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Deutsche Elf

Deutschland schlägt Uruguay – Ein Abend der Einzelschicksale

Kai Butterweck | Dienstag, 31. Mai 2011 Kommentare deaktiviert für Deutschland schlägt Uruguay – Ein Abend der Einzelschicksale

Die Presse beschäftigt sich nach dem munteren Testspiel gegen Uruguay mit Gewinnern und Verlierern des Abends

Michael Horeni (FAZ) freut sich für Mario Gomez: „Als der Torjäger fünf Minuten nach seinem Tor bei einer guten Gelegenheit kurz vor der Linie scheiterte, bedachte ihn das Publikum nicht mehr wie sonst mit Pfiffen, sondern spendete aufmunternden Applaus. Die lange Integration von Gomez im Nationaltrikot, sie vollzog sich in Sinsheim nach drei schier endlosen Jahren für einen auch von der Körpersprache endlich wieder selbstbewussten Gomez. Dies war der größte individuelle Gewinn in einem nur anfänglich munteren Testspiel.“

Die Nationalmannschaft verändert sich

Daniel Theweleit (Spiegel Online) erhöht den Druck auf Lukas Podolski: „Nur dank der Nationalmannschaft ist Podolski zu einem internationalen Spitzenfußballer gereift. Hier wurden ihm Formtiefs verziehen, fehlende taktische Grundlagen vermittelt, Podolski hat unendlich viel Vertrauen geschenkt bekommen im Kreis der Eliteauswahl. Doch nun scheint die Zeit der Spezialbehandlung langsam zu Ende zu gehen. Die Nationalmannschaft verändert sich. Es ist kaum anzunehmen, dass die deutsche WM-Offensive mit Podolski, Özil, Müller und Klose in unveränderter Konstellation einfach immer weiter spielt, denn die Etablierten haben neue Konkurrenten.“

Christof Kneer (SZ) macht Philipp Lahm Hoffnungen: „Philipp Lahms Tor aus dem WM-Eröffnungsspiel gegen Costa Rica ist manchen Menschen Beweis genug. Die Macht dieses Bildes ist so stark, dass Lahm in den folgenden Jahren noch so seriös erklären konnte, dass er rechts hinten lieber und besser spielt: Er hatte keine Chance. Von rechts kann er aber nicht nach innen ziehen und schießen wie gegen Costa Rica – so lautete stets die wütende Antwort. Die Münchner haben ihre Außenverteidiger-Suche inzwischen ja vom linken auf den rechten Flügel verlagert, in den nächsten Tagen dürfte der Transfer des ehemaligen Schalkers Rafinha gegen etwa sechs Millionen Euro Ablöse verkündet werden. Im Moment sieht es so aus, als bekämen die Wutbürger bald ihr Lieblingsbild zurück: In der kommenden Saison könnte Lahm, zurzeit Rechtsverteidiger des FC Bayern und der deutschen Nationalelf, wieder links spielen – und zwar in beiden Mannschaften.“

Mehr Kompaktheit in der Defensive ist unerlässlich

Matti Lieske (Berliner Zeitung) hofft auf eine Rückkehr von Sami Khedira: „Das defensive Mittelfeld ist der Fels, an dem sich das deutsche Spiel ausrichtet, und seine Solidität war bei der WM mit Schweinsteiger und Khedira ein sehr wichtiger Faktor für den Erfolg. Man darf davon ausgehen, dass die Hoffnung des Bundestrainers, Khedira möge zum EM-Qualifikationsspiel in Wien wieder fit sein, am Sonntag nicht geringer geworden ist. Auch wenn Österreich gewiss nicht die Finesse eines Forlan oder Luis Suarez besitzt, ist eine größere Kompaktheit in der Defensive, wie sie Mario Gomez als einer der wenigen Kritiker des munteren und in der Offensive beeindruckenden Sinsheimer Auftritts anmahnte, am Freitag unerlässlich.“

Jan-Christian Müller (FR) sendet einen Gruß nach Sinsheim: „Während aber neulich gegen Australien in Mönchengladbach noch eine Stimmung geherrscht hatte, als wäre die heimische Borussia just in die dritte Liga abgestiegen, erwies sich das Sinsheimer Publikum im ausverkauften Stadion als hörbar dankbarer. Was aber vielleicht auch daran lag, dass beide Mannschaften wenig Scheu voreinander zeigten. Lustig ging es hin und dann auch wieder her.“

Der Ball wurde mehr gegeben als genommen

Johannes Kopp (taz) schmunzelt über die Abwehrreihen beider Mannschaften: „Ein Herausforderer der WM-Elf, Mats Hummels nämlich, dürfte mittlerweile bei Löw schon als Stammkraft eingeplant sein. Gegen Uruguay fiel er zwar nur offensiv positiv auf, was einen Innenverteidiger nur bedingt zufriedenstellen kann, doch das war auch der allgemeinen Sturm-und-Drang-Ausrichtung dieses Benefizspiels der Sepp-Herberger-Stiftung geschuldet. Auf beiden Seiten strebten die Abwehrreihen so wenig nach Ballbesitz wie Kapuzinermönche nach materiellem Reichtum. Ganz im Sinne der Wohltätigkeitsveranstaltung wurde der Ball eben mehr gegeben als genommen.“

Stefan Rommel (spox.com) sieht den bevorstehenden Aufgaben gelassen entgegen: „Es war für Löw ein gelungenes Testspiel. Die ganz großen Erkenntnisse ließen sich zwar nicht gewinnen, aber immerhin weiß er, dass die unübersehbaren Defizite relativ schnell und leicht abzustellen sind. Und dass die Ergänzungsspieler sanften bis großen Druck auf die Etablierten machen. Die paar großen Fragen wurden im Ansatz von seiner Mannschaft beantwortet. Dazu haben die zwei Wochen Trainings- und Spielpause seiner Mannschaft offenbar wenig anhaben können. Jeder Einzelne hat sich hingebungsvoll an seinen individuellen Fitnessplan gehalten.“

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