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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Zwietracht Frankfurt

Matthias Nedoklan | Montag, 16. Mai 2011 1 Kommentar

Während Dortmund den Titel und Wolfsburg den Klassenerhalt feiert, trauert die Eintracht nach dem Abstieg. Beim FC Bayern plant man die neue Saison

Philipp Selldorf (SZ) begründet den Frankfurter Abstieg: „Während andere strauchelnde Teams in den wesentlichen Phasen der Saison von den Taten ihrer herausragenden Leute profitierten – die Bremer von Pizarro, die Schalker von Neuer, die Stuttgarter von Träsch und Hajnal, die Wolfsburger von Mandzukic, die Gladbacher von Reus –, ging die Eintracht in geschlossener Formation verloren.“
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Marc Heinrich (FAZ) vermisst die Eintracht in Frankfurt: „Schnell wurde aber deutlich, dass der Mannschaftsgeist, der die Frankfurter früher ausgezeichnet hatte, abhandengekommen war; den Verlust ihres guten Geistes, Kapitän Christoph Spycher, der in seine Heimat nach Bern zurückgegangen war, konnten sie nie wettmachen. Sein Nachfolger Chris war zu sehr mit sich selbst beschäftigt und stand abermals wegen einer Rückenverletzung so gut wie gar nicht zur Verfügung. Gekas entpuppte sich als Ich-AG, der Bereitschaft zur Integration vermissen ließ, wobei Skibbe auch fast jeden Versuch unterließ, den Griechen mehr Gemeinschaftssinn abzuverlangen. Handgreiflichkeiten zwischen Franz und Tzavellas, Faustkämpfe zwischen Halil Altintop und Patrick Ochs legten schonungslos offen, dass das Binnenklima bescheiden war.“

Der steilste Absturz der Bundesliga-Geschichte

Dominik Bardow (Tagesspiegel) ist fassungslos: „Der steilste Absturz der Bundesliga-Geschichte ist perfekt: Noch nie ist eine Mannschaft, die nach der Hinrunde Siebter war, 17 Spieltage später abgestiegen. Der vierte Bundesliga-Abstieg Eintracht Frankfurts nach 1996, 2001 und 2004 ist ein Mysterium. Erklären kann ihn keiner der Beteiligten.“

Philipp Selldorf (SZ) macht Frankfurt Mut: „Die Eintracht ist in dieser Saison nicht durch Cleverness aufgefallen, deshalb steigt sie ab. Aber sie fällt nicht ins Chaos. Wenn der Klub jetzt die Verantwortung teilt und dem seriösen Vorstandschef einen Sportmanager zur Seite stellt, zieht er die richtige Lehre. Die Eintracht kommt wieder. Über Christoph Daum lässt sich das nicht so bestimmt sagen.“

Roland Zorn (FAZ) spürt Erleichterung in Wolfsburg: „Selbst einen sonst betont starken Mann wie Magath hatte es vor diesem Endspiel gegraust. Er, der in den vergangenen Jahren vor allem an Titel und Triumphe gewöhnt war, musste bei der Rückkehr an den Ort früherer Triumphe wie zu Beginn seiner Trainerlaufbahn wieder einmal als Retter funktionieren. Entsprechend angespannt wirkte der Unterfranke in den Tagen vor dem Saisonfinale in Sinsheim.“

Magath rettet und straft

Tobias Schächter (SZ) schaut auf einen ungewohnten Feuerwehrmann: „Felix Magath hatte in ferner Vergangenheit ja schon den HSV, Eintracht Frankfurt und den VfB Stuttgart vor dem Abstieg gerettet. Aber aus dem Feuerwehrmann von einst ist längst ein Meistertrainer geworden, der nun also jenen Verein vor dem Gang in die zweite Liga bewahrte, den er vor zwei Jahren zum Titelgewinn geführt hatte. Das klingt im Nachhinein, wie so vieles in dieser Saison, als sei es erfunden worden. Aber wie etwas klingt, ist Magath ja schon lange egal.“
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Bayern rüstet auf

Moritz Kielbassa (SZ) plant die Zukunft des Rekordmeisters: „Doch um 2012 wieder auf Titel statt auf mühsam erlangte Mindestziele anzustoßen, verlassen sich die Bayern nicht allein darauf, dass mit Heynckes wieder Harmonie im Hause einkehrt und auf dem Platz, wie schon seit van Gaals Abschied, ökonomischer, stabiler, zugleich aggressiver, fitter und spielfreudiger gekickt wird. Eine traditionelle Bayern-Antwort auf Trauerjahre sind Transfers. Diesmal ist der Schwerpunkt, der vorhandenen Spektakelachse (Gomez, Ribéry, Robben, Müller) neue Kräfte für die Defensive zuzuführen.“
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Elisabeth Schlammerl (FAZ) beschreibt eine bemerkenswerte Verwandlung: „Gomez hatte erst einmal die vielleicht schwierigste Krise seiner Karriere durchleben müssen, ehe er aufstieg zum besten Stürmer der Bundesliga. Er drohte nach seinem Wechsel von Stuttgart nach München für die Bundesliga-Rekordtransfersumme von 35 Millionen Euro zu scheitern. Gomez war nicht der Wunschspieler von Trainer Louis van Gaal, er passte auch nicht in das System des Holländers, der einen schnörkellosen Strafraumstürmer mit Torriecher suchte. Gomez aber war es aus Stuttgart gewohnt, Platz zu haben auf dem Weg zum Tor. Obwohl ihn van Gaal meist links liegenließ, kam Gomez in seiner ersten Saison bei Bayern auf zehn Tore in 21 Bundesligaspielen von Beginn an.“

Carsten Eberts (Tagesspiegel) verabschiedet einen Stürmer aus München: „Auffallend ist, dass sich der Klub bereits um klare Strukturen für die kommende Saison bemüht. Thomas Kraft, Hamit Altintop und Andreas Ottl werden den Klub definitiv verlassen, mit Torwart Manuel Neuer soll noch im Mai Einigkeit erzielt werden. Im Angriff soll der Cottbuser Zweitligaschützenkönig Nils Petersen hinter Mario Gomez aufgebaut werden; der 22-Jährige erhält einen Vertrag bis 2014. Ivica Olic könnte als multifunktionaler Backup für die verletzungsanfälligen Flügelstürmer Franck Ribéry und Arjen Robben noch gebraucht werden. Für Miroslav Klose bedeutet der Petersen-Wechsel hingegen, dass ihm nicht mal die Position als Ersatzmann sicher ist. Für einen Nationalstürmer ist das keine Perspektive.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Zwietracht Frankfurt”

  1. friedlicher Fan
    Montag, 20. Juni 2011 um 16:58

    Dem herr Bruchhagen sollte man – nach seine Entmachtung – aber trotzdem noch einmal Danke sagen zum Abstieg der Eintracht:

    Danke, Heribert Bruchhagen, für den zweiten Abstieg unter deiner Führung.

    Danke dafür, dass die Eintracht nun für wohl lange Zeit nur noch die Nummer 2 im Rhein Main Gebiet sein wird.

    Danke dafür, dass man in Frankfurt sieben Jahre lang ambitionslosen Fußball sehen musste und jede Hoffnung auf Besserung im Keim erstickt wurde. Aber die haben es alle geduldig ertragen, weil die Liga ja soooo zementiert ist.

    Danke dafür, dass mittelmäßige Kicker wie Meier und Köhler hoch dotierte Rentenverträge bekommen haben.

    Danke dafür, dass im Winter trotz Ausfalls der kompletten Innenverteidigung kein Ersatz geholt wurde und die Eintracht deshalb in vielen Spielen der Rückrunde ohne bundesligataugliche Verteidigung spielen musste.

    Danke dafür, dass du Cenk Tosun ein Vertragsangebot gemacht hast, dass er nur ablehnen konnte.

    Danke dafür, dass das Torwartproblem seit Jahren verdrängt wurde.

    Danke dafür, dass Sportinvaliden wie Chris, Bajramovic und Amanatidis immer noch im Kader stehen und damit Plätze und Geld für Verstärkungen wegnehmen.

    Danke dafür, dass du so fest an der Scouting-Abteilung festgehalten hast, die von der Talentsuche nicht mal halb so viel versteht, wie ein durchschnittliches Zeitungsleser.

    Danke dafür, dass die Eintracht der einzige Bundesligist (ups, Ex-Bundesligist) ist, der nicht alle Logen verkaufen konnte.

    Danke Heribert, dass du Mannschaft seit dem letzten Aufstieg in eine reine Söldnertruppe nach und nach umgewandelt hast (bis ja selbst ein Söldner auf Managerebene par excellence!).

    Danke, dass du die Eintracht schon vor dem Abstieg zur grausten aller grauen Mäuse der 1. Liga gemacht hast, weil außerhalb der Rhein-Main-Gebietes sich keine Sau mehr für die Eintracht interessiert.

    Danke dafür, dass in Frankfurt seit Jahren keine neuen zahlungskräftigeren Sponsoren gewonnen werden konnten. Jede Änderung birgt doch nur unüberschaubare Risiken, also besser bloß nicht weiterentwickeln.

    Danke dafür, dass du deine Energie dafür verwendet hast, um sämtliche Berichterstatter auf deine Seite zu bringen und um deine Machtposition im Verein zu festigen und du dich so lange jeder möglichen Einmischung eines sportlichen Leiters heldenhaft widersetzt hast.

    Danke dafür, dass du die Verantwortung im Vorstand für die Fanszene schon frühzeitig an ein anderes Vorstandsmitglied abgegeben hast und nichts dagegen unternommen hast, das sich die Frankfurter Fanszene zur mit Abstand asozialsten und gewaltbereitesten in ganz Deutschland entwickelt hat. Eine Fanszene für die man sich inzwischen – vor allem auswärts, aber nicht nur – nur noch schämen kann und die der Grund, dafür ist, dass man Kinder nich mehr bedenkenlos mit zur Eintracht nehmen kann.

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