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Champions League

Mit Glanz und Gloria – Barcelona führt Manchester vor

Kai Butterweck | Montag, 30. Mai 2011 2 Kommentare

Auf beeindruckende Art und Weise sichert sich der FC Barcelona gegen Manchester United im Finale der Champions League die europäische Fußball-Krone. Die Presse zeigt sich beeindruckt, berauscht und beängstigt

Boris Herrmann (SZ) adelt Barcelonas Coach Pep Guardiola: “Wie soll man als Trainer ein Spiel verlieren, wenn man elf Fußballer zur Verfügung hat, die schon wissen, wo sie den Ball hin spielen, bevor sie ihn überhaupt bekommen haben? Den Ballbesitz-Fetisch gab es bei Barcelona schon zu Zeiten, als Guardiola noch auf dem Rasen stand, bloß nicht so radikal. In der laufenden Saison hat er als Trainer diese Marke auf eine rekordverdächtigen Durchschnittswert von 73,3 Prozent geschraubt. Interessant ist aber vor allem, was während der restlichen 26,7 Prozent passiert. Seine Spieler betrachten das als Diebstahl. Jede Sekunde ohne Ball scheint ihnen weh zu tun, weshalb sie dann alle gemeinsam die gegnerischen Passwege versperren. So etwas hat vermutlich weniger mit der Qualität der Spieler als mit der Arbeit des Trainers zu tun.“

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Wie wäre es wohl Schalke ergangen?

Carsten Eberts (sueddeutsche.de) findet klare Worte: „Manchester war in allem zu langsam – oder Barcelona zu schnell. Verblüffend, wie es Guardiolas Mannschaft schaffte, im wichtigsten Spiel des Jahres die allerfeinste Leistung abzurufen. Man fragte sich unweigerlich, wie wohl Halbfinalist Schalke 04 in diesem Finale hätte bestehen sollen.“

Peter Heß (FAS) rückt vermeintlich unauffällige Protagonisten ins Rampenlicht: „Kern- und Ausgangspunkt aller Großtaten war wie fast immer das Dreigestirn Messi, Xavi und Iniesta im Zentrum des Spiels. Das Dreigestirn hätte sich indes nicht im Dreiklang bis vor das englische Tor dribbeln können, wenn nicht immer die Option für ein Abspiel auf die Flügel gewesen wäre. Pedro auf links und Villa auf rechts wurden zwar oft vergessen, aber jedes Mal waren sie anspielbereit und zogen so Gegner auf sich. Es war faszinierend zu beobachten, wie Pedro und Villa immer wieder den richtigen Moment fanden, in den Strafraum einzubiegen, um dann mit einem Steilpass von einem der drei Zentrumsspieler gefüttert zu werden. Eine Choreographie auf Zehntelsekunden und auf Zentimeter genau.“

Die Mannschaft hat eine Idee

Für Christian Spiller (Zeit Online)beginnt die Dominanz der Spanier bereits im Kopf: „Die Stärke des FC Barcelona ist seine Vision. Die Mannschaft hat eine Idee, sie will den Ball, sie will spielen, sie will auch, so sieht es zumindest aus, Spaß haben und lässt sich dabei nicht beeindrucken. Egal welcher Gegner welchen Plan mit auf den Platz bringt. Während sich Real Madrid sich im Champions-League-Halbfinale schlicht weigerte, am Spiel teilzunehmen und wie beleidigte Kinder immer wieder die Türmchen des Konkurrenten umschubste, versuchten die Kraftmeier aus Manchester es aktiver. Sie störten Barcelonas Spielfluss an der Quelle, an der Verbindung zwischen Abwehr und Mittelfeld. Eine Taktik, die beinahe jede englischsprachige Zeitung etwas bang zur einzig chancenreichen erklärt hatte. Der englische Entwurf ging etwa eine Viertelstunde lang gut. Dann startete die Barca-Show, und die Tore fielen unangestrengt, fast beiläufig.“

Thomas Kilchenstein (FR) trauert der fehlenden Spannung hinterher: „Und doch fällt ein Tropfen Wasser in den Wein. Zu einem richtig guten, packenden, auch spektakulären Fußballspiel gehört ein Widerpart auf Augenhöhe, gehört ein Gegner. So was lässt Barça nicht zu, es gibt einfach den Ball nicht her. 63 Prozent Ballbesitz hatten die verspielten Katalanen in London. Sie ersticken das Spiel schlicht mit ihrer Überlegenheit, lassen den Kontrahenten nicht mitspielen. Das ist ohne Zweifel eine phänomenale Leistung. Etwas Besseres gibt es derzeit nicht. Bezahlt wird die turmhohe Dominanz mit fehlender Spannung.“

Peter Ahrens (Spiegel Online)rät dem Trainer des FC Barcelona zu einem Vereinswechsel: „Der Coach ist ehrgeizig. Irgendwann wird es Guardiola reizen, das Modell Barcelona in die Welt zu tragen, beispielsweise zum FC Chelsea oder zu Inter Mailand. Oder gar zum Gegner vom Samstag, Manchester United, der bereits zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren die Überlegenheit von Barça in einem Finale anerkennen musste. Die Ära des Alex Ferguson als Big Boss bei United neigt sich dem Ende zu. Ewig wird der 69-Jährige das Team nicht mehr betreuen. Für einen wie Guardiola wäre es eine Herausforderung, allen zu beweisen, auch anderswo erfolgreich zu sein. Nur ein Coach, der es schafft, unter unterschiedlichen Bedingungen gleichermaßen erfolgreich zu sein, hat es verdient, in den Trainer-Olymp aufgenommen zu werden. Diesen Beweis ist Guardiola noch schuldig.“

Was ist der Barca Code?

Cordt Schnibben (Spiegel Online) stellt die „vollendete“ Mannschaft vor: „Was unterscheidet diesen perfekten Fußball von dem perfekten Fußball, den Ajax Amsterdam und Dynamo Kiew in den siebziger Jahren, der AC Mailand in den späten achtziger und frühen neunziger Jahren gespielt haben – was ist der Barça Code? Der Barça Code, das ist ein Torwart, der Torchancen einleitet; das sind zwei Innenverteidiger, die Spieleröffner sind; zwei Außenverteidiger, die mehr stürmen als verteidigen; ein defensiver Mittelfeldspieler, der 70 Prozent seiner Zweikämpfe gewinnt und über 100 Pässe zum Mitspieler schlägt; zwei Spielmacher, möglichst klein, es können auch mal fünf werden; zwei Außenstürmer, die fast jeden zweiten Zweikampf gewinnen; ein Mittelstürmer, der nicht Mittelstürmer ist, sondern Messi. Macht über 800 Pässe pro Spiel, Ballbesitz über 70 Prozent, im Schnitt 2,4 Tore.“

Dominik Bardow (Tagesspiegel)fühlt sich bestens unterhalten: „ Doch schon jetzt lässt sich sagen: Der FC Barcelona Lionel Messis, Andrés Iniestas und Xavis ist bereits eine historische Referenzgröße für kommende Generationen. Vor allem durch die Art der Siege, denen trotz aller taktischen Perfektion nichts Routiniertes oder Maschinenhaftes anhaftet, sondern Spontanität und Spielfreude. Eine unterhaltsamere Dominanz einer Mannschaft hat es wohl selten gegeben.“

Es könnte lange das dominierende Modell in Europa bleiben.

Andreas Rüttenauer (taz) lobt die Arbeit im Hintergrund: „Über 40 Millionen Euro hat der FC Barcelona für David Villa vor dieser Saison an den FC Valencia überwiesen. Solche irrsinnigen Summen kann der Klub, der auf der soliden Basis von über 100.000 Mitgliedern aufgebaut ist, aufbringen, ohne bei einem Mäzen anklopfen zu müssen oder Beteiligungen an Investoren zu verticken. Neben der sportlichen Philosophie, jener in Barcelona unumstößlichen Ballbesitzideologie, die in der Nachwuchsabteilung den talentierten Spielern, die schon im Jugendalter aus der ganzen Welt geholt werden, eingeimpft wird, ist die finanzielle Solidität die zweite Säule, auf der das Modell Barcelona aufgebaut ist. Es könnte lange das dominierende Modell in Europa bleiben.“

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Kommentare

2 Kommentare zu “Mit Glanz und Gloria – Barcelona führt Manchester vor”

  1. Christoph
    Montag, 30. Mai 2011 um 15:24

    Der Kommentator der FR hat recht: Es war ein einseitiges Spiel, weil Barça Man U nicht ins Spiel kommen ließ.

    Die Messlatte liegt nun so hoch, dass alle anderen scheitern müssen, aber auch Barça.

  2. Arvy
    Donnerstag, 29. November 2012 um 09:17

    Sabine sagt:Hallo!Danke ffcr das Rezept!Ich habe das Waschmittel gestern angerfchrt. Es war total eifncah!Bei mir ist es eine dickflfcssige Brfche geworden, die wirklich sehr frisch riecht. Aber eine Frage habe ich noch: Wohin kommt das flfcssige Waschmittel? Direkt in die Trommel? Oder soll ich es in das Fach machen, wo normalerweise das Waschpulver reinkommt?Bin schon sehr gespannt darauf, es auszuprobieren :-)Viele Grfcdfe,Sabine

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