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Der Bayern-Express lahmt

Kai Butterweck | Montag, 6. Februar 2012 Kommentare deaktiviert für Der Bayern-Express lahmt

Während der BVB nach dem Erfolg in Nürnberg weiter in der Spur bleibt, verliert der FC Bayern in Hamburg an Boden. Außerdem: Trainerfrage in Leverkusen und Hertha am Abgrund

Der FC Bayern kommt beim HSV nicht über ein Unentschieden hinaus. Carsten Eberts (SZ) weiß woran es beim Rekordmeister derzeit hapert: „Was den Bayern derzeit fehlt, wird beim bloßen Hinsehen deutlich: Erwischen die Außenspieler Franck Ribéry und Arjen Robben keinen guten Tag, haben die Bayern keinen Spieler, der den finalen Pass in die Spitze spielen kann. Thomas Müller, der erneut auf der Zehnerposition agierte, ist dafür nicht der ideale Spielertyp; er wühlt mehr, als dass er dem Spiel Struktur verleiht. Und Toni Kroos wird in Heynckes‘ Mannschaft derzeit auf der Doppelsechs neben Bastian Schweinsteiger gebraucht, auch wenn ihn dies seiner formidablen offensiven Möglichkeiten beraubt.“

Auch Stefan Rommel (spox.com) bemängelt die gegenwärtig fehlende Durchschlagskraft des bayerischen Offensiv-Dreiers: „Die Münchener haben immer noch Probleme mit ihrem Positionsspiel, wenn sich der Gegner weit zurückziehen kann. Dann fehlt es an Tempo und Einfachheit. Immer wieder wandert der Ball von links nach rechts und zurück, ohne dass ein Zuspiel in die Tiefe die gegnerische Abwehr überraschen könnte. Wenn Franck Ribery und Arjen Robben den Ball zu lange halten und Thomas Müller deswegen vergeblich in der kleinen Lücke der gegnerischen Abwehr auf den Ball wartet, bekommen die Bayern kaum einmal eine Tempoverschärfung hin.“

Es greift längst nicht mehr alles ineinander

Klaus Wille (derwesten.de)entzieht den Münchenern die Vormachtstellung aus der Hinrunde: „ Die Bayern mühen sich, ständiger Ballbesitz hin oder her. Es greift längst nicht mehr alles ineinander. Toni Kroos etwa kommt im defensiven Mittelfeld nicht so gut zurecht wie weiter vorgezogen. Von Philipp Lahm geht offensiv nichts mehr aus, Thomas Müller wird hin und her geschoben, spielt gerade da, wo es hapert und hat darüber an Wirkung verloren. Und wer das 1:1 beim HSV – ein Ergebnis, mit dem auch der FC Bayern durchaus mal gut leben können muss – gesehen hat, stellt fest: Mehr und mehr Teams haben ihren übergroßen Respekt aus der Hinrunde abgelegt.“

Mike Glindmeier (Spiegel Online) adelt HSV-Antreiber David Jarolim und wartet mit beeindruckenden Zahlen auf: „Der 32-Jährige hatte unter Fink in der Hinrunde lediglich 20 Minuten als Einwechselspieler auf dem Platz gestanden und hätte den Verein in der Winterpause ablösefrei verlassen dürfen. Nach seiner soliden Vorstellung am vergangenen Wochenende in Berlin zeigte der Tscheche gegen den FC Bayern, bei dem er selbst von 1997 bis 2000 unter Vertrag stand, eine Galavorstellung. Insgesamt 11,3 Kilometer lief Jarolim während der 90 Minuten. Noch eindrucksvoller war allerdings seine Passquote: 35 von 36 Anspielen landeten beim Mitspieler.“

Die erkorene taktische Zwangsjacke passt nicht wirklich

Frank Hellmann (derwesten.de) wünscht sich Thomas Müller zurück auf die Außenposition: „sucht der Branchenführer noch nach seiner Balance und hat neben einem fehlenden Rechtsverteidiger von Format ursächlich mit einem Luxusproblem ganz vorne zu tun: Sind Arjen Robben, Franck Ribéry, Mario Gomez und Thomas Müller fit, kann der Trainer eigentlich auf keinen aus dem Quartett verzichten, ohne die Reputation eines Stars zu beschädigen und ein Medienecho auszulösen, das nicht zum Wohle des Vereins wäre. Einerseits. Andererseits passt die nunmehr erkorene taktische Zwangsjacke nicht wirklich: Die Qualitäten des Weltklasse-Rechtsaußen Müller bleiben als Spielmacher weitgehend verborgen – die des dafür zurückbeorderten Toni Kroos auch. Heynckes kennt diese Debatte; an der Säbener Straße ist sie schon oft vertieft worden.“

Andreas Burkert (SZ) blickt nach Dortmund, und prophezeit den Bayern ein langfristiges Duell auf Augenhöhe: „Klopps Mannschaft kopiert jetzt den eigenen Energiefußball, mit dem sie 2011 zum Titel stürmte. Nur für diese Idee werden in Dortmund Spieler ausgesucht. In München dagegen ist die Fortentwicklung des van-Gaal-Stils ins Stocken geraten, die Transfers stehen derzeit für Schwachpunkte, sogar der teure Torwart Neuer greift mal daneben. Sie ahnen es: Diese Borussia wird ihnen auf Jahre in einem interessanten Kulturkampf als Rivale erhalten bleiben.“

So treten Titelanwärter auf

Robert Peters (rp-online) klopft der Borussia anerkennend auf die Schultern: „Der Titelverteidiger hat sich offenkundig zu Beginn der Saison seine Selbstfindungsphase geleistet und ist nun in der Spur. Seit 14 Spielen hat er nicht mehr verloren, und nur dreimal gab es in diesen Begegnungen Punkteteilungen. Von Anlaufschwierigkeiten abgesehen, zog er sein Spiel auch in Nürnberg durch. Er kontrollierte die Partie mit großer Reife, langen Ballstafetten und der nötigen Geduld. Als er einmal in Führung lag, war die Sache entschieden. So treten Titelanwärter auf.“

Es ist zum Fremdschämen

Auch in Leverkusen hinkt man den Erwartungen hinterher. Marcel Reif (Tagesspiegel) wundert sich über die Tatsache „einen Trainer zu verpflichten, mehr ein Trainermodell, dessen Funktionsfähigkeit wohl in Freiburg nachgewiesen wurde, aber, mein Gott, die haben dort unten im Breisgau andere Pläne als in Leverkusen. Robin Dutt bekam dann auch sehr schnell Probleme, dass aber dann ein Vorstandsmitglied öffentlich den Spieler Ballack auffordert, doch ein gutes Wort für den Trainer einzulegen, für den Trainer, der ihn nicht gerade auf der Sänfte trägt, kann schon nicht mehr als Irrtum verniedlicht werden. Und wenn dann noch der Geschäftsführer Holzhäuser das Bedürfnis hat, sich zu äußern und die Causa Ballack als ‚Nebengeräusch‘ bezeichnet, die es ‚abzuwickeln‘ gelte, dann ist das wegen all der Verdienste, die der ehemalige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft für eben diesen deutschen Fußball hat, nur noch zum Fremdschämen.“

Ein Raffael alleine wird nicht reichen

Drei Spiele, drei Niederlagen: In Berlin läuten die Alarmglocken. Jens Uthoff (taz.de) hadert mit der Angriffsabteilung der Hauptstädter: „In Berlin wird es sehr schwer werden, die Klasse zu halten. Sicher, das Fehlen Raffaels, auch jenes der Defensivkräfte Andre Mijatovic und Christian Lell waren mit schuld an den Pleiten der letzten Wochen. Der Misserfolg hat dabei weniger mit dem Trainerwechsel zu tun: Taktisch und im Kombinationsspiel zeigte sich die Hertha verbessert. Vielleicht aber sind die Möglichkeiten in der Offensive zu beschränkt. Ein Raffael alleine wird nicht reichen.“

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