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Bundesliga

Der Rücktritt von Ralf Rangnick – eine Zäsur im Fußballalltag

Kai Butterweck | Freitag, 23. September 2011 10 Kommentare

Völlig überraschend legt Ralf Rangnick sein Traineramt in Gelsenkirchen nieder. Die Presse beschäftigt sich intensiv mit dem Burnout-Outing des Schalke-Trainers

Thomas Klemm (FAZ) wünscht sich ein Ende des Versteckens: „Noch scheuen viele erkrankte Spieler die Öffentlichkeit, lassen sich von Fachärzten nur unter Tarnnamen behandeln. Den nächsten großen Schritt würde der Fußball vorankommen, wenn sich mehr betroffene Spieler oder Trainer zu ihren Problemen bekennten wie zuletzt Rangnick, Miller und Wunderlich. Der Abschlusstest seiner Lernfähigkeit steht dem Fußball allerdings genau dann bevor, wenn die jeweiligen Betroffenen ihre Schwächephase überwunden haben und ins Profigeschäft zurückkehren wollen. Dann wird sich erweisen, ob der Fußball Anschluss findet an die gesellschaftliche Normalität, die ihn umgibt, oder ob er die vorübergehend Schwachen dauerhaft stigmatisiert.“

Thomas Kistner (SZ) fordert Hilfe von außen: „Schwer vorstellbar, dass die Lösungen ausgerechnet im Hochfinanzsektor Spitzensport zu finden sind. Der pflegt zudem längst seine eigene Betriebspsychologie. Eine, die Sportlern hilft, sich in ihrer Berufswelt durchzubeißen, die um rein merkantile Fragen kreist: Stimmt die Leistung, das Image, das Ego? Der Sport, das ist die Erkenntnis, hat ein Problem, dass er nicht selber lösen kann. Diese Leistungsmaschine kennt nur eine Richtung: schneller, höher, weiter; den Rest regeln eigene Werkstattbetriebe. Zwar diskutiert seit Enke das halbe Land über das Thema. Bewirkt hat es nichts in einem Geschäft, für das nicht Erkrankung oder Erschöpfung das Hauptübel ist, sondern die Pause.“

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Es ist verwunderlich und bewundernswert zugleich

Steffen Dobbert (Zeit Online) bewundert Rangnicks Entscheidung: „Anders als Hannovers Ersatztorhüter ist Rangnick ein Prominenter unserer Zeit. Seine Bekanntheit reicht über die Welt des Sports hinaus. Sein Entscheidung für die eigene Gesundheit, gegen die Interessen seines Arbeitgebers, wird vielen Menschen imponieren. Der Mensch neigt dazu, sich zu überlasten. Der Perfektionist Rangnick ließ es soweit nicht kommen. Es ist verwunderlich und bewundernswert zugleich, dass ausgerechnet der leistungszentrierte Profifußball eine Vorreiterrolle übernimmt. Der Name Rangnick steht nach dem heutigen Rücktritt auch dafür, dass innerhalb der Bundesliga Platz für Schwäche ist. Es geht auch menschlich. Dieser erfreulichen Erkenntnis werden weitere folgen.“

Auch Sven Goldmann (Tagesspiegel) zieht seinen Hut: „Endlich ist einer ausgebrochen aus dem Kartell der Schweiger, der Verharmloser, der Tabuisierer. Es war höchste Zeit. Dieses Land hat getrauert um den depressiven Robert Enke, es war ergriffen von Sebastian Deislers Schicksal. Aber es hat sich geweigert, einen Schritt und einen Job weiter zu denken.“

Wird ihn noch ein Topklub in der Bundesliga verpflichten

Markus Völker (taz) blickt fragend in die Zukunft: „Es ist bemerkenswert, dass man neuerdings in der Fußballszene mit diesen Diagnosen herausrückt und nicht etwa von ‚unüberbrückbaren Differenzen‘ zwischen Coach und Vorstand spricht. Doch diese Offenheit ist nicht unproblematisch, denn sie kann den Ruf eines Trainers nachhaltig beschädigen. Rangnick wäre dann im schlechtesten Fall nicht mehr nur der Taktik-Oberlehrer und Hitzkopf, der in der harten Auseinandersetzung den Kompromiss scheut, sondern auch eine labile Führungspersönlichkeit. Man wird sehen, wie die Fußballszene, in der Härte und Durchsetzungsfähigkeit als Primärtugenden gelten, künftig mit dem Übungsleiter Rangnick umgehen wird. Wird ihn noch ein Topklub in der Bundesliga verpflichten? Oder ist es im Gegenteil so, dass Rangnicks Bekenntnis der Schwäche eher seinen Ruf als ehrlicher Typ befördert?“

Rafael Buschmann (Spiegel Online) sorgt sich um die sportliche Zukunft von Schalke 04: „So tragisch die Krankheit Rangnicks für ihn als Person ist, so stark sie erneut die hohen Belastungen im Profisport in den Fokus rückt, so sehr trifft sie den Club auch sportlich. Rangnick, der mit seinem Konzeptfußball seit Jahren erfolgreich arbeitete, der der Schalker Mannschaft ein völlig neues Spielsystem beibrachte , der den Kader in der vergangenen Wechselperiode mit neun Zugängen und 17 Abgängen stark nach seinen Vorstellungen formte, hinterlässt sportlich ein riesiges Vakuum.“

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Kommentare

10 Kommentare zu “Der Rücktritt von Ralf Rangnick – eine Zäsur im Fußballalltag”

  1. KAH
    Freitag, 23. September 2011 um 10:09

    Bei allem Respekt für diese wirklich informative Website: Die Presseschau zu diesem Thema dokumentiert hervorragend, wie sich die Medien auch auf ein sensibles Thema stürzen – das wird Rangnick in dieser Phase sicher helfen … Die Stärken und Kompetenzen der Menschen an dieser Stelle herauszuarbeiten und kreative, unabhängige Vorschläge zu machen, in welcher Form dem Fußball solche Kompetenzen und Persönlichkeiten erhalten bleiben könnten, wäre konstruktiver als die immer gleiche Diskussion um: „wer traut sich seine Schwächen an die Öffentlichkeit zu geben“ oder „wer weiß als Erstes, wer der Nächste ist, …“. Also liebe Medienvertreter, tragt Euren Teil bei, stellt die Clubs vor, die es schaffen den Druck auf viele Schultern zu verteilen, die im Team verschiedenen Kompetenzen bündeln und die sich und ihre Leute auch mal abschirmen und vor der Öffentlichkeit schützen … Dies wird um so wichtiger, je mehr der Deutsche Fußball auf die Jungen setzt – wer schützt einen Götze, Özil oder Höwedes? Die Manager und Clubs, die mit Hilfe von Psychologen und Mentaltrainern versuchen immer noch mehr aus den jungen Menschen herauszuholen?

  2. augelibero
    Freitag, 23. September 2011 um 11:33

    Die besten Genesungswünsche an Ralf Ragnick. Es ist erfreulich, dass alle von einer zügigen Erholung ausgegehen.

    Äußerst zweifelhaft finde ich den pseudobetroffenen Umgang mit dem Burnout-Outing. Mal ehrlich: Dass Sportler unter hohem Druck stehen, ist seit mehr als 100 Jahren bekannt und liegt an allen, die mit dem Sport zu tun haben (Vereine, Zuschauer, Medien, Spoonsoren etc.).

    Und, man mag es kaum glauben, Leistungsdruck gibt es nicht nur im Sport. Offenbar übersehen oder verschweigen die sensiblen Fußballfeuilletonisten, dass in allen Redaktionen Burnout, Tinitus und Co. weit verbreitet sind. Auch bei Managern, Ärzten und anderen exponierten Berufen gibt es das wie Sand am mehr. Diese besserverdienenden Berufsgruppen haben aber den Vorteil, dank ihres hohen Einkommens vom Chefarzt behandelt und im Privatsanatorium kuriert zu werden. Außerdem haben sie etwas auf der hohen Kante liegen, können sich also Zeit lassen. So wie der Herr Rangnick. Das ist ihm und ihnen zu gönnen!

    Was ist aber mit Freien Journalisten, Krankenschwestern, Akademikern, LKW-Fahrern oder in der Kultur beschäftigten? Viele von ihnen sind mit 40 oder 50 auch schon ausgebrannt, haben aber nichts zur Seite legen können und müssen trotzdem weiter arbeiten. Kennen Sie die, liebe Edelfedern von SZ, ZEIT und Co.?

    Sportlich hinterlässt Ralf Rangnick eine Lücke, die durchaus zu füllen ist. Wir reden hier nicht von Ernst Happel, den der HSV seit Jahrzehnten vermisst. Auch nicht von Hitzfeld, der die Liga über viele Jahre diktierte. Er it kein Weisweiler und kein Lattek. Und von Magath oder Heynckes trennen in Welten. Trotzdem steht er immer auf den Titelseiten.
    Es ist schon interessant, dass ein Trainer ohne nachweisbare sportlichen Referenzen so hoch im Kurs stehen kann.

    Rangnick ist jetzt der mutige Burnout-Trainer, dass Hitzfeld trotz ähnlicher Probleme einer der erfolgreichsten Trainer aller Zeit war – ach, tatsächlich?

    Rangnick ist auch der Aufstiegtstrainer. Dass Friedhelm Funkel dies nicht mit finanziell weitaus überlegenen Millionentruppen, sondern „graunen Mäusen“ geschafft hat, oder Werner Lorant mit einer zusammengeschusterten 60er Truppe und Arminia Bielefeld mit einer Rentnergang auch von der 3. in die 1. Liga durchmarschiert sind? Aber, aber – das passt doch nicht in die Story.

    Ragnick ist auch der große Mondernisierer. Dass dabei nicht etwas Zählbares um Eck kam und er überall vorzeitig gegangen wurde – ist doch Wurscht, die profitieren eben später von der Aufbauarbeit. Jürgen Klopp wurde mit wirklich modernem Fußball und einer eigenen Jugendtruppe Meister – ach ja, aber wieso die Ragnick-Story noch umschreiben?

    Und dann noch jüngst Ragnick als Schalke-Retter. Magath hatte diesen Verein am Boden übernommen, ist Vizemeister geworden, hat das Team ins Champions-League-Viertelfinale und ins Pokalfinale geführt. Das Viertelfinale gegen Inter war ein lucky-punch – herzlichen Glückwunsch. Mehr aber nicht. Dass Ragnick im HAlbfinale gegen ManU im Coaching einfach drei Klassen zu hoch gefordert war, musste jeder Sachverständige erkennen. Den Pokalsieg – übrigens sein einziger Titel!!!! – gegen die dramatisch dezimierten Duisburger führen nur Jubelperser an.

    Ralfd Rangnick, zweifellos ein ordentlicher Trainer und Ausbilder, ist eine Rückkehr in den Fußball zu wünschen. Und wenn man ihm in Zukunft nicht irgendwelche unerfüllbaren Ansprüche (Fußballprofessor, Star-Trainer) andichtet, macht er sich vielleicht auch weniger Druck. Weil der überragende Trainer, den die Fußballfeuilletonisten in ihm sehen wollten und den er so gerne gegeben hätte, war er nie. Und wird er auch nicht sein. Mit dieser Erkenntnis, könnte eine nachhältige Erholung ansetzen. Wie gesagt: Alles Gute für ihn! Und weniger Heuchelei von den anderen.

  3. augelibero
    Freitag, 23. September 2011 um 11:51

    Die besten Genesungswünsche an Ralf Ragnick! Es ist erfreulich, dass alle von einer zügigen Erholung ausgegehen.

    Äußerst zweifelhaft finde ich den pseudobetroffenen Umgang mit dem Burnout-Outing. Mal ehrlich: Dass Sportler unter hohem Druck stehen, ist seit mehr als 100 Jahren bekannt und liegt an allen, die mit dem Sport zu tun haben (Vereine, Zuschauer, Medien, Sponsoren etc.).

    KEINE HEUCHLERISCHE BETROFFENHEIT, BITTE!
    Und, man mag es kaum glauben, Leistungsdruck gibt es nicht nur im Sport. Offenbar übersehen oder verschweigen die sensiblen Fußballfeuilletonisten, dass in allen Redaktionen Burnout, Tinitus und Co. weit verbreitet sind. Auch bei Managern, Politikern, Ärzten, Showstars und anderen exponierten Berufen gibt es das wie Sand am mehr. Diese Berufsgruppen haben aber den Vorteil, dank ihres hohen Einkommens vom Chefarzt behandelt und im Privatsanatorium kuriert zu werden. Außerdem haben viele etwas auf der hohen Kante gelegt und sind top versichert, können sich also Zeit lassen. So wie Herr Rangnick. Das ist ihm und ihnen von Herzen zu gönnen!

    Was ist aber mit Freien Journalisten, Krankenschwestern, Akademikern, LKW-Fahrern oder freiberuflich in der Kultur beschäftigten? Viele von ihnen sind mit 40 oder 50 auch ausgebrannt, haben sich aber nicht absichern können und müssen trotzdem weiter arbeiten. Kennen Sie die, liebe Edelfedern von SZ, ZEIT und Co.? Sind die auch eine „Titelstory“?

    EINE LÜCKE IN DER BUNDESLIGA?
    Sportlich hinterlässt Ralf Rangnick eine Lücke, die durchaus zu füllen ist. Wir reden hier nicht von Ernst Happel, den der HSV seit Jahrzehnten nicht ersetzen konnte. Auch nicht von Hitzfeld, der die Liga über mehr als ein Jahrzehnt beherrschte. Er ist auch kein Weisweiler, der Erfinder des schönen Spiels, und kein Lattek, der Meister des kalkulierten Erfolges. Und von selbst von aktiven Erfolgstrainern wie Magath oder Heynckes trennen ihn Welten. Es ist schon interessant, dass ein Trainer ohne annähernd vergleichbare sportlichen Referenzen so hoch im Kurs stehen kann. Vielleicht sind es die Geschichten, die mit ihm geschrieben wurden und werden?

    Rangnick ist jetzt der mutige Burnout-Trainer. Dass Hitzfeld trotz ähnlicher Probleme einer der erfolgreichsten Trainer aller Zeit war – ach, tatsächlich?

    Rangnick ist seit Längerem der Aufstiegstrainer. Dass Friedhelm Funkel dies nicht mit finanziell weitaus überlegenen Millionentruppen, sondern „grauen Mäusen“ geschafft hat, oder dass Werner Lorant mit einer zusammengeschusterten 60er Truppe und Arminia Bielefeld mit einer Rentnergang auch von der 3. in die 1. Liga durchmarschiert sind? Aber, aber – das ist doch eine andere Story…

    Ragnick, zunächst der Fußballprofessor, mittlerweile der Vorreiter der Modernisierer. Dass er dabei (titellos) überall vorzeitig gegangen wurde ist doch Wurscht, die profitieren eben später von der Aufbauarbeit. Wie es geht, zeigte Jürgen Klopp, der mit wirklich modernem Fußball und einer eigenen Jugendtruppe Meister wurde – hm, das kann man irgendwie einbauen.

    Und dann noch jüngst Rangnick als Schalke-Retter. Magath hatte diesen Verein am Boden übernommen, ist Vizemeister geworden, hat das Team ins Champions-League-Viertelfinale und ins Pokalfinale geführt. Der Viertelfinale-Erfolg gegen Inter war ein „lucky punch“ – herzlichen Glückwunsch. Mehr aber nicht. Dass Ragnick im Halbfinale gegen ManU im Coaching einfach drei Klassen zu hoch gefordert war, musste jeder Sachverständige erkennen. Den Pokalsieg (übrigens sein einziger Titel!!!) gegen die dramatisch dezimierten Duisburger führen nur Jubelperser an. Und die Bundesliga-Rückrunde mit Schalke war eine Katastrophe.

    LASST IHN SEIN, WAS ER IST
    Ralf Rangnick, zweifellos ein erstklassiger Trainer und guter Ausbilder, ist eine Rückkehr in den Fußball zu wünschen. Und wenn man ihm in Zukunft nicht irgendwelche unerfüllbaren Ansprüche (Vordenker, Meistermacher) andichtet, macht er sich vielleicht auch weniger Druck. Weil der überragende Trainer, den die Fußballfeuilletonisten in ihm sehen wollten und den er so gerne gegeben hätte, war er nie. Und wird er auch nicht sein. Mit dieser Erkenntnis, könnte eine nachhaltige Erholung ansetzen. Wie gesagt: Alles Gute für ihn! Und weniger Heuchelei von den anderen.

  4. Dirk
    Freitag, 23. September 2011 um 22:06

    Im Fußball wird immer alles überhöht. Das aktuelle 11-Freunde Spezial „die 00 Jahre“ schreibt dazu: „Er (der Fußball) hat sich ausgewachsen, ist längst größer als Politik, Religion, Kunst und fast so groß wie Sex“.

    Einerseits genieße ich es, wenn mich mindestens vier mal die Woche das Ballyhoo an der Säbener Straße erfreut.

    Andererseits ist es jedoch schwer zu ertragen, wie die Berichterstattung versucht, fast alle Themen dieser Welt durch den Fußball zu erklären. Dadurch erscheint es manchmal, als wären Themen nur dann berichtenswert und daher überhaupt existent, wenn sie im Fußball stattfinden, selbst wenn diese Themen überall in der Gesellschaft anzutreffen sind und außerhalb des Fußballs größere Bedeutung haben. Ich sehe das daher ähnlich wie augelibero: während des burn-out ist es bestimmt für einen BuLi-Trainer oder eine alleinerziehende Krankenschwester gleich beschissen. Später kann der Trainer aber zumindest, wenn er will, 30 Jahre lang ohne große Sorgen in der Toskana Olivenöl pressen.

    zu Steffen Dobberts „Der Mensch neigt dazu, sich zu überlasten. Der Perfektionist Rangnick ließ es soweit nicht kommen“.
    Ist es nicht genau andersherum? Rangnick scheint doch total überlastet gewesen zu sein.
    Und die Frage, ob innerhalb der Bundesliga Platz für Schwäche ist, kann man doch nicht dadurch bejahen, dass Rangnick aus Schwäche ausscheidet. Zumindest müsste man für so eine Aussage abwarten, bis er in x Monaten wieder bei y anfängt.

  5. tafelrunde
    Freitag, 23. September 2011 um 23:36

    @dirk & @ augelibero: Ihre beiden Kommentare zur Sache Ragnick und Burnout ist wohl das gehaltsvollste, was man bisher überhaupt dazu lesen konnte. Dies betrifft sowohl den sog. Qualitätsjournalismus, der ja hier auf dieser Seite zur Auswahl steht, als auch was die sonstigen Postings in diversen Foren zu dieser Problematik anbelangt.

    Es ist (leider) wie es ist: Der Leistungsdruck wächst überall beständig und nur sehr langsam wird öffentlich deutlich, wohin das führt. Nämlich in eine, eigentlich schon immer dagewesene Form der Selbstausbeutung. Eine quoten- und auflagenfixierte Medienlandschaft, die eine extrem ins unermessliche gesteigerte öffentlichkeitswirksame Berichterstattung pflegt, wird kaum selbstreflektierend über eine solche Entwicklung adäquat berichten. Wenn sie berichtet, dann stets mit dem systemimmanten Blick, was kommt an, was nicht. Aber nie mit dem kritischen Blick auf sich selbst. Solange das Ergebnis stimmt, gibt es Applaus. Aber wehe wenn nicht…

    Und dieses „wehe wenn nicht“ führt dann in einer stetig anspruchsvolleren Erwartungshaltung zum Ausgebrannt sein – neudeutsch Burnout.

  6. Arne
    Samstag, 24. September 2011 um 00:04

    In den letzten Monaten gab es Burnout-Titelgeschichten bei Spiegel, Focus und Stern. Und das durchaus mit der gesamtgesellschaftlichen Perspektive. Aber das passt wohl nicht zum hier betriebenen Bashing.

  7. qualitätsbeiträge nur ausnahmsweise
    Samstag, 24. September 2011 um 03:06

    @Arne
    Hier wird nicht gebasht, sondern zu Recht kritisiert. Ralf Rangnick wird als alles mögliche dargestellt: als Held und als Vorreiter. Was im Übrigen nicht dazu passt, dass diese Burnout-Titel schon seit Monaten durch die Gazetten geistern.

    Solche Sätze wie „Aber es hat sich geweigert, einen Schritt und einen Job weiter zu denken.“ sollen wohl ausdrücken, dass Ralf Rangnick dem deutschen Sportkonsumenten neue Dimensionen eröffnet hätte.

    Wer es nach Enke nicht gerafft hat, dem ist eh nicht zu helfen. Und um den „ausgebrannten Hitzfeld“ hat sich damals keiner Gedanken gemacht.

    Hätten wir heute einen Hitzfeld mit Burnout, ja dann… dann wäre ja die Welt um einen Gottesgleichen reicher, der ……..

    Ich, entschuldigen Sie das Wort, kotze gleich auf die Tastatur. Soviel Überhöhung von stinknormalen Menschen kann doch niemand ertragen, der auch nur ein bisschen Hirn im Schädel hat.

  8. augelibero
    Freitag, 30. September 2011 um 11:53

    @Dirk: Da hast Du etwas interessantes geschrieben. Wenn ein Thema (z.B. Burnout) einen Aufhänger im Fußball (z.B. Rangnick) findet, taugt es noch besser für die Titelseiten. Es stimmt zwar, dass Burnout seit Langem in den Medien vertreten ist. Aber jetzt mit Ralf R. (Name dem Verfasser bekannt) lässt es auch den letzten Stadionproll und Fußballintellektuellen erschaudern – und schreiben, schreiben, schreiben…
    🙂

  9. Lena
    Sonntag, 2. Oktober 2011 um 20:47

    Das Problem für Rangnick ist nur, dass er – entgegen einer burnout Krankenschwester – nicht mehr zurück kehren können wird, weil er als nicht stabil gelten wird. Bei der Krankenschwester ist das ja nicht so offensichtlich bekannt.

    Rangnick kann noch als Pausenonkel im ZDF auftreten oder meinetwegen eine zweite Mannschaft irgendwo trainieren und wird beim DFB im Trainerlehrerkollegium unterschlupfen, aber Trainer eines Top Klubs, das ist vorbei. Labil, kann mit Druck nicht umgehen, ist schon einmal umgefallen, der ist ein Risiko. So werden sie in den Aufsichtsräten hinter verschlossener Tür sich unterhalten.

    Und damit und diese Vorraussage wage ich zu treffen, werden wir Rangnick nicht mehr wieder sehen als Trainer. Offene Schwäche zeigen und eingestehen geht nun gar nicht in der Hochdruckarena Fußball. Es ist aus und vorbei.

    Wünsche ihm alles Gute und vielen Dank für die tollen Spiele/Saisons, ob beim VfB, Schalke oder Hoffenheim.

  10. augelibero
    Dienstag, 4. Oktober 2011 um 10:42

    @Lena: Super, der Tip mit dem Pausenonkel. Das macht RR – übrigens noch erfolgreicher als sein Coaching – schon seit Jahren nebenher“.
    🙂

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