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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Ball und Buchstabe

Philipp Lahms Buch: Wer Wind sät, wird Sturm ernten

Kai Butterweck | Donnerstag, 25. August 2011 21 Kommentare

Die Presse beschäftigt sich weiterhin intensiv mit Philipp Lahms Ausflug unter die Autoren

Michael Horeni (FAZ) prophezeit dem DFB-Kapitän unruhige Wochen: „Dass sich in der Sache Lahm der Mediendirektor des Verbandes äußerte und nicht der Sprecher der Nationalmannschaft wird als Zeichen gewertet, dass es sich für den DFB um eine Angelegenheit von besonderer Wichtigkeit handelt. Unterdessen wird schon in der Nationalmannschaft und auch beim FC Bayern Lahm hinter vorgehaltener Hand Illoyalität vorgeworfen. Auch der frühere Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld hat seinen ehemaligen Spieler Lahm für dessen Veröffentlichungen kritisiert.“

Ein klarer Punktsieg für PR-Profi Lahm

Jonas Beckenkamp (SZ) verneigt sich vor Philipp Lahms PR-Gespür: „Um sich weiter als meinungsstarker Profi zu positionieren, dürfte Lahm aber freilich von der derzeitigen Gemengelage profitieren. Es wäre nicht das erste Mal, dass der mündige Außenverteidiger der Bayern durch geschickt lancierte PR seines Beraters Roman Grill als hemdsärmeliger Mini-Capitano inszeniert wird.  Die reflexartige Aufgeregtheit der Antworten auf Lahms Ausführungen dürften jedenfalls am Ende nur einem nutzen: dem Verlag des Neu-Autoren Philipp Lahm. Denn solange weiter kontrovers über die Offenbarungen des auskunftsfreudigen Münchners gestritten wird, dürfte sein Werk im Gespräch bleiben – ein klarer Punktsieg für PR-Profi Lahm und seine Beraterschaft.“

Peter Ahrens (Spiegel Online) schließt sich dem an: „Lahm hat in seiner Karriere immer genau gewusst, wann er die Öffentlichkeit suchen und diese für seine Zwecke einspannen konnte und wann es besser war, lieber nichts zu sagen . Das hat ihm bisher immer weitergeholfen, und es spricht wenig dafür, dass es diesmal anders sein wird. In den bisher bekannt gewordenen Buchpassagen ist nichts davon zu lesen, dass Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge oder Münchens Präsident Uli Hoeneß von Lahm kritisiert worden wären. Und dass er Bundestrainer Joachim Löw von jeder Kritik ausnimmt, dürfte ohnehin gesichert sein. Man kann das opportunistisch nennen, man kann es auch klug nennen.“

Was steht drin? Nichts, was nicht längst bekannt wäre

Sven Goldmann (Tagesspiegel) erfährt nichts Neues: „Philipp Lahm hat also ein Buch geschrieben. Das heißt: Er hat es schreiben lassen, von einem Ghostwriter, der eine gewisse Popularität erreicht hat mit Kolumnen über seinen Hund. Der Hund ist tot, Philipp Lahm gerade 27 geworden, da wird es Zeit für eine Autobiografie. Was steht drin? Nichts, was nicht längst bekannt wäre. Jürgen Klinsmanns taktische Kompetenz ist bescheiden, Felix Magath steht nicht unbedingt für nachhaltiges Arbeiten, und Louis van Gaal schätzt vor allem die Meinung von Louis van Gaal. Das alles weiß heute auch jeder durchschnittlich interessierte Zeitungsleser.“

Lars Wallrodt (Welt Online)fordert mehr Zurückhaltung: „Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Lahms Buch ist nette Plauderei, selten mehr. Sprengkraft wie einst Harald Schumachers ‚Anpfiff‘, das den Rausschmiss des Torwarts aus der Nationalmannschaft zur Folge hatte, hat es an keiner Stelle. Und trotzdem muss bezweifelt werden, dass Lahm sich damit einen Gefallen getan hat. Um ihn tobt ohnehin gerade die sogenannte ‚Führungsspieler-Diskussion‘, die sein ehemaliger Mitspieler Oliver Kahn angestoßen hat. Der verkniff sich während seiner Karriere ein eigenes Buch. Ein Führungsspieler muss zwar laut sein. Aber zu gewissen Dingen auch schweigen können.“

freistoss des tages

 

Kommentare

21 Kommentare zu “Philipp Lahms Buch: Wer Wind sät, wird Sturm ernten”

  1. M13k
    Donnerstag, 25. August 2011 um 09:44

    Was konträr ist, dass sich Lahm über Kahn aufregt, dass der sich öffentlich zu Führungsspielern wie Lahm und Schweinsteiger äußert, aber selbst einen Rundunschlag über alle und jeden macht. Er kritisiert zwar nur Menschen aus seiner Vergangenheit und lobt Löw über alles.
    Damit bezweckt er natürlich, dass er vom DFB wahrscheinlich nichts negatives erwarten kann.Aber sein Standing in Deutschland wird sicherlich leiden, wie man aus vielen Kommentaren und Berichten lesen kann.
    Mit seiner Kritik an Völler und der EM 2004 geht er zu weit. Er war damals 19, welches Recht hat er überhaupt das Training zu berurteilen?

  2. AlexS101
    Donnerstag, 25. August 2011 um 11:14

    Philipp Lahm ist ein ganz schlimmer Gartenzwerg, ein Streber, ein Schülersprecher vor dem Herrn.

    Furchtbar, dass solche Persönlichkeiten auch noch mit zwei Kapitänsämtern belohnt werden.

  3. mustard
    Donnerstag, 25. August 2011 um 11:49

    Mir kommt Lahm auch sehr unsympathisch vor. Das ganze macht auf mich einen eher intriganten ‚hintenrum‘-Eindruck, die engen Beziehungen zur Bild-Zeitung sprechen auch nicht fuer ihn.

    Dabei hat er das nicht noetig, weder finanziell noch um sich irgendwie zu profilieren. Ich habe eher den Eindruck das ihm das gnze schaden wird.

    Aber damit duerfte er ja immerhin in den Augen mancher Betrachter die meisten der Fuehrungsspieler-auf-Augenhoehe-mit-Sammer-Kriterien erfuellen.

  4. Jürgen
    Donnerstag, 25. August 2011 um 13:46

    Ja mei, der kleine Herr Lahm mit seinen lauen Ergüssen über seine ehemaligen Trainer. Hoffe die Sache führt endlich dazu, dass die wahren Hintergründe zum Konflikt mit M.Ballack zutage treten. Schönen Gruß vom Münchner Gärtnerplatz.

  5. Nixwisser
    Donnerstag, 25. August 2011 um 17:42

    Lahm hat sich „entschuldigt“: Das wird ja immer peinlicher. Wer soll ihn jetzt noch ernst nehmen? Was für ein unreifer Bubi.

  6. AlexS101
    Donnerstag, 25. August 2011 um 18:29

    Ordentlich übers Knie gehört der, nichts weiter.

  7. mcmcmcc
    Donnerstag, 25. August 2011 um 18:47

    Warum schreibt ihr jetzt so über lahm…
    bevor das mit dem buch kam war er immer n super spieler… jetzt is das buch da und … jetzt ist er n asi oder was??
    ich find das gut das er das buch geschreiben hat…
    so erfahren wir wenigstens mal n paar sachen über die trainer usw… mag sein das die alle gute trainer sind, aber wie die persöhnlich drauf sind auf dem platz weiß doch keiner von euch…
    jetzt setzt ihr euch so für voller und co ein.
    hätte einer von denen das buch geschreiben wären die in euren augen genauso wie lahm jetzt.
    ihr mitläufer.
    nur weil er die wahrheit schreibt wird er fertig gemacht…
    ihr regt mich voll auf..
    penner

  8. Pumukel
    Donnerstag, 25. August 2011 um 19:18

    Mememee, ich verstehe dich. Zu oft geht es primär gar nicht mehr um die Sache, sondern vielmehr darum, bei nächstbester Gelegenheit schonungslos seinen Frust loszuwerden.

    Das verzerrt die Faktenlage.

    Allerdings hat Herr Lahm durch seine bisher so auffallend schroff abblockende Art vor allem gegen Journalisten auch nie wirklich Mut gezeigt.

    Jetzt scheint er von dem einen Extrem ins andere gekippt zu sein: schreibt sogar ein Buch und attackiert! Und viele, gar nicht mal unbedingt die Angesprochenen (die legen sich ihre Worte erst noch zurecht, bevor sie etwas sagen, wenn sie intelligent sind), die offenbar schon länger darauf gewartet haben, eine offene Rechnung mit ihm zu begleichen, aber nie einen günstigen Moment dafür sahen, kommen nun aus ihren Löchern und zahlen es ihm mit beißenden Kommentaren heftig heim.

    Auch ich finde, dass er ruhig mal in die Schranken gewiesen werden sollte, das kleine, ignorante, aufmüpfige Großmaul!

  9. AlexS101
    Donnerstag, 25. August 2011 um 21:40

    @ mcmcmcc

    Wie kommst Du darauf, dass er immer „n super spieler“ war?

    Mich hat dieses quakende Streberteil schon immer mehr als genervt. Furchtbar, ihn nach jedem Bayern- oder Nationalelfspiel im Interview erleben zu müssen.

    Die Verkörperung eines kleines opportunistischen Speichelleckers. Mit der Kritik der DFB-Führung hat er nicht gerechnet, vielmehr hat er eiskalt darauf gebaut, dass sie dazu schweigen, da er sie ja explizit von der Kritik ausgenommen hat.
    Tja, dumm gelaufen, Klein-Philipp. Und schon entschuldigt er sich, da sein Plan nicht aufgegangen ist.

    Widerlich.

  10. Ach du Scheiße, der Armin Veh
    Freitag, 26. August 2011 um 00:06

    Bei Amazon steht das Großwerk auf Verkaufsplatz 1.
    Traurig, aber wahr: Ein Promi muss nur laut rülpsen, und die Massen gieren danach, seine ausgestoßene Luft einzusaugen.

  11. Dirk
    Freitag, 26. August 2011 um 09:38

    @mcmcmcc

    Bestimmt hat Lahm inhaltlich (teilweise) Recht.

    Ich glaube nun nicht, dass sich die harte Kritik an Lahm darauf bezieht, dass inhaltlich seine Argumente widerlegt werden sollen. Mich stört z.B. etwas anderes.

    Ich glaube jeder Leser kann nachvollziehen, dass es häufig schwierig ist, sachliche Kritik innerhalb einer Gruppe von Menschen vorzubringen oder bestehende Strukturen positiv zu beeinflussen, ob nun beim Sport, auf der Arbeit, in der Familie etc. Jeder von uns kennt doch bestimmt Situationen, in denen man gerne etwas ändern würde, aber man weiß nicht wie oder man stößt an Grenzen, oder man hat nicht den Mut … alles schon dutzende Male erlebt.

    Wenn es mal gelingt, etwas unbequemes zu ändern, umso besser. Ansonsten arrangiert man sich, so ist das im Leben, das sind ganz häufig Kompromisse, die aber notwendig sind.

    Wenn wir alle nun jedesmal nachträglich nachtreten würden, gegenüber unseren Ex-Partnern, gegenüber unseren Ex-Vorgesetzten, gegenüber unseren Ex-Trainern …. und dann jedesmal sagen würden: „Ich wusste ja, wie es hätte laufen müssen, aber XYZ hatte keine Ahnung!“.

    So will ich bestimmt nicht leben.

    Und außerdem: Dann wären wir selber auch dauernd damit konfrontiert, dass uns unsere Ex-Partner, Ex-Angestellten, Ex-Mitspieler etc. nachträglich zu Recht aber sinnlos kritisieren würden (sinnlos, weil sich die Vergangenheit nicht mehr ändern lässt).

    Bevor ich mich weiter ereifere, höre ich lieber auf 🙂

  12. OF
    Freitag, 26. August 2011 um 09:49

    Bin ich ein Nerd, wenn es mich mehr aufregt, dass offenbar noch vor acht Jahren zwei bei der Nationalmannschaft am Werk waren, die trainieren ließen wie Karl Napp von Egenbüttel 2?

  13. Dirk
    Freitag, 26. August 2011 um 10:07

    @OF

    regt mich nicht mehr auf, da bekannt. Außerdem hat Karl Napp neben Egenbüttel 2 im Sommer 2010 sogar Argentinien trainiert.

    Eine These aus der Hüfte geschossen:
    Die Entwicklung der Spieler ist der Entwicklung der Trainer mehr als ein Jahrzent voraus. Oder anders: Die Leistung der Trainer ist viel stärker verbesserbar als die Leistung der Spieler.

  14. Nixwisser
    Freitag, 26. August 2011 um 10:47

    @OF
    Darum geht’s imho nicht. Das ist Schnee von gestern.

    Lahm verhält sich opportunistisch und verbreitet Sachen, die nach meiner Auffassung nicht in die Öffentlichkeit gehören. Das, was ich an wörtlichen Zitaten bisher gelesen habe, verführt mich zum Urteil „unkollegial“.

    Viele bewerten Lahms Verhalten als clever. Ich nicht. Mir gefällt so etwas nicht. That’s all.

    Letztendlich ist der ganze Vorgang für mich persönlich nicht wirklich wichtig. Aber falls es eine Vorbildfunktion von Prominenten tatsächlich geben sollte, dient Lahm nur als Irrlicht.

  15. OF
    Freitag, 26. August 2011 um 11:37

    „Viele bewerten Lahms Verhalten als clever.“ Wer tut das? So wie ich das sehe, bekommt er überall auf den Deckel. Meinetwegen, ich verteidige ihn nicht.

    Was ich dagegen oft lese: Alles längst bekannt, was er schreibt. So so … Mir sind viele Details, die ich jetzt lese, nicht bekannt. Etwa die (laut Lahm) miese Stimmung bei der EM 08. Etwa das Antitraining von Völler und Skibbe. Zumindest in dem Ausmaß nicht. Außerdem, welches Buch bringt nur Neues?

    Ich bin gegen Schlussstriche.

    Ich höre oft, dass Fußballer nur nichtssagende Phrasen von sich geben. Und jetzt heißt es, Lahm ist unkollegial. Ich finde, man müsste sich für einen Vorwurf entscheiden.

  16. Dirk
    Freitag, 26. August 2011 um 12:11

    @OF
    Verstehe ich nicht.

    Wer ist wo für Schlussstriche? Meinetwegen soll ausgiebig über das Völlersche Training diskutiert werden, welcher Erkenntniswert auch immer daraus gezogen werden kann.

    Warum soll ich mich zwischen Kritik an nichtssagenden Phrasen oder Kritik an unkollegialem Verhalten entscheiden? Warum entweder/oder?

    Wer sagt, dass ein Buch Neues bringen muss?
    Außerdem, die Details waren mir auch nicht bekannt, aber was bringt das Wissen darüber bzw. wer ändert jetzt deswegen sein Verhalten? Ballack und Frings, oder Klinsi, Magath, Völler und van Gaal, oder Journalisten?

    1 und 1 zusammenzählen konnte man schon vorher: Löw sortiert nicht alleine nach Qualität aus (z.B. Kuranyi); Poldi ohrfeigt den Kapitän; Lahm verlangt flache Hierarchien; Frings motzte auch in Bremen dauernd rum.

    PS: BuLi-Spieler können von mir aus soviele nichtssagende Phrasen dreschen wie sie möchten, das ist ihr gutes Recht bei dem dauernden Medienhype.

  17. OF
    Freitag, 26. August 2011 um 15:09

    Frage: Wer ist wo für Schlussstriche?
    Antwort #14: Das ist Schnee von gestern.

    Frage: Was bringt das Wissen darüber bzw. wer ändert jetzt deswegen sein Verhalten?
    Antwort: Dann lassen wir das Kritisieren ab sofort am besten sein.

    btw: Vielleicht ist Kuranyi einfach nicht gut genug oder er passt nicht ins System. So wie Gomez das auch nicht tut.

  18. Dirk
    Freitag, 26. August 2011 um 15:56

    @OF

    wenn ein Trainer nicht nur nach „Qualität“ auswählt, sondern auch danach, ob ein Spieler in das System oder in die Mannschaft passt, dann handelt er meiner Meinung nach richtig.

    Schlussstriche: ok.

    Kritisieren sein lassen: Ich glaube Sie wissen, dass ich nicht in so eine Richtung denke, oder 🙂

  19. OF
    Samstag, 27. August 2011 um 11:13
  20. OF
    Samstag, 27. August 2011 um 11:19

    @Dirk: Ein Trainer, der nicht darauf achtet, ob ein Spieler ins System oder in die Mannschaft passt, wird scheitern.

  21. Unitedcasting | Blog | Goldmann Pr News
    Donnerstag, 1. September 2011 um 20:29

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