie es Charkow geschafft hatte, in der Gruppenphase Sampdoria Genua hinter sich zu lassen, bleibt jedenfalls nach den zwei Spielen ein gut gehütetes Geheimnis.“

Auch nach dem 1:0 bei Internationale Mailand bleibt van Gaal der vieldiskutierte Mann in der FC-Bayern-Familie

Der FC Bayern München bietet zurzeit höchst ansehnlichen Fußball. Und er sorgt durch seine charakterstarken Protagonisten immer wieder für gute Unterhaltung. Klaus Hoeltzenbein (Sueddeutsche) stellt den Trainer ins Rampenlicht: „Dass Louis van Gaal ein überbordendes Selbstbewusstsein besitzt, […] ist bekannt. Dass van Gaal ein Talent hat, sein Werk auf eine Art zu preisen, die im Hause des FC Bayern oft Kopfschütteln hervorruft, ebenfalls. Doch dafür, dass die Beziehung […] schon […] vor der Trennung zu stehen schien, hält sie jetzt schon sehr lange. Das Problem ist nur, dass eine so fragile Partnerschaft nicht ohne die Bestätigung auskommt, dass es sich lohnt, sie aufrecht zu erhalten. Insofern war das 1:0 von Mailand der frische Kitt, den diese sehr spezielle Beziehung immer wieder braucht.“ 

Sebastian Krass (Zeit online) porträtiert ‚den Typ Scheiben-Einschläger‘ Louis van Gaal: „Fußballtrainer werden an ihrem Erfolg gemessen. Louis van Gaal weiß das, aber er ist ein Mann nach eigenem Maß. Sein bohrender Blick, seine gravitätische Statur, das durchgedrückte Kreuz und das verlässlich gescheitelte Haar verleihen ihm die Unnahbarkeit eines Mannes, für den Erfolg mehr ist als eine gewonnene Partie. […] Wenn auf diesem Weg mal eine Partie verloren geht, […] nimmt er das hin. Nur sollte sich niemand in den Weg des Louis van Gaal stellen. Da kann er sehr böse werden.“ Und so arrangiert sich auch die Vorstandschaft des FC Bayern längst mit so manch unbefriedigender, bereits vergifteter Atmosphäre. Da ändert auch der gegenwärtige Erfolg nicht viel: Die Bosse haben nur einfach, „so ist aus der Führung zu hören, keine Lust, schon wieder einen Trainer auf die Straße zu setzen und sich anhören zu müssen, keine Götter neben sich zu dulden.“

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