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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Magath, Favre, Fink und Tuchel – Trainer im Fokus

Kai Butterweck | Montag, 7. November 2011 9 Kommentare

Die Presse beschäftigt sich mit den Verantwortlichen auf der Trainerbank. Außerdem: Bremens Torgarantie und begehrte Stürmer

In Wolfsburg geht die Talfahrt ungebremst weiter. Lukas Rilke (Spiegel Online) zeigt mit dem Finger auf Felix Magath: „Im Frühjahr wechselte Magath nahezu nahtlos von Schalke nach Wolfsburg, fand einen akut abstiegsbedrohten Club vor. Er schaffte den Klassenerhalt, Magaths Macht wuchs weiter an. Auch wenn das Team eine schwache Saison gespielt hatte, der Kader hätte mit punktuellen Verstärkungen immer noch zum oberen Liga-Drittel gehört. Doch das System Magath funktioniert anders: Wen er nicht selbst geholt hat, hat kaum Chancen auf einen Stammplatz. So etwa Simon Kjaer, der zu einem Vereinswechsel gedrängt wurde oder Srdjan Lakic, der nach einer starken Saison in Kaiserslautern fast nur Kurzeinsätze bekommt. Kaum ein Tag verging in der Transferperiode, an dem kein Wechsel nach Wolfsburg vermeldet wurde. Was man unter den Zugängen vergeblich sucht, sind Talente. Stattdessen wurden unter anderem die ehemaligen Frankfurter Chris, Marco Russ  und Patrick Ochs sowie Hasan Salihamidzic verpflichtet. Allesamt Spieler, die in ihren besten Zeiten gutes Bundesliga-Mittelmaß waren.   Aussortiert, zu alt, verletzt oder außer Form – der Kader des VfL Wolfsburg ist im Spätherbst 2011 wenig bundesligatauglich, das System Felix Magath steht vor dem Absturz.“

Das war eine Schießbude, als Favre kam

In Berlin kam es zur triumphalen Rückkehr eines Geschassten. Marcel Reif (Tagesspiegel) adelt Gladbachs Coach Lucien Favre: „Er hat mit Gladbach auch keine Mannschaft übernommen, die allzu große Aussichten auf die Meisterschaft hatte. Das war eine Schießbude, als Favre kam. Eine Mannschaft in desolatem Zustand, ein Verein mit Vergangenheit und scheinbar ohne Zukunft. Und das ist es, was ihn auszeichnet: Das er in der Lage ist, mit Ruhe und Plan ein Gebilde aufzubauen, das wehrhaft ist in der Bundesliga. Inzwischen glauben sie ihm in Mönchengladbach alles, und sie tun gut daran. Wie auch der wunderbare Reus gut beraten wäre, würde er die Vorgehensweise des Trainers für sich übernehmen: Ruhe bewahren, langsam aufbauen, sich in Mönchengladbach weiterentwickeln und nicht hysterisch vor der Zeit zum FC Bayern wechseln. Von Favre lernen, heißt eben auch mitunter siegen lernen.“

Die Reanimation des Selbstvertrauens

Beim HSV ist seit dem Amtsantritt von Trainer Torsten Fink wieder Leben in der Mannschaft. Daniel Theweleit (Spiegel Online) blickt hoffnungsvoll in die Zukunft: „Seit drei Bundesligaspielen trägt der 44-Jährige die Verantwortung für die Hamburger, gewonnen haben sie seither nicht. Vielmehr warten die Fans des Traditionsclubs vergeblich auf die befreiende Kraft, die Trainerwechsel so oft freisetzen. Und doch murmelten selbst die schärfsten HSV-Kritiker, die Männer vom Boulevard, anerkennende Worte in die Herbstnacht, als sie die Leverkusener Arena verließen. Fink hat zwar bisher – abgesehen vom quälenden Pokalerfolg nach Verlängerung in Trier – keinen Sieg zu Stande gebracht, dafür ist ihm etwas anderes gelungen. Etwas noch wichtigeres: die Reanimation des Selbstvertrauens. Denn spätestens seit dem Abend von Leverkusen zweifelt kaum mehr jemand an der Bundesliga-Tauglichkeit dieses Hamburger Kaders.“

Manche mögen Tuchel als Nerd bezeichnen

Mainz-Coach Thomas Tuchel hat ein Imageproblem. Für viele Außenstehende gibt er das perfekte Bild des „Motzkis“ ab. Daniel Meuren (FAS) stärkt dem Trainer den Rücken: „Am Freitagabend steuerte Tuchel dem „Motzki“-Trend nun erst einmal entgegen – nicht nur sportlich dank des 3:1-Sieges gegen den VfB Stuttgart. Er verzichtete vollkommen auf die Kontaktaufnahme mit dem vierten Offiziellen. Stattdessen konzentrierte er sich aufs Coaching seines Teams, das er wie gewohnt hochemotional unterstützte. Die Energie, die Tuchel bei dieser Arbeit am Erfolg verbraucht, speist sich aus dem Streben nach Perfektion, von dem er beseelt ist. Manche mögen ihn deshalb als Nerd bezeichnen. Er selbst belässt es bei dem Begriff Fußballlehrer.“

Schlawiner, Schlitzohr und Sympathikus

In Bremen sorgt derzeit ein ewig junger Peruaner für reichlich gute Laune. Frank Hellmann (taz) befasst sich mit Claudio Pizarro und verweist dabei auf beeindruckende Zahlen: „Wenn es eines letzten Beweises bedurfte, dass der SV Werder am Tropf des peruanischen Nationalspielers hängt, dann lieferte ihn das 3:2 gegen den 1. FC Köln. Besiegt von einem Hattrick des 33-Jährigen, der per Seitfallzieher, Elfmeter und Abstauber einen 0:2-Rückstand umdrehte. An 15 der 23 Saisontore ist er nunmehr beteiligt gewesen, eine grün-weiße Lebensversicherung: Seit seiner Rückkehr an die Weser 2008 hat Bremen in den 82 Partien mit ihm 41-mal gewonnen und im Schnitt 1,7 Punkte geholt – ohne ihn waren es nur 0,8 Zähler. Als Schlawiner, Schlitzohr und Sympathikus ist er sein Rekordsalär von 4,2 Millionen Euro wert.“

Fußballglück wird immer vergänglicher

Stürmer sind dazu da um Tore zu schießen. Oftmals entscheidet die Effektivität der Offensiv-Abteilung einer Mannschaft über Erfolg oder Misserfolg innerhalb einer Saison. Dementsprechend begehrt sind treffsichere Knipser. Philipp Selldorf (SZ) beschäftigt sich mit den Angreifern der Bundesliga: „Wie mühsam und gefährlich es ist, den Mittelstürmer ersetzen zu müssen, das hat Horst Heldt als Sportchef in Stuttgart erlebt, als Mario Gomez nach München zog. In Schalke muss Heldt gleich um die komplette Sturmreihe bangen: Die Verträge mit Farfán, 27, und Raúl, 34, enden im kommenden Sommer, sie haben die freie Wahl und machen keine Angaben zu ihren Zukunftsplänen. Huntelaars Unterschrift gilt zwar bis 2013, aber das heißt nicht viel in der tückischen Branche. Außer beim FC Bayern existiert keine unbedrohte Herrlichkeit. In Köln gibt es kein anderes Thema mehr als das Arbeitsverhältnis von Lukas Podolski, obwohl er wie Huntelaar noch anderthalb Jahre an den Klub gebunden ist. Das zentrale Argument der Debatte zeugt von einem ängstlichen Besitzstandsdenken, das typisch ist für die Branche: Entweder der Spieler zeichnet eine neue, längere Vereinbarung – oder er wird verkauft, solange er Ablöse einbringt. Fußballglück wird immer vergänglicher. Selbst um den Erhalt von Mario Götze machen sich die Chefs von Borussia Dortmund neue Sorgen – trotz Kontrakt bis 2014. Zuletzt hatte Götze durchaus zweideutige Anmerkungen über seine Ziele gemacht.“

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Kommentare

9 Kommentare zu “Magath, Favre, Fink und Tuchel – Trainer im Fokus”

  1. Dirk
    Montag, 7. November 2011 um 15:12

    Salihamidzic nur gutes BuLi-Mittelmaß? Immerhin hat er 2001 beim CL-Sieg jede Partie gespielt. Jetzt reißt er natürlich keine Bäume mehr aus.

  2. Tim
    Dienstag, 8. November 2011 um 23:05

    @Dirk: Ein sensationeller Kommentar. Erst die Aussage in Frage stellen (immerhin hat er 2001…) und dann anschließend bestätigen (Jetzt reißt er…). Toll!
    @Kai Butterweck: Dass Sie nach zwei Tagen immer noch nicht das fehlende „r“ in der Überschrift bemerkt haben, zeigt mir wie sorgfältig Sie diese Tätigkeit verrichten.

  3. Heffer
    Mittwoch, 9. November 2011 um 02:09

    @ Tim:

    Im Text steht: „die in ihren besten Zeiten gutes Bundesliga-Mittelmaß“ waren. Somit liegt Dirk ja wohl richtig.

    Und die Rechschreibfehlersuche geht einem auch schön langsam auf den Sack. Es geht ja wohl mehr um Inhalt, als um Verpackung. Und warum man jeden Tag nachschauen sollte, ob nicht doch was falsch geschrieben war, erschließt sich mir ebenfalls nicht.

  4. Kai Butterweck
    Mittwoch, 9. November 2011 um 06:56

    @tim: ich habe mich nochmal vergewissert. sie haben recht. „trainer“ schreibt man wirklich mit einem „r“ nach dem „t“. vielen dank für den hinweis.

  5. Dirk
    Mittwoch, 9. November 2011 um 11:22

    @Tim
    sensationeller Kommentar!

  6. Tim
    Donnerstag, 10. November 2011 um 19:53

    @Kai Butterweck: Gern geschehen. Falls Sie die Aufgabe überfordert, können Sie mich übrigens gerne kontaktieren. Die drei Minuten Zeit um eine tägliche Presseschau dieser Art zu fabrizieren, hätte ich noch übrig. Honorar bekommen Sie dafür aber nicht, oder?

  7. mustard
    Donnerstag, 10. November 2011 um 22:22

    Mensch Tim. Es gibt genug Gratiswebspace für Blogs. Warum hörst Du nicht auf hier rumzujammern und gehst irgendwo anders investierst & Minuten täglich und hast dann eine Presseschau die nach deinem Maßstab doppelt so gut ist wie diese hier? Dann wären alle glücklich.

  8. Tim
    Donnerstag, 10. November 2011 um 23:39

    @mustard: Du musst schon entschuldigen. Aber es regt mich unheimlich auf, wie diese einstmals so hervorragende Seite herunter gewirtschaftet wird. Die Oberflächlichkeit und Selbstherrlichkeit dieses Herrn Butterweck tut ein Übriges dazu. Aber um dich nicht weiter zu nerven, werde ich mich zukünftig mit der SPOX-Presseschau begnügen. Sogar dieses Massenprodukt wird inzwischen mit mehr Sorgfalt betreut als der ID.

  9. mustard
    Freitag, 11. November 2011 um 00:34

    Tim, ich muss gar nichts entschuldigen. Aber ich freue mich in Zukunft kein substanzloses gerante von Dir mehr lesen zu müssen. Viel Spaß bei SPOX! Die BILD hat auch einen großen Sportteil, vielleicht findest Du da ja auch mehr nach deinem Geschmack?

    Aber das war jetzt meine letzte Trollfütterung.

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