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Bundesliga

Die Angst des FC Bayern vor der Europa League

Kai Butterweck | Mittwoch, 27. April 2011 Kommentare deaktiviert für Die Angst des FC Bayern vor der Europa League

Die Presse beschäftigt sich mit den immer größer werdenden Sorgen des FC Bayern hinsichtlich des möglichen Verpassens der Champions-League-Qualifikation. Außerdem: Wettbewerbsverzerrung auf Schalke, Manager-Ängste in Wolfsburg und  Dortmunder Offensiv-Probleme

Christian Paul (Spiegel Online) leidet mit dem Bayern-Boss: „Ein Blick auf Uli Hoeneß genügte, um zu wissen, wie schlimm es um den FC Bayern am 31. Bundesliga-Spieltag stand. Der Präsident des FC Bayern saß bei frühlingshaften Temperaturen auf der Tribüne im Frankfurter Stadion und glühte mit der Sonne um die Wette. Nach dem Schlusspfiff war sein rosafarbenes Hemd derart durchgeschwitzt, dass es an vielen Stellen als dunkelrot durchging. Uli Hoeneß wird wissen, wie vage die Aussicht auf einen Patzer von Hannover ist. Auf der Tribüne in Frankfurt, die Lippen zusammengepresst, einen Becher Wasser in der Hand, wird er daran gedacht haben. Genau wie an den möglichen Verlust der fest einkalkulierten Champions-League-Millionen, an den Image-Verlust des Rekordmeisters, an das schreckliche Ende einer grauenvollen Saison. Hoeneß litt.“

Die Aussicht auf die Europa League gleicht einer kollektiven Wurzelbehandlung

Thomas Hummel (sueddeutsche.de) droht den Bayern mit einer schmerzhaften Erfahrung: „Der FC Bayern ist wieder auf den vierten Platz zurückgefallen, einen Punkt hinter die zähen Hannoveraner. So wie sich die Münchner zuletzt äußerten, sind Platz vier und die damit einhergehende Teilnahme an der Europa League für sie schlimmer als eine kollektive Wurzelbehandlung beim Zahnarzt. Was insofern überraschend ist, weil die Münchner in Frankfurt über weite Strecken der Partie wenig bis nichts gegen die drohenden Schmerzen unternahmen.“

Klaus Hoeltzenbein (SZ) skizziert eine etwas andere Tabellensituation: „Würde man eine Tabelle jener Mannschaften aufstellen, die in dieser Saison am wenigsten das Talent genutzt haben, das im jeweiligen Kader vermutet werden muss, gäbe es um Platz eins ein totes Rennen: zwischen Mönchengladbach und dem FC Bayern. Was am Beispiel dieser höchst unterschiedlichen Ex-Meister nur bestätigt, dass in der Tradition verwaltetes Knowhow zwar die Vitrinen schmückt, niemals aber Erfolg im Abonnement garantiert.“

Es roch gehörig nach Wettbewerbsverzerrung

Thomas Kilchenstein (FR) beschäftigt sich mit der Schalker Aufstellung: „ Ralf Rangnick nominierte eine bessere B-Elf, die sich vornehm zurückhielt. Alles andere wäre, man muss es so sagen, unprofessionell, zumal es für S04 in der Liga um nichts mehr ging. Natürlich bleibt ein Geschmäckle. Denn anständig, gar fair ist solch ein Verhalten nicht. Denn die zusammengestoppelte Verlegenheitself unterlag in der heißen Phase der Saison auf eigenem Platz dem Abstiegskandidaten 1. FC Kaiserslautern, der durch diesen außerplanmäßigen Sieg die Klasse halten wird. Es roch gehörig nach Wettbewerbsverzerrung. Es war auch eine. Andererseits: Jeder andere Klub hätte ähnlich reagiert. So tickt nun mal die Branche. Und wie groß wäre das Geschrei, wenn sich ein Schalker Leistungsträger verletzt hätte? Amateurhaft – das wäre noch die harmloseste Umschreibung gewesen.“

Angst vor der Zweitklassigkeit

Christian Otto (Tagesspiegel) sorgt sich um den VfL Wolfsburg: „Biederer Abstiegskampf, das passt einfach nicht zu den hohen Zielen eines Unternehmens von Welt. Es kommt selten vor, dass sich ein Top-Manager wie Winterkorn dazu herablässt, über die profanen Sorgen einer Fußballmannschaft zu urteilen. Das Werbevehikel von Volkswagen, das VfL Wolfsburg Fußball GmbH heißt und als hundertprozentige Tochter des Konzerns wichtiges Standortmarketing leisten soll, ist ins Schlingern gekommen. Ein Konzern, der sich ökonomisch und ökologisch als weltweit führendes Automobilunternehmen ausrichten will, passt mit seiner Philosophie eben nicht an den Rand der Zweitklassigkeit. Drüben, auf ihrer Seite der Wolfsburger Schnellstraße am Mittellandkanal, sind es die Manager gewohnt, Erfolg penibel planen zu können. Man erobert von dort aus neue Wachstumsmärkte wie China. Man freut sich über eine neue Rekordmarke mit rund zwei Millionen Autoauslieferungen im ersten Quartal 2011 und einen weltweiten Marktanteil von mehr als elf Prozent. Aber was werden die Menschen in China sagen, wenn sie erfahren, dass ausgerechnet dieses teure, von Volkswagen bezahlte Fußballteam nicht funktioniert?“

Die Dauerdribbler wollen den Ball ins Tor zwingen

Freddie Röckenhaus (SZ) fordert mehr Durchschlagskraft beim BVB: „Chancen werden en masse produziert, Tore werden daraus aber viel zu wenige erzielt. Die Gründe sind großteils bekannt. Die Gegner behandeln Dortmund seit Monaten so, als müssten sie sich wie gegen den tatsächlichen Meister verbarrikadieren. In Gladbach schien es, als wollten die  Dauerdribbler den Ball mit purer Energie – und mit Unterstützung ihrer über 20000 Fans – ins Tor zwingen. Wie das in den letzten drei Spielen klappen soll, das bereitet doch einigen ein wenig Kopfzerbrechen.“

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