indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Champions League

Die Bayern schließen sich Dortmund und Leverkusen an

Kai Butterweck | Mittwoch, 24. August 2011 14 Kommentare

Nach dem glanzlosen Sieg beim FC Zürich freuen sich die Bayern über das Erreichen der Gruppenphase der Champions League. Mehr Aufsehen erregt derweil die bevorstehende Autobiografie-Veröffentlichung von Philipp Lahm

Elisabeth Schlammerl (FAZ) lehnt sich entspannt zurück: „Locker und ohne großen Kräfteverschleiß hat der FC Bayern München die Pflicht auf dem Weg zur Kür erfüllt. Mario Gomez brachte seine Mannschaft am Dienstagabend bereits in der siebten Minute in Führung und sorgte somit für einen stressfreien Abend vor 23 600 Zuschauern im Letzigrund-Stadion, an dem die großen Glanzpunkte fehlten. An diesem Abend ging es  nicht darum, beste Fußball-Unterhaltung zu bieten, sondern allein darum, die mit rund 20 Millionen dotierte Teilnahme an der Champions League zu sichern.“

Moritz Kielbassa (SZ) beruhigt Uli Hoeneß: „Der FC Bayern sah sich im Champions-League-Playoff am Dienstag in Zürich nur auf der Durchreise, das Selbstverständnis des deutschen Rekordmeisters ist ein Stammplatz unter den „Top Ten“ in Europa. Ein Ausscheiden beim Außenseiter FC Zürich erschien zwar so wahrscheinlich wie ein nationales Schließfach-Verbot in der Schweiz, dennoch hatte Uli Hoeneß diese Möglichkeit tags zuvor, bei einem Charity-Golfturnier in Davos, als „Katastrophe“ bezeichnet. Der Präsident, beim Hinspiel noch sehr nervös in den Katakomben gesichtet, erlebte dann aber, wie erwartet, einen entspannten Hochsommer-Abend im Letzigrundstadion.“

Die FCB-Defensive hatte meist leichtes Spiel

Florian Bogner (spox.com) geht in die Analyse: „Nach Bayerns frühem Führungstor geriet die Partie schnell zu einem besseren Trainingskick. Zürich hatte anfangs mehr Ballbesitz, der FCB lauerte kräftesparend auf weitere Konter. Das Angriffsspiel der Gastgeber war jedoch wenig durchdacht. So hatte die FCB-Defensive bei den zaghaften Versuchen des FCZ meist leichtes Spiel. Gefährlich wurde es eigentlich nur, wenn Rodriguez und Koch auf außen mit nach vorne schoben, sowie nach Standards. Dafür waren die Zürcher Außen dann hinten anfällig, wenn Bayern schnell umschaltete – wie beim 0:1, als Rodriguez nicht mehr hinter Müller her kam.“

Maximilian Rau (Spiegel Online) hadert mit der Leistung der Bayern: „Sie sind wieder da, wo sie ihrer Meinung hingehören – in der Champions League, der Liga der Besten. Doch die Leistung des FC Bayern München beim Erfolg im Qualifikations-Rückspiel beim FC Zürich war der Königsklasse nicht würdig. Es fehlte an Spielwitz, an Laufbereitschaft und nach dem frühen Tor von Mario Gomez  stellten beide Teams ernsthafte Bemühungen ein, einen weiteren Treffer zu erzielen. Die Münchner konnten im Gegensatz zum starken 5:0-Triumph in der Bundesliga gegen Hamburger SV zu keiner Zeit überzeugen.“

Die ganz große Eleganz verbreitete der lange Belgier nicht

Christoph De Groot (RP Online) kritisiert van Buytens Übermut: „Weil Gomez die Zweifel an einem Weiterkommen früh zerstreute, spielten die Münchner die Begegnung mit Routine herunter. Sie setzten ihre fußballerische Überlegenheit durch und ließen den Ball gegen die gelegentlich deutlich überforderten Züricher gemütlich durch die eigenen Reihen laufen. Ansätze von Problemen gab es nur, wenn Innenverteidiger Daniel van Buyten allzu optimistisch in diese Aktionen einbezogen wurde. Die ganz große Eleganz verbreitete der lange Belgier nicht. Dafür sind bei den Münchnern ohnehin andere zuständig.“

Deshalb war dieses Buch von Lahm zu erwarten

Am Rande des Qualifikationsspiels der Bayern sorgt Kapitän Philipp Lahm mit seiner dieser Tage erscheinenden Autobiografie für Aufsehen. Frank Lamers (derwesten.de) zeigt sich wenig überrascht: „Lahm ist auch ein geschickter Stratege in eigener Karriere-Sache. Es geht ihm immer auch um: den kleinen gerne großen Philipp.   Deshalb war dieses Buch von Lahm zu erwarten. Dieses Buch, in dem er die Klinsmänner, van Gaals, Magaths, Ballacks unfein etwas kleiner macht, um die eigene Größe hervorzustreichen. Falsch muss deshalb aber nicht sein, was drinsteht.“

Harald Joisten (FNP) bringt wenig Verständnis auf: „Was treibt den Profi des FC Bayern dazu, mitten in seiner Karriere ein Buch herauszubringen, in dem er die Trainer des Weltfußballs scharf kritisiert? Es macht auf den ersten Blick keinen Sinn. Zumal Lahm Fehler begeht. Seine ehemaligen Aussagen geraten nun in ein anderes Licht. Jürgen Klinsmann etwa wurde in dessen Zeit beim FC Bayern nie von Lahm kritisiert, dem Vernehmen nach nicht einmal intern. Jetzt schreibt er, Klinsmann sei schon nach sechs Wochen gescheitert. Es ist enttäuschend, dass Philipp Lahm das Verlags-Angebot angenommen hat. Das spricht nicht für seinen Charakter. Oder er hat schlichtweg den falschen Berater an seiner Seite, wie es Uli Hoeneß schon vor Jahren betont hat. Denn bei diesem Buch geht es wohl vorwiegend ums Geld. Und davon hat Lahm mehr als genug.“

Das zeugt nicht von gutem Stil

Thomas Niklaus (Hamburger Abendblatt) schließt sich der Kritik an: „Die Frage ist allerdings, warum der 27 Jahre alte Lahm überhaupt so ein Buch schreibt? Aus Imagegründen? Um zu zeigen, dass er ein kritischer Geist ist? Dass er in dieser Form gegen Jürgen Klinsmann, Louis van Gaal oder Felix Magath nachtritt, zeugt zumindest nicht von gutem Stil und ist wohl nur der Tatsache geschuldet, das Buch besser verkaufen zu können.“

Michael Jahn (Berliner Zeitung) adelt die vielseitigen Talente von Philipp Lahm: „Philipp Lahm, dieser lediglich 170 Zentimeter groß gewachsene Verteidiger, hat unglaublich viele Talente. Lahm kann passabel rechts wie links in einer Viererabwehrkette spielen, er kann den mit Abstand besten Klassensprecher des FC Bayern München geben, er kann wunderbar in kurzen Lederhosen posieren, er kann werbewirksam bayerische Weißbiergläser stemmen, er kann auch ehemalige Kapitäne und Teamkameraden zu Statisten degradieren, er kann mit hoher Fistelstimme Spiele analysieren – und nun kann er sogar Bücher schreiben. Hut ab!“

Christoph Fischer (Westdeutsche Zeitung) langweilt sich: „Inzwischen gehört es zum guten Ton, dass mehr oder weniger jeder mehr oder weniger bekannte Nationalspieler meint, eine Biografie oder Autobiografie vorlegen zu müssen. Gerne mit sogenannten Enthüllungen. Die sind häufig so banal, dass man sie nicht wirklich braucht. Man kann das Buch von Philipp Lahm durchaus lesen. Aber wenn nicht, ist es auch nicht so schlimm.“

freistoss des tages

 

 

Kommentare

14 Kommentare zu “Die Bayern schließen sich Dortmund und Leverkusen an”

  1. Dirk
    Mittwoch, 24. August 2011 um 09:27

    Lächerliches Verhalten von Lahm, der wird mir immer unsympathischer. So ein Opportunist kann doch keine Mannschaft führen!

    Ob wohl Don Jupp darüber nachdenkt, wie er in der Lahmschen Fortsetzung beschrieben werden wird?

    P.S.: meine Kritik bezieht sich nicht darauf, ob Lahm inhaltlich Recht hat.

  2. michi
    Mittwoch, 24. August 2011 um 13:44

    Ich finde es nicht schlecht von Lahm…
    Jetzt kommt mal auch was von Spielerseite. Bisher hat sich kein Spieler getraut, seine Meinung richtig kundzutun, da man sonst gleich mit Strafen rechnen musste. Man kann ja jetzt schon ein wenig lesen, was Lahm alles veröffentlicht und ich finde es sehr interessant, denn so erfährt man zum Beispiel, wieso Magath nur 2mal erfolgreich war und dann nichts mehr ging…
    Finde es gut von Lahm

  3. Augelibero
    Mittwoch, 24. August 2011 um 14:31

    Man kann sich über Phillip lahms publizistischen flankenlauf nur freuen. Mit der veroeffentlichung hat er sich den Leistungsdruck aufgebuerdet, der ihm erstaunlicherweise bisher erspart geblieben war. Jetzt muss er Weltklasse sein, Leader bei Bayern und der Nationalelf. In allen Spielen und den wichtigen doppelt.

    Neben den kritiklahmen Jubelpersern der Fussballfeuilletons, die ihm das Techtelmechtel mit der Bild im Gegensatz zu seinen Arne-Friedrich-Flanken und den Herget-Gedächtnis-Querpässen richtig übel nehmen, hat er ausgerechnet seine vier großen Förderer angepisst: Magath, der ihn in Stuttgart zum Bundesliga-Spieler machte, Voeller, der ihn in die Nationalelf einbaute, klinsi, der ihn zum fuehrungsspielef machte, und van gaal, der ihm die Binde gab und van bommel abräumte. Sind die jetzt enttäuscht von ihrem lieben kleinen Phillip? Sicher gibt es da etwas zurück.
    Bisher hat der Klassensprecher bis auf die ueblichen Bayern-Doubles nichts richtiges gewonnen. Im Gegensatz zu den oben genannten. Ganz zu schweigen von Effe, Kahn, Sammer und Co.

    Auch da dreht sich jetzt der Wind. Die – bisher abgelatscht von den „modenisieren“ – werden plötzlich dich wieder rehabilitiert.

    Und was Nachen die Bayern und Lahm-Darling Jogi L. aus F? Auch hier lohnt ein Blick zurück: Schumacher war nach seiner Biographie aus de Nationalelf draußen, Matthaeus musste seine kapitaensbinde bei den Bayern abgeben. So schlimm kommt es für den Klassensprecher nicht. Diesmal nicht. Dabei weiß jeder in muenchen, dass schweini über den stolz des Teams enscheidet.

    Klein-Phillip tritt ab sofort die Ballack-Nachfolge an. Immer Top sein muessen, immer das Ding drehen. Und für zweite Plätze am Ende nur Hohn bekommen. Natuerlich nich von Jogi, der wird dabei ja auch immer zweiter und bleibt an Spanien „noch näher dran“.

  4. Augelibero
    Mittwoch, 24. August 2011 um 14:37

    Sorry wegen der Tippfehler oben. So gut schreibt es sich auf einem iPhone…

  5. Nixwisser
    Mittwoch, 24. August 2011 um 15:17

    Oh Mann, wie ist das peinlich – und traurig. Lahm ist doch nicht komplett bescheuert. Zumindest dachte ich das bisher von ihm. Format und Stil scheinen Fremdworte für ihn zu sein. Und wahrscheinlich hat ihm auch noch niemand gesagt, daß man den ein oder anderen zweimal im Leben treffen kann.

  6. Matthias Nedoklan
    Mittwoch, 24. August 2011 um 18:36

    Rezension des Lahmschen Werkes gibts übrigens nach Ende der Sperrfrist am 29.8

  7. Manfred
    Mittwoch, 24. August 2011 um 18:47

    Och, wie nett, da kann ich mich gleich selbst kopieren:
    Durchsagenwunsch in der Arroganzarena:
    ‚Der kleine Philipp hat sich mal wieder vergalloppiert und kann von seiner Entziehungsberechtigten abgeholt werden, wenn sie ihn denn noch weiter ertragen will. Der Junge zappelt in der Nachbildung der Champions League-Trophäe.‘

    What a moron. Der war doch mal sympathisch, oder? Lange her…

  8. qualitätsbeiträge ausnahmsweise
    Mittwoch, 24. August 2011 um 22:22

    Was sollen eigentlich diese ganzen Meinungen zu einem Buch das noch keiner gelesen hat und das die BILD uns präsentiert hat. Habt ihr denn nichts aus der Sarrazingeschichte gelernt?

  9. Dirk
    Donnerstag, 25. August 2011 um 08:38

    @qualitätsbeiträge

    Dann würde mich mal sehr interessieren, was man aus der Sarrazingeschichte genau zu lernen hat?

    Nebenbei, passender wäre: das die Bild UND LAHM uns präsentiert haben.

  10. Augelibero
    Donnerstag, 25. August 2011 um 16:02

    Mann muss da nicht aufs Detail schauen, ob klein-Phillip wirklich nutella fruehstueckt und so….

    Mann muss es „politisch“ sehen und lesen, das ist so gedacht und genau ueberlegt. Genau deshalb: lahm will beachtet werden, also muss er anfangen in grossen spielen die Big Points zu machen. Hinten Links verstecken geht ab sofort nicht mehr. Und echte fuehrungsspieler dominieren aufm Platz in großen spielen. Da hilft schön aufsagen in Interviews nix mehr. Lahm will das, erhöht den Druck. Super, und jetzt die bislang vermisste Top-leistung!

  11. qualitätsbeiträge ausnahmsweise
    Donnerstag, 25. August 2011 um 19:31

    @Dirk:
    Aus der Sarrazingeschichte hätte man lernen können, dass man über nichts spricht, wovon man nichts weiß. Ein lächerlichere Selbstdarstellung hätte beispielsweise Frau nicht geben können, als sie sagte, dass sie das Buch nicht gelesen habe, aber dessen Inhalt kritisiere.

    Können Sie über ein Fussballspiel reden, von dem sie nur drei oder vier Szenen gesehen haben?

  12. mustard
    Donnerstag, 25. August 2011 um 20:11

    Ach ja. Wenn Sarrazin nur ueber Dinge schreiben wuerde, von denen er etwas weiss, dann waere uns dieses Buch erspart geblieben. Oder seine Theorien ueber das Judengen…

  13. Dirk
    Freitag, 26. August 2011 um 09:17

    @qualitätsbeiträge

    Selbstverständlich traue ich mir zu, über die drei oder vier Szenen eines Spiels zu sprechen, die ich gesehen habe, warum sollte ich die auch nicht beurteilen können?

    Bzgl. Buch Lahm gilt mindestens dasselbe: Über die publizierten Passagen muss man sich unterhalten dürfen. Wenn Sie nun einwerfen, dass eventuell das Gesamtkonzept des Buches bestimmte Passagen in einem anderen Licht erscheinen lassen könnte … mag sein, allerdings gebe ich folgendes zu bedenken:

    Lahm veröffentlich momentan bewusst zwei Publikationen. Erstens sein Buch über den Buchhandel und zweitens einen gestalteten Teilauszug über Bild. Hinsichtlich der öffentlichen Wahrnehmnung dürfte sicherlich der Weg über Bild mehr Aufmerksamtkeit erzielen, daher sind die zusammengestellten Passagen in der Bild die wahrscheinlich wichtigere Veröffentlichung. Und daher auf jeden fall disussionswürdig.

    @mustard
    zustimmung.

  14. qualitätsbeiträge ausnahmsweise
    Freitag, 26. August 2011 um 09:50

    @dirk
    das war jetzt bewusst missverstanden mit Spiel und Spielszenen, nicht?

    Macht nichts.

    Zu dem Thema: Doppelstrategie des Herrn Lahm:
    Wenn die Leute sagen würden, dass sie das Buch des Herrn Lahm erst bewerten, wenn sie es gelesen haben, dann wäre die BILD-Strategie komplett sinnlos. Aber naja.

    Zu Sarrazin: Das Traurige ist doch, dass 2-4 Millionen Menschen dieses Buch gelesen haben und es in den zahllosen Talkshows keine einzige ernsthafte inhaltliche Diskussion gegeben hat. Dabei wäre genau das notwendig gewesen. Sich mal inhaltlich auseinander zu setzen.Um ihm allen Wind aus den Segeln zu nehmen.

    Dass Sarrazin einen Haufen Blödsinn geschrieben hat, brauchen wir nicht zu diskutieren, denn hier sind eher Intellektuelle unterwegs. Aber um zu verstehen, dass Sarrazin hanebüchenen Unsinn geschrieben hat, dazu braucht man schon einen Uniabschluss oder gesunden Menschenverstand.

    Beides ist in unserer Gesellschaft sehr wenig vorhanden.

    Deswegen wäre es sehr sinnvoll gewesen, wenn den Bildungsauftrag des deutschen Fernsehens wahrgenommen worden wäre.

  • Quellen

  • Blogroll

  • Kategorien

  • Ballschrank

118 queries. 0,578 seconds.