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Champions League

Schalke obenauf, Chelsea am Boden

Kai Butterweck | Donnerstag, 14. April 2011 6 Kommentare

Während der FC Schalke 04 nach dem Einzug ins Halbfinale der Champions League auf blau-weißen Wolken schwebt, gehen beim FC Chelsea die Lichter aus

Peter Penders (FAZ.net) beklagt sich über Mailänder Worthülsen: „In den Tagen vor der Partie hatte die Inter-Spieler das Wunder beschworen, aber als es darauf ankam, erwies sich das doch nur als ein Pfeifen im Walde. Von bedingungsloser Offensive war nichts zu sehen, stattdessen schien der FC Schalke, die Partie von Beginn an zu kontrollieren.“

Schalke verteidigte geschickt

Birger Hamann (Spiegel Online) lobt die Schalker Defensive: „Die beiden Partien gegen den englischen Rekordmeister Manchester United um den Einzug ins Finale hätte auch Inter Mailand gerne erreicht, um als erstes Team überhaupt seinen Champions-League-Titel zu verteidigen. Doch das Wunder, das der Tabellendritte der Serie A dafür gebraucht hätte, blieb aus. Weil Schalke geschickt verteidigte und Inter den absoluten Willen vermissen ließ, der für eine Sensation nötig gewesen wäre. Von Beginn an verriet die Körpersprache der Inter-Spieler, dass sie selbst nicht an das Wunder glaubten. Diejenigen Mailänder Fans, die zumindest noch ein kleines bisschen Hoffnung hatten, wurden bereits kurz vor dem Halbzeitpfiff ihrer Illusionen beraubt.“

Jörg Strohschein (Tagesspiegel) verneigt sich vor den Knappen: „Die Anhänger Nordkurve der Schalker Arena hatten bereits während der gesamten zweiten Hälfte ihrer Freude Ausdruck verliehen. Sie feierten ihre Lieblinge unaufhörlich und wussten kaum wohin mit ihrem Glück. Diese Euphorie war durchaus angebracht, schließlich waren sie Zeuge eines der größten Erfolge des FC Schalke 04 in seiner Vereinsgeschichte. Ein Erfolg, den ihnen vor Saisonbeginn wohl nicht einmal die kühnsten Optimisten zugetraut hatten. Und das Bemerkenswerteste an diesem Triumph ist der Umstand, dass die Königsblauen ausgerechnet gegen den Titelverteidiger hoch verdient in die nächste Runde einziehen.“

Das Herz des deutschen Fußballs schlägt im Revier

Frank Lamers (derwesten.de) verlegt das deutsche Fußball-Herzzentrum ins Revier: „Doch schon für diese Saison gilt trotz des Bundesligamittelmaßes der Schalker (vorausgesetzt, in der Schublade des Schicksals lagern nicht noch schauerliche Pläne): Das Herz des deutschen Fußballs, es schlägt nur im Revier. Borussia Dortmund wird sich die Meisterfeier kaum verderben lassen. Schalke oder Duisburg werden den heimischen Pokal gewinnen. Und Manchester? Ist eine Übergröße. Sicher. Wie es Inter Mailand war.“

Das furchteinflößende Chelsea ist verblichen

Raphael Honigstein (SZ) trägt den FC Chelsea zu Grabe: „In der langen Reihe der unglücklichen, kontroversen Misserfolge in der Champions League nimmt der K.o. gegen Fergusons rechtzeitig in Fahrt kommende Ergebnismaschine einen unrühmlichen Sonderplatz ein. `Das Ergebnis der Obduktion lautet Selbstmord`, schrieb die Times. Das wirkt angesichts der Dramatik des Niedergangs nicht übertrieben. Das alte, furchteinflößende Chelsea? Es ist verblichen.“

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Martin Henkel (Berliner Zeitung) verabschiedet Chelsea-Coach Carlos Ancelotti: „Ferguson parlierte branchenüblich, aber er ließ es sich nicht nehmen, dem Gegner seinen Respekt zu zollen. Ferguson sagte: `Wir haben heute ein richtig, richtig gutes Chelsea geschlagen.`  Das war nicht wahr, Chelsea war gut, aber weit von der Form entfernt, mit der die Profis von der Stamford Bridge vergangene Saison Meisterschaft und Pokal gewannen. Aber darum ging es Ferguson nicht, auch nicht, um den eigenen Sieg aufzuwerten. Es ging darum, seinen Kollegen Carlo Ancelotti aufzuwerten, bevor beim Rivalen die Granden des Klubs zusammenkommen, um das Europapokal-Aus zu bewerten. Bei Chelsea führt das nämlich zum immer gleichen Resultat – zumindest seit Roman Abramowitsch Besitzer ist. Eigentlich kommt der Russe in solchen Phasen immer mit sich allein zusammen. Er meditiert kurz – und feuert seinen Coach.“

Europas Thron entschwindet im blauen Dunst

Wolfgang Hetfleisch (FR) empfiehlt dem FC Chelsea Anschauungsunterricht aus Dortmund:  „Geld hat in den bald acht Jahren seit der Übernahme des Klubs durch Roman Abramowitsch viele Tore geschossen. Doch Europas Thron entschwindet im blauen Dunst. Chelsea wird dem Ziel in nächster Zeit kaum noch mal so nah kommen wie 2008 bei John Terrys dramatischem Fehlversuch im finalen Elfmeterschießen. Die Prognose hat etwas Tröstliches. Berge von Geld hat der russische `Big Spender` in sein hochdefizitäres Spielzeug gesteckt. In Dortmund, wo Größenwahn mal fast in den Untergang führte, zeigen sie, dass und wie es anders geht. Womöglich läuft nicht nur Chelseas Zeit ab, sondern auch die des blinden Glaubens, der überhitzte Premier-League-Markt weise den Weg in die Zukunft.“

 

Kommentare

6 Kommentare zu “Schalke obenauf, Chelsea am Boden”

  1. svw
    Donnerstag, 14. April 2011 um 19:25

    Der FC Chelsea ist eine überalterte Mannschaft, deren Gerüst schon seit Jahren zusammenspielt: Cech (2004), Terry (1995), Cole (2006), Essien (2005), Lampard (2001), Drogba (2004).
    Der tolle Saisonstart mit 5 Siegen und 21:1 Toren sowie 25 Punkten nach 10 Spieltagen (trotz der Tatsache, dass man viele WM-Teilnehmer im Kader hat) täuschte darüber hinweg, dass die Mannschaft ihren Zenit überschritten hat.
    Der Powerfußball, der unter Mourinho und teilweise letzte Saison gezeigt wurde, ist über eine volle Saison nicht mehr abrufbar.
    Wenn man nicht die gleichen Fehler, die der AC Mailand die letzten Jahre gemacht hat, begehen möchte, ist eine Verjüngung des Teams dringend notwendig.

    P.S.: Der gute Saisonstart lag bestimmt an der Tatsache, dass die WM-Teilnehmer von Chelsea ziemlich ausgeruht in die Saison gehen konnten.

  2. Ulfert
    Donnerstag, 14. April 2011 um 23:41

    @Hetfleisch:
    So gut mir Dortmund diese Saison auch gefällt, aber die Borussia als Vorbild für Chelsea zu nennen geht mir doch viel zu weit. Eine tolle Saison in der Liga macht noch keine internationale Spitzenmannschaft.

    Und was genau sollte denn auch die Lehre sein? Dass Chelsea möglichst bald sein Stadion verpfänden und sich einen Schuldenberg anhäufen, den Stadionnamen verramschen und bei den Londoner Behörden betteln gehen sollte?

  3. Manfred
    Freitag, 15. April 2011 um 08:00

    Hach, wenn sich schonmal ein Namenswitz so anbietet, mach ich den auch:
    Man Hetfleisch vorher nochmal drüber nachdenken sollen. Oder besser formulieren.

  4. Ulfert
    Freitag, 15. April 2011 um 08:53

    @Manfred: ymmd 🙂

  5. Manfred
    Freitag, 15. April 2011 um 21:05

    Ich hab schon den Unfug mit dem blauen Dunst nicht verstanden: rauchen die bei Chelsea nun zuviel und sehen deswegen den Thron nicht mehr oder wird der von den anderen Vereinen boshaft eingenebelt?

  6. Jogroet
    Sonntag, 17. April 2011 um 00:38

    Ob sich Geschichte wiederholt? 2002 standen im Halbfinale der Champions League Real Madrid, FC Barcelona, Manchester United und Bayer Leverkusen. Statt Bayer Leverkusen ist Schalke dieses Jahr im Halbfinale, ansonsten ist die Konstellation die Gleiche.

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