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Bundesliga

HSV-Fehlstart – der Anfang vom Ende?

Kai Butterweck | Montag, 27. August 2012 2 Kommentare

Nach dem blamablen Pokal-Aus zieht der HSV auch im ersten Bundesliga-Duell den Kürzeren. Außerdem: Visionen, Prophezeiungen und erste Glücksmomente

HSV-Coach Thorsten Fink steht bereits nach zwei absolvierten Pflichtspielen mit dem Rücken zur Wand. Jörg Marwedel (SZ) wendet sich bereits jetzt mit Grausen ab: „Ein Klub, der erfahrene Profis wie Paolo Guerrero, Mladen Petric und David Jarolim verliert, ohne adäquat Ersatz zu besorgen, kann nur schwer davon ausgehen, dass es besser wird. Da nützen weder Überlebenscamps in Schweden noch die von Thorsten Fink und Frank Arnesen stets wiederholte Erklärung, „der Kader sei gut, und: Wir können es viel besser“. Die Jubiläumsfeiern im 125. Jahr des Klubs könnten jedenfalls eine andere Note bekommen als gedacht. Zum Beispiel jene, dass das 50. Bundesligajahr des HSV vorerst das letzte sein könnte.“

Frank Heike (FAZ) vermisst die Kreativität im Spiel des HSV: „Bei allem Willen mangelte es Trainer Thorsten Finks Mannschaft an spielerischer Klasse, um einen mittelmäßigen Gegner wie den 1. FC Nürnberg zu besiegen. Die Hamburger werden nun wohl ganz genau zusammenrechnen, ob sie sich Tottenhams van der Vaart bis Ende August nicht doch noch leisten können. Auch im ersten Spiel der neuen Saison brachte die Mannschaft keinen vernünftigen Spielaufbau zustande. Das Umschalten von Abwehr zu Angriff, das Einsetzen der Offensivspieler – hier blieb fast alles Stückwerk.“

Strukturelle Probleme

Lars Wallrodt (Welt Online) sucht auch außerhalb des Platzes vergebens nach Kompetenz: „Eines der vielen Hamburger Probleme ist struktureller Natur: Ein Regulativ zu Arnesen, wie es beispielsweise Dortmunds Manager Michael Zorc mit Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat, fehlt beim HSV. Was den Unternehmer und Politiker Carl-Edgar Jarchow dafür prädestiniert, den Vorstandsvorsitzenden bei einem Fußballverein zu geben, ist bislang schleierhaft. Genau wie die Frage, warum es in einem Klub mit dieser Historie keine ehemaligen Spieler gibt, die sich sinnvoll in die Vereinsarbeit einbringen.“

Bayern wird Meister

Die aktuelle Bundesliga-Saison hat gerade erst begonnen, da legt sich Marcel Reif (Tagesspiegel) bereits auf den kommenden Meister fest: „Ich sehe den FC Bayern einen Tick gefestigter, weil erfahrener als den Meister aus Dortmund. Dessen Auftakt gegen Werder war gut, keine Frage, er war in gebotenem Maße unterkühlt, und das werte ich als Beleg, dass die Borussia es in dieser Saison auch ernst meint mit der Champions League. Das aber kostet Kraft, kostet Energie, benötigt Erfahrung, weswegen ich die Bayern, zumal gestärkt durch den Martinez-Transfer, vorne sehe. Danach? Da braucht es schon viel mutige Phantasie, um einen weiteren Klub an der Spitze zu erwarten.“

Tim Schulze (stern.de) sieht das ähnlich: „Beide Teams haben gewonnen und stehen in der Tabelle oben bzw. ganz oben (Bayern). Das Duell der beiden Branchenriesen hat begonnen, auch wenn sich aus ihren Auftaktpartien keine endgültigen, sportlichen Schlüsse ziehen lassen. Der Ausflug nach Fürth hat den Bayern vorerst die Tabellenführung beschert. Genau da wollen und müssen die Münchner ihrem Selbstverständnis am Ende des 34. Spieltages stehen. Man mag sich gar nicht ausmalen, was passiert, wenn der ruhmreiche FCB am 18. Mai 2013 wieder hinter den Dortmundern rangiert. Nur eines ist sicher: Den Titel machen beide Clubs unter sich aus.“

Hoffnungsträger und Kühlerfigur

Oskar Beck (Welt Online) Redet Bayern-Coach Jupp Heynckes ins Gewissen, der in einem Interview verlauten ließ, dass diese Saison eventuell seine letzte sein könnte: „Jupp Heynckes meint, mit 67 reif für die Rente zu sein, vergisst dabei aber völlig, dass er noch gebraucht wird, und zwar nicht nur von den Bayern – sondern auch als Hoffnungsträger und Kühlerfigur seiner Generation, wie die Emily auf dem Rolls Royce. Irgendwas zwickt ab Sechzig immer, der Schreiber dieser Zeilen kann es lückenlos belegen mit Leistenbrüchen, Nierensteinen und Blutdruckpillen. Aber deshalb gleich aufhören? Jupp Heynckes muss ermuntert werden, denn wenn er mit den Bayern noch mal Großes gewinnt, wäre das die schönste Freudenbotschaft an uns Jugendliche über Sechzig, darunter Uli Hoeneß: Leute, unsere beste Zeit ist vorbei – aber jetzt kommt die gute.“

Endlich angekommen

Der FC Augsburg erwies sich als netter Gastgeber für den Neuankömmling aus Düsseldorf. Bernd Jolitz (RP Online) heißt die Fortunen in der Bundesliga herzlich willkommen: „Wichtig ist der Sieg von Augsburg vor allem auf der emotionalen Schiene. Zwar war in der Relegation gegen Hertha BSC der Aufstieg gelungen, aber richtig freuen konnte sich niemand darüber, weil Prozesse und öffentliche Diskussionen Randaspekte in den Vordergrund drängten. Selbst die Aufstiegsfeier musste ausfallen. Seit Dani Schahins Treffern ist diese Tristesse zumindest für eine Woche Vergangenheit. So komisch es bei einem Aufsteiger klingen mag: Das ist mindestens ebenso wichtig wie die drei Punkte. Und die waren für Fortuna schon Gold wert.“

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Kommentare

2 Kommentare zu “HSV-Fehlstart – der Anfang vom Ende?”

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