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Champions League

Bayerns Abwehr wackelt und fällt

Matthias Nedoklan | Mittwoch, 16. März 2011 7 Kommentare

Lange überlegen gespielt, dennoch steht für den FC Bayern München ein enttäuschendes Aus im Achtelfinale der Champions League. Die Schuld trägt mal wieder die Defensive

Andreas Burkert (SZ) lobt Mario Gomez: „Das kunstvolle 1:1 war sein achtes Tor im Wettbewerb und sein 29. Pflichtspieltor in dieser Saison, nur der Kreidestaub und anderes Pech verhinderten das 30. Es wäre sein Spiel geworden, doch dann scheiterten die Bayern wieder an ihrer großen Schwäche, dem Rückwärtsgang.“

Christian Spiller (Zeit Online) resümiert: „Wenn man so will, war dieses Spiel ein Abbild der Spät-van-Gaal-Ära: teilweise erstaunlichem Offensivfußball mit schönen Toren, guten Spielzügen und noch besseren Torchancen stand eine indiskutable Defensivleistung gegenüber. Letztendlich scheiterte der FC Bayern 2011 an van Gaals beharrlicher Weigerung, defensive Realitäten wahr zu nehmen.“

Geordneter Rückzug fehlt

Anja Schramm (Welt) analysiert: „Das Unfassbare, Naive und Dumme ist aber nicht nur jener Fakt, sondern vor allem das Zustandekommen. Gegen Inter Mailand, den Titelverteidiger, auszuscheiden, ist das eine. Eine Partie aus der Hand zu geben, die die Münchner 60 Minuten dominierten, in der sie sich Chancen erarbeiteten, deren Anzahl bis zum Finale im Mai hätte reichen müssen, ist das andere. Und so wurde offenbar, was schon länger fehlt im Münchner Spiel. Ein geordneter Rückzug und Defensivverbund etwa, der einer Mannschaft mit Ambitionen in der Champions League würdig ist. Die verschiedenen Rochaden in der Verteidigung jedenfalls vermitteln den Eindruck, als wolle Louis van Gaal bis zu seinem Weggang im Sommer noch alle mathematisch möglichen Formationen ausreizen. Das Resultat waren drei Gegentore, teils mit gütiger Mithilfe der Münchner.“

Sven Goldmann (Tagesspiegel) trauert: „Die Bayern sind raus, ausgeschieden im Achtelfinale, nach starker erster Halbzeit und starkem Leistungsabfall in der zweiten und trotz eines 1:0-Sieges vom Hinspiel, weil Inter zwei Auswärtstore mehr geschossen hat. Und die Abschiedstournee für den scheidenden Münchner Trainer Louis van Gaal ist vorbei, noch bevor sie so richtig begonnen hat.“

Nur Schalke bleibt in der Königsklasse

Roland Zorn (FAZ) zieht ein Zwischenfazit: „Aus Deutschland ist damit nur noch der FC Schalke 04 im Viertelfinale der Champions League dabei. Ausgelost wird die kommende Runde am Freitag. Die Bayern haben nun alle ihre Saisonziele verfehlt: deutsche Meisterschaft, DFB-Pokalsieg und einen Triumph in der Champions League.“

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Kommentare

7 Kommentare zu “Bayerns Abwehr wackelt und fällt”

  1. Manfred
    Mittwoch, 16. März 2011 um 12:02

    Wer die ganzen Chancen nicht verwandelt, darf sich dann wieder das Geplärre bezüglich der Defensive zu Gemüte führen, wie üblich also.
    Beim Endstand von 5 zu 3 wäre der Tenor gewesen: bei so einer fantastischen Offensivleistung kann man sich auch ne wackelige Abwehr leisten, wie üblich geschrieben mit warnendem Zeigefinger, aber letztlich doch sauzufrieden über ein torreiches Spiel.
    So sehr ich mich über das Ausscheiden freue, aber der Pressetenor ist so berechenbar wie irgendwas: nach dem HSV-Spiel wird alles über den grünen Klee gelobt und 4 Tage später darf man denselben Sermon lesen wie in den Tagen vor dem 6:0. Craptastic.

  2. augelibero
    Mittwoch, 16. März 2011 um 13:44

    Da ist sie wieder: „die Nachträglichkeit von Semantik“ (N. Luhmann). Die Müncher Abwehrschwäche ist seit dem vergangenen Jahr bekannt, die Ergebnisse (inklusive Spielverlauf) gegen Inter wurden prongostiziert – aber die Fußballfeuilletons schreiben erst jetzt über das absehbare Totalversagen in vitalen Fußballbereichen (die Defensive). Nachdem sich die Schreiberkollegen in der Bewertung des HSV-Spiels am vergangenen Samstag einmal mehr bis auf die Knochen blamiert hatten, finden sie heute klare Worte.
    Wow.

    Wie gesagt: Über van Gaal ist seit seiner Personalrochade in Winter jedes Wort zu viel. Über die Schönschreiber in den Redaktionsstuben lohnt es noch, sich zu ärgern.

  3. Brian Laudrup
    Mittwoch, 16. März 2011 um 20:29

    Es ist mir wirklich unbegreiflich, dass offenbar keinem der sogenannten Sportjournalisten in Deutschland auffällt, warum der Ausgleich fällt: Kollege Pranjic verliert vorne den Ball, bleibt stehen und zack fällt das Tor über die entblößte linke Abwehrseite. Beschämende Leistung auf dem Platz und der Pressetribüne. Beides nichts neues.

  4. anderl
    Donnerstag, 17. März 2011 um 01:03

    @Brian Laudrup:
    Sündenbock Breno. Der ist AN ALLEM schuld. Ganz ohne Zweifel. Nicht zuletzt an den vorne vergebenen Chancen. Und an den KOAN NEUER-Plakaten.

  5. Ulfert
    Donnerstag, 17. März 2011 um 12:12

    War das Schweinsteiger, der beim 2:2 den Fuß so ganz nebenbei noch versucht in die Schussbahn zu heben? Das fand ich doch sehr seltsam. Abgesehen davon schien auch beim 2:3 die Abwehr nur nebenher zu joggen – Breno verliert den Ball (unglücklich) und da stehen dann 4 Bayern drumrum und gucken zu.

    Ich fands übrigens sehr lustig wie der Kaiser gestern 2x ungefragt die Geschichte erzählt hat, wie er Özil „empfohlen“ bzw „entdeckt“ hat. Der wird langsam senil, wie mein Opa. Stuss erzählt er ja schon seit Langem *gg*

  6. MS
    Donnerstag, 17. März 2011 um 15:49

    Ich glaube auch, dass es Schweinsteiger war – etwas phlegmatisch, wobei mit einem „Volltreffer“ der Ball dann vielleicht ins kurze Eck gegangen wäre, vielleicht aber auch ganz daneben – ein Beweis wird nicht zu führen sein.
    Breno fand ich gar nicht so schlimm vor dem 2:3, die entscheidenden Millisekunden spielen sich im Strafraum ab – wenn er da zulangt – egal ob mit oder ohne Foul – läuft er Gefahr, einen 11er zu provozieren. Dann hieße es jetzt: „Ja, so darf man da aber auch nicht hingehen!“

  7. augelibero
    Freitag, 18. März 2011 um 15:20

    Alles bisher gesagte – über Breno, Pranjic und Schweinsteiger – stimmt, zieht sich aber bereits durch die gesamte Saison (u.a. Spiele gegen Gladbach, Wolfsburg, Schalke). Deshalb muss man nicht „klein-klein“ argumentieren: Für eine Titel-taugliche Defensive fehlen Ordnung und Personal. Das war absehbar.
    Natürlich kann man im Einzelfall auch solche Spiele wie gegen Inter gewinnen oder über die Runden duseln. Aber irgendwann reicht das Glück nicht mehr. Das weiß mittlerweile auch van Gaal, der sich selbst in Aus gestellt hat und gebrochen wirkt.

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