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Champions League

United siegt mit der Intelligenz eines erfahrenen Champions

Martin Hauptmann | Mittwoch, 13. April 2011 3 Kommentare

In einem guten, temporeichen Spiel behält Manchester United wie auch im Hinspiel die Oberhand und zieht nach einem 2:1 über Chelsea ins CL-Halbfinale ein; Rooney und Giggs spielen Weltklasse; ein Blues-Stürmer wird in der englischen Presse zum Sündenbock

Der 37jährige Ryan Giggs ist einer der spielintelligentesten Akteure der Welt: In der Rolle des Vorbereiters zeigte er seinen prächtigen Torinstinkt und stellte klar, warum er noch immer ein wesentlicher Bestandteil dieses europäischen Spitzenteams ist. Wie er mit Nicolas Anelka beim 1:0 Komm-Mit-Lauf-Weg spielte, anschließend wie ein walisischer Great Little Train auf Hochtouren entschlossen möglichst schnell und tief in den Strafraum eindrang, um dann in der richtigen Zehntelsekunde präzise quer auf „Chicharito – die kleine Erbse“ Javier Hernandez abzulegen, war schon beeindruckend.

Zudem zeigte Wayne Rooney einmal mehr seine gewonnene spielerische Reife und überzeugte nicht etwa als Torjäger und Vollstrecker, sondern in seiner hängenden Rolle zwischen Mittelfeld- und Angriffslinie. Immer wieder ließ er sich zurückfallen, eroberte den Ball nahe des Mittelkreises auf Halb-Links und verteilte ihn dann blitzartig und zielsicher mit hohen weiten Bällen nach rechts außen, auf den schnellen Park Ji-Sung oder den aufgerückten Giggs.

Das Ideen-Problem des Ancelotti

Im Angriff setzte der italienische Coach auf das Dreieck Lampard, Anelka und davor im Zentrum Torres – Malouda rückte meist von hinten nach. Der bärenstark aufspielende Ivorer Didier Drogba kam erst zur Pause und man spürte, dass er auf seinen Einsatz brannte. Durch seine herausragende Leistung samt dem Tor zum zwischenzeitlichen 1:1 brachte er Ancelotti hinterher in große Erklärungsnot.

Michael Cox (Zonal Marking) vermisste die Kreativabteilung bei Chelsea: Während Manchester United gut vorbereitet und taktisch erprobt ins Spiel ging, zeigte sich Chelsea wacklig, als ein Team, dem jeglicher kreativer Funke fehlte. Ancelotti wechselte ins 4-3-2-1-Tannenbaum-System. Im Gegensatz zum Hinspiel konnte Chelsea nun endlich mehr Druck auf die zentralen Mittelfeldspieler ausüben und auch den Ball insgesamt leichter nach vorne spielen. Dennoch: Chelsea fehlte erneut ein Ideengeber. Gerade in der letzten Saison gelang dem Team noch regelmäßig,  Gegner durch enorme Geschwindigkeits- und Stärke-Vorteile einfach zu übermannen. Doch speziell in den K.O.-Runden der Königsklasse, wo es eben auch auf Geduld und etwas List ankommt, stellte sich Ancelottis Vorgehen als gescheitert heraus.“

Torres mit großen Anlaufschwierigkeiten – Ancelotti hadert

Dominic Fifield (The Guardian) sucht den Schlüssel für das Ausscheiden der Blues: „Die Nominierung von Fernando Torres, des mit 50 Millionen Pfund teuersten Spielers der Premier-League-Geschichte, sei möglicherweise falsch gewesen, räumte Team-Manager Carlo Ancelotti ein. Der seit 693 Minuten für Chelsea torlose Spanier blieb völlig unwirksam und wurde zur Halbzeit ausrangiert. […] Ancelotti hat unterdessen Zweifel an einem langfristigen Engagement als Chelsea-Manager genährt und bekannt, dass die Entscheidung über eine Beschäftigung über den Sommer hinaus allein von Besitzer Roman Abromovich abhänge.“

Der Torres-Transfer verpflichtet

Ian Herbert (The Independent) hinterfragt die Verpflichtung von Torres: “Sir Alex Ferguson streute wegen der Aufstellung des spanischen Stürmers Salz in Ancelottis‘ Wunden. Die 50 Mio Pfund-Neuerwerbung auf Wunsch von Abramovich sei ein Ausdruck der Erfolgs-Besessenheit des Clubs aus dem Londoner Westen nach europäischen Titeln. ‚Ich dachte mir es‘, sagte Ferguson. ‚Torres für so viel Geld unter Vertrag zu nehmen, da müssen sie ihn spielen lassen.‘“

 

Kommentare

3 Kommentare zu “United siegt mit der Intelligenz eines erfahrenen Champions”

  1. WTF
    Mittwoch, 13. April 2011 um 15:04

    Seltsame Übersetzung, der letzte Satz, aber egal. Trotzdem: die britische Tageszeitung heißt immer noch „The Independent“…

  2. Martin Hauptmann
    Mittwoch, 13. April 2011 um 15:14

    Habs berichtigt, danke.

  3. Christoph
    Mittwoch, 13. April 2011 um 22:59

    Es war Spiel zweier typischer Englischer Mannschaften, welches hin- und herwog und mit sehr vielen Ballverlusten. ManU war sicher die bessere Mannschaft, weil es bei Chelsea überall klemmt im Moment und nichts rundläuft. Bis auf weniges, war spielerisch wenig zu sehen in dem Spiel.

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