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Bundesliga

Zwei Metropolen auf dem Weg in die Zweitklassigkeit

Kai Butterweck | Montag, 19. März 2012 18 Kommentare

Hertha BSC Berlin und der Hamburgers SV stehen mit dem Rücken zur Wand. Während der Rehhagel-Effekt in Berlin bereits nach vier Wochen verpufft zu sein scheint, gehen auch bei den Hanseaten so langsam aber sicher alle Lichter aus

Die Hertha aus Berlin wird weiter durchgereicht. Mittlerweile belegen die Hauptstädter den vorletzten Tabellenplatz. Michael Jahn (FR) rüffelt Rehhagels taktische Experimente: „Der Coach, der vor dem Bayern-Spiel das Team drei Tage lang abgeschottet hatte, verblüffte mit einigen taktischen Umstellungen. So stellte er den zuletzt bissigen Mittelfeldrenner Fanol Perdedaj zuerst gegen Franck Ribéry und dafür den Rechtsverteidiger Christian Lell ins Mittelfeld. Vorne agierte Raffael als einsame Angriffsspitze und war dort mit seinen Qualitäten verschenkt. Den Fauxpas mit dem überforderten Perdedaj korrigierte der Cheftrainer, hatte aber mit dem eingewechselten jungen Alfredo Morales auch kein Glück. Der verursachte später gleich zwei Elfmeter.“

Berlin ist größer geworden, aber Hertha ist nicht mitgewachsen

Holger Gertz (SZ)betritt altbackenes Terrain: „Im Schultheiss am Olympiastadion, einer Fußballkneipe, hängen Rauch und Schweiß aus vielen Jahren. Braune Heizungen, Topfpflanzen. An der Wand vergilbte Hertha-Poster aus der BZ, an den Tischen Männer mit grauen Vokuhila-Frisuren, solche Typen kamen schon vor einem Vierteljahrhundert im Fernsehen, als Statisten in der Vorabendserie ‚Drei Damen vom Grill‘. Hertha ist das alte West-Berlin. Günther Pfitzmann und Edith Hanke, Hänschen Rosenthal, Café Kranzler, Mampe-Likör, Kurfürstendamm-Komödien. Kampfabende mit Bubi Scholz und, etwas später, mit den Gebrüdern Rocchigiani. Tradition ist immer irgendwie warm, wird aber auch irgendwann ranzig. Berlin ist größer geworden, aber Hertha ist nicht mitgewachsen.“

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Stefan Hermanns (Tagesspiegel) sieht schwarz für die kommenden Wochen: „Hertha BSC weist derzeit alle Symptome eines Absteigers auf, bei der Niederlage gegen Bayern München fehlte nur noch ein dämlicher Platzverweis. Hubnik tat sein Möglichstes. Es stand bereits 0:5, als der Tscheche Kroos ummähte, genau da, wo Seiten- und Mittellinie sich begegnen. Dämlicher geht es kaum. Platzverweise, Verletzungen, zweifelhafte Schiedsrichterentscheidungen – wenn die Eigendynamik des Misserfolgs erst einmal in Gang ist, lässt sie sich nur schwer wieder stoppen.“

Befremdlich und wie aus der Zeit gefallen

Klaus Wille (derwesten.de) begleitet den letzten Funken Euphorie aus dem Olympiastadion heraus: „Aber nicht nur rein sportlich hat sich die Verpflichtung Rehhagels bislang als Bumerang erwiesen. Auch der erhoffte Effekt, durch einen ungewöhnlichen Schachzug und einen großen Namen von früher, Fans und Umfeld zu befriedigen und den umstrittenen Manager Michael Preetz aus der Schusslinie zu bringen, hat sich nach nicht einmal vier Wochen vollkommen abgenutzt. Rehhagel wirkt vor allem in seiner Selbst- und Außendarstellung befremdlich und wie aus der Zeit gefallen.“

Martin Kleinemas (Berliner Morgenpost) vermisst Elementares: „Aber vor allem die Art und Weise, wie Hertha das Spiel im ausverkauften Olympiastadion bereits nach neun Minuten hergeschenkt hatte und sich völlig auseinander nehmen ließ, spricht Bände. Keine Spur von Klassenkampf. Da war nichts als pure Angst zu sehen, vor einer hohen Niederlage, vor einer Demontage. Wo war er, der Kampfgeist, den Trainer Rehhagel unter der Woche eingefordert hatte? Wo war der Plan des Trainers gegen das Topteam?“

Unerfahrenheit und Orientierungslosigkeit

Auch der Hamburger SV befindet sich im freien Fall. Nach der dritten Niederlage hintereinander trennen die Hanseaten nur noch zwei Punkte von einem Abstiegsplatz. Ralf Lorenzen (taz) sieht die letzten Felle davonschwimmen: „Petric’ Leistung beunruhigt umso mehr, da er nach der langfristigen Sperre von Paolo Guerrero der einzig verbliebene Stürmer von Format ist. Und auch in den Mannschaftsteilen hinter ihm aufgrund von Verletzungen und unglücklicher Einkaufspolitik Unerfahrenheit und Orientierungslosigkeit herrschen.“

Jörg Marwedel (SZ) kommt mit beunruhigenden Zahlen daher: „Die Sorge um den einzigen Verein, der in allen 49 Bundesliga-Spielzeiten dabei war, ist aber überall zu spüren. Die Mannschaft ist mit nur zwei Siegen in 14 Spielen das schlechteste Heimteam der Liga und fuhr nach der Winterpause im Volkspark 3:15 Tore ein. Wer bei diesen Partien dabei war, kann derzeit weder Abwehr noch Mittelfeld noch Angriff das Prädikat ‚Erste Liga‘ einräumen.“

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Kommentare

18 Kommentare zu “Zwei Metropolen auf dem Weg in die Zweitklassigkeit”

  1. Frosch
    Montag, 19. März 2012 um 12:22

    Der Satz vom SZ-Schreiber: „Berlin ist größer geworden, aber Hertha ist nicht mitgewachsen“ ist leider uninformierter Mist. Hertha hat viele Fans im Osten der Stadt (und vor allem im Umland), selbst wenn es nur Fans sind, die irgendwie Bundesliga schauen wollen.
    Aber es scheint mir überhaupt ein Artikel, bei dem der Herr Autor nur seine vorgefertige Meinung bestätigen wollte.

  2. christian
    Montag, 19. März 2012 um 15:12

    der noch bessere artikel in der SZ war doch:Otto Ratlos-rehhagel über hertha-die sind damals abgestiegen,als mein gekas noch da war.und auf diesem niveau sind sie in etwa geblieben.da bleibt einem nur noch zu denken mit dem modell jugendtrainer,wie in freiburg,hat man wenigstens noch leute an den entscheidenden stellen,die eine verbindung zu dem verein haben bei dem sie arbeiten

  3. Pumukel
    Dienstag, 20. März 2012 um 11:32

    Wir leben leider in einer Zeit, wo wir uns für eine Sache entscheiden, sie im nächsten Moment bei den kleinsten Störgeräuschen jedoch schon wieder in Frage stellen.

    Jeder von uns muss lernen, sich genauer zu überlegen, was er will und dann entschlossener und mit mehr Mut dazu zu stehen.

    Jetzt hat man einen Rehhagel geholt, da kann man nicht sofort wieder zweifeln, wenn es nicht läuft. Da muss man mal fest dazu stehen, dem Trainer Zeit geben und darauf vertrauen, dass er das schon macht. Mann kann nicht nur jubeln wollen, man muss auch trauern können.

  4. Dirk
    Dienstag, 20. März 2012 um 11:37

    ich muss das sicherlich nicht.

  5. Pumukel
    Dienstag, 20. März 2012 um 11:52

    Nein, du musst das nicht. Aber dann jammere bitte auch nicht, wenn du keinen Erfolg in deinem Leben hast.

  6. Dirk
    Dienstag, 20. März 2012 um 12:52

    pathetic

  7. Manfred
    Dienstag, 20. März 2012 um 18:54

    Yup, mindestens. Könnte ein Hit der Ersten Unerwünschten Verallgemeinerung sein, wohl vom Album ‚Ich und meine ureigenen Gedanken, die ich jedem aufdrücke, der nicht bei 3 aufm virtuellen Baum ist‘.

  8. Pumukel
    Dienstag, 20. März 2012 um 20:32

    Zugegeben habe ich etwas zu viel muss geschrieben.

    Doch jetzt zu dir Manfred: Du kannst dich ja mal beim I.F. als Fehlerfinder bewerben. Lach. 🙂 Müsstest nur noch bisschen an deinem Ausdruck arbeiten. Mit yup und virtueller Baum und deinem sonstigen „Gedöhns“ würdest du beim Poetry-Slam des Becks- oder Paulaner-Festivals im letzten Bierzelt sicher eine gute Figur abgeben.

  9. Frosch
    Mittwoch, 21. März 2012 um 12:50

    Wow. Also, kennt Ihr Euch, Pumuckel, Manfred, Dirk? Wer braucht noch Feinde, mit Freunden wie Euch?

  10. Dirk
    Mittwoch, 21. März 2012 um 12:57

    @Frosch

    Kann mir, glaube ich, vorstellen, was Du mit „Freunde-Feinde“ meinst … passt für mich aber nicht zu diesem Sachverhalt.

    Ich kenn hier niemanden, bin daher weit davon entfernt, in Freunde und Feinde einzuteilen.

  11. Manfred
    Mittwoch, 21. März 2012 um 14:28

    Du kennst dich ja gut aus in Bierzelten, Pumukel. Paßt auch ziemlich genau zu deinem von dir selber besoffen seienden Geseier, dessentwegen ich mich schon fast übergeben mußte.
    Gedöns ohne H, bitte.

  12. Pumukel
    Mittwoch, 21. März 2012 um 16:00

    Leider komplett daneben. Trinke im Gegensatz zu dir keinen Alkohol. Für den Ratefuchs musst du schon bisschen mehr bieten.

  13. breeze
    Mittwoch, 21. März 2012 um 16:19

    Alter, was ist denn das hier für ein Kindergarten?

  14. Zizous Erbe
    Donnerstag, 22. März 2012 um 16:08

    Das ist Fußball!

  15. Dirk
    Donnerstag, 22. März 2012 um 18:53

    @Zizous Erbe

    Chapeau!

  16. Lena
    Donnerstag, 22. März 2012 um 19:19

    Endlich mal was los hier…

    Dem Rehagel hätte ich schon schnellen Erfolg gewünscht in Berlin, irgendwie hat das ja jeder erwartet und daher erst mal nicht gleich losgewiehert über die Entscheidung von Preetz den alten Mann zu aktivieren. Der erinnert mich irgendwie an diesen vergessenen Transformer aus dem Museum, nur halt mit Theaterwissen. Und ich hätte auch nicht gedacht, dass die Manschaft so schlecht spielt unter ihm, wie sie tut. Die zerfällt ja völlig.

    Wird Zeit, dass Preetz Ehrenmanager von Hertha wird und geht.

  17. Manfred
    Samstag, 24. März 2012 um 09:07

    Ich mag den Otto ja, aber mir gefällt das Szenario hier echt besser: HSV, Hertha und K‘lautern steigen ab, dafür Fürth, D‘dorf und Paderborn (Yeah! Friß das, du Waldveh!) auf.
    Dazu noch ein Stimmbänderriß bei Rummenigge und ein Outing von Großkreuz als KKK-Ehrenmitglied – geile Saison wird das.
    @ Pudingens: ich gestehe meinen gelegentlichen Janis Joplin-Gedächtnisschluck Southern Comfort gern, aber Alkoholismus habe ich dir nirgends unterstellt, lern lesen und verstehen.

    @ breeze: hast du nichts destruktive(re)s beizutragen^^?

  18. Pumukel
    Mittwoch, 28. März 2012 um 20:02

    Manfred, halt einfach die Klappe!

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