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Bundesliga

Frank Schaefer tritt in Köln zurück

Kai Butterweck | Mittwoch, 20. April 2011 1 Kommentar

Die Presse bedauert den Schritt des Kölner Trainers und zeigt mit dem Finger auf Volker Finke. Außerdem: Große Ziele in Hannover, Sparkurs beim HSV und ein allgemeiner Blick in die Zukunft

Stefan Hermanns (Tagesspiegel) zieht den Hut vor dem Kölner Coach: „Vermutlich dauert es nicht allzu lange, bis Frank Schaefer der allgemeinen Vergessenheit anheimfällt. Allenfalls als Übergangstrainer wird er in Erinnerung bleiben, aber das liegt weniger an Schaefer als an den Gepflogenheiten des Fußballs, der rastlos um sich selbst kreist und jede Woche neue Helden gebiert. Dass der bedächtige Schaefer in dieser rasenden Branche ein Fremder geblieben ist, hat er gestern noch einmal eindrücklich nachgewiesen, als er seinen Abschied als Cheftrainer des 1. FC Köln bekannt gab. Bescheiden, anständig, aufrichtig – so hat er sich bei seinem letzten großen Auftritt präsentiert.  So viel Anstand hat der Verein gar nicht verdient, der ihn vor allem in Person von Volker Finke entschlossen demontiert hat.“

Kölner Dilemma

Stefan Osterhaus (NZZ Online) stimmen die Begleitumstände nachdenklich: „Der Rücktritt stürzt Köln ins Dilemma, denn der Coach galt nicht nur im Anhang wegen seiner langen Vereinszugehörigkeit und der grossen Sachkenntnis als ideale Wahl. Wenn er von persönlichen Motiven spricht, dann hat dies vor allem mit einer Aussage zu tun, die manchen nachdenklich stimmte: `Teile des Geschäfts widern mich an.` Vielleicht gehört dazu auch die Geschwätzigkeit: Jüngst hatte Volker Finke, der Kölner Sportdirektor, in einer Journalistenrunde darüber philosophiert, ob denn Schäfer als praktizierender Christ in einer evangelisch-freikirchlichen Gemeinde seinen Glauben mit dem Profifußball vereinbaren könne.“

Nur die Champions League bringt Hannover wirtschaftlich nach vorne

Jörg Marwedel (SZ) weist die Hannoveraner auf die Wichtigkeit des Erreichens der Königsklasse hin: „Ohne das Champions-League-Geld hat Hannover 96 trotz des größten Erfolges seit dem letzten deutschen Meistertitel 1954 wirtschaftlich noch keinen entscheidenden Schritt gemacht. Die positive Entwicklung bringt zwar in dieser Saison einen siebenstelligen Gewinn, die Verluste der vergangenen Jahre werden dadurch aber nicht ausgeglichen.“

Christian Otto (taz) verfolgt aufmerksam das Streben von Hannover-Chef Martin Kind die 50+1 Regelung zu Fall zu bringen: „Was Kind für Hannover 96 möchte, ist gar kein Scheich oder russischer Gas-Milliardär, sondern die Chance, regionale Unternehmen am Aufrüsten seiner Fußballfirma zu beteiligen. Einem zahlungswilligen Investor ein Entscheidungsrecht vorzuenthalten, hält Kind für nicht zeitgemäß und illusorisch. Dass der Vorreiter für das Kippen der 50+1-Regelung keine Verbündeten sucht, dürfte an seiner zuweilen eigenwilligen Art, aber auch an seiner Rechtsposition liegen. Experten räumen Kind, reich geworden als Chef einer weltweit erfolgreichen Hörgerätehersteller-Kette, nach einem Scheitern auf verbandsrechtlicher Ebene beste Chancen auf einen Sieg vor dem Europäischen Gerichtshof ein.“

Michael Oenning soll den personellen Umbruch verantworten

Matthias Linnenbrügger (Welt Online) bedankt sich im Namen von Michael Oenning beim HSV für den eingeschlagenen Sparkurs: „ Der Gehaltsetat für die Profiabteilung wird um ein Viertel gekürzt, statt 47 will der Traditionsklub künftig nur noch 35 Millionen Euro in das kickende Personal investieren. Damit einhergehen wird eine Verjüngung des Kaders – und Oenning soll den personellen Umbruch verantworten. Der 45-Jährige profitiert davon, dass beim HSV ein radikaler Sparkurs umgesetzt werden muss. Es mangelt schlichtweg an finanziellen Mitteln, einen neuen Mann zu verpflichten.“

Wie soll die Bundesliga auch zur Ruhe kommen?

Markus Lotter (Berliner Zeitung) wagt eine allgemeine Prognose: „Kurz vor dem Finale der unruhigsten Spielzeit in der extrem ereignisreichen Geschichte der Fußball-Bundesliga lässt sich aufgrund der sich abzeichnenden Personalkonstellationen eine ziemlich zuverlässige Vorhersage für die kommende Spielzeit treffen. Sie lautet: Die Saison 2010/11 wird wahrscheinlich genauso unruhig wie die Saison 2011/12. Wie soll die höchste deutsche Spielklasse auch zur Ruhe kommen, wenn an so vielen Standorten so riskante Entscheidungen bei der Auswahl der Trainer getroffen werden oder wenn diesen Trainern da und dort Manager beziehungsweise Präsidenten vorgesetzt sind, die alles besser zu wissen glauben?“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Frank Schaefer tritt in Köln zurück”

  1. Markus
    Mittwoch, 27. April 2011 um 15:15

    verrückte welt diese bundesliga. leider wird es immer schlimmer.

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