indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Echt oder unecht?

Kai Butterweck | Freitag, 21. September 2012 2 Kommentare

Das Interview mit einem homosexuellen Bundesligaspieler bleibt Thema. Außerdem: Nippon-Power und Tristesse in Gladbach

Noch immer spielt in der Presse das Interview eine Rolle, in dem angeblich ein anonymer homosexueller Bundesligaspieler Auskunft gibt. Publiziert wurde es vor zehn Tagen im fluter, einem Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung und geführt hat es Adrian Bechthold. Das Interview provozierte viele Reaktionen (einen Überblick gibt z.B. die Aktion Libero, in der sich Sportblogs gegen Homophobie im Fußball engagieren); inklusive einer Stellungnahme von Bundeskanzlerin Angela Merkel (siehe auch den freistoss des tages):

 

Kritisch positioniert sich von Beginn an Philipp Köster, der Chefredakteur des Magazins 11 Freunde, im Hinblick auf die Authentizität des Interviews. Er meint „Der Scoop sieht aus wie ein Fake“: „Es geht hier nicht darum, die seelischen Nöte homosexueller Fußballer kleinzureden. Aber angesichts der zahllosen, wirr aneinander gestoppelten und sich gegenseitig widersprechenden Aussagen entsteht nahezu zwangsläufig der Eindruck, dass hier gar kein Gespräch stattgefunden hat.“

Stellvertretend für die Kritik an Köster sei Daniel Meuren (FAZ) zitiert: „Die Frage, wie glaubwürdig ein Interview mit einem anonymen Gesprächspartner sei, dessen Namen nur der Autor selbst kennt, ist berechtigt. Doch muss man ebenso fragen, wie nonchalant ein Medium den Vorwurf verbreiten darf, es könne sich um eine Fälschung handeln.“

Im Freitag zieht nun Martin Krauss folgendes Fazit „Was die Debatte um die schwulen Fußballer lehren könnte, ist Folgendes: Homophobie gibt es nicht nur dort, wo ‚Scheißschwuler‘ gerufen wird. So hätten es nur diejenigen gerne, die sich, weil sie selbst ja – woran sie selbst fest glauben – nichts gegen Schwule haben, ihre Guido-Schwesterwelle- und Klaus-Powereit-Scherzchen erzählen oder die, weil sie glauben, unter sich zu sein, auf Facebook oder Twitter Fußballernamen posten, von denen man ‚es‘ ja ganz, ganz sicher wisse, schließlich kenne man einen, der einen Taxifahrer kennt, der den schon mal in so einen Club gefahren habe.“

Weitere Hinweise auf aktuelle Beiträge dazu (u.a. vom früheren Vereinspräsident des FC St. Pauli, Corny Littmann) gibt es heute bei Fokus Fussball.

Aus Namenslosen Namhafte machen

Mit dem Frankfurter Takashi Inui und dem Nürnberger Hiroshi Kiyotake befinden sich derzeit zwei Japaner in der Bundesliga auf der Überholspur. Anja Schramm (Welt Online) weiß warum: „Kiyotake ist Nürnbergs neuer Kreativgeist. Einer, der wirbelt, als sei die gegnerische Defensive nur eine hübsch anzuschauende Staffage. Kiyotake und Inui sind zwei von neun Japanern in der Liga. Kagawa mag die schillerndste Figur dieses Importtrends gewesen sein, doch er hat eine bereits längere Historie. Spätestens seit dem Transfer von Makoto Hasebe im Winter 2008 nach Wolfsburg beschäftigen sich deutsche Klubs verstärkt mit dem japanischen Markt.“

Frank Hellmann (FR) freut sich auf den nächsten Auftritt der Nürnberger, einer Mannschaft, die vor der Saison niemand so richtig auf dem Zettel hatte: „Aus Namenslosen Namhafte machen: Darauf hat sich Nürnberg spezialisiert. Welcher Zaubertrank wird also am Valznerweiher verabreicht? Es sei ein Mix aus verschiedenen Faktoren, sagt Bader. Zum einen identifizierten sich vom Zeugwart bis zum Cheftrainer alle mit der Aufgabe als Talententwickler. Zum anderen hätten junge Spieler erkannt, dass sie unter dem nunmehr seit zweieinhalb Jahren erfolgreich tätigen Ausbilder Dieter Hecking besser werden können.“

Carsten Eberts (SZ) sorgt sich derweil um die Entwicklung in Gladbach: „Eigentlich hatten die Gladbacher ja ganz andere Pläne für die Saison: Champions League, das ganz große Geld, vielleicht ein Auswärtsspiel im Nou Camp des FC Barcelona. Doch die Qualifikation gegen Dynamo Kiew missriet, so trat die Favre-Elf nun im GSP-Stadion von Nikosia gegen AEL Limassol an. Nur vier Punkte aus drei Spielen in der Bundesliga, nun ein Nullnull auf Zypern. Mönchengladbach hat sich den Saisonauftakt etwas anders vorgestellt.“

freistoss des tages

Mitarbeit: Erik Meyer

Kommentare

2 Kommentare zu “Echt oder unecht?”

  1. HUKL
    Freitag, 21. September 2012 um 22:01

    Das Outen in einer Mannschaftssportart ist eine ganz sensible Angelegenheit. Warum sollten eigentlich Fußballer ihre etwas andere Neigung der Öffentlichkeit mitteilen? Die jeweils eigenen Vereinskameraden werden es schon wissen, wenn jemand mit einer etwas „geänderten Drehzahl“ gemeinsam mit ihnen das tägliche Pensum absolviert.

    Solange einer Mannschaft es nicht schadet, geht diese Eigenschaft doch fremden Menschen nichts an! Wenn ein bekannter Fußballer offiziell im Radio oder Fernsehen ein Interview gibt, kann man sich – wie im täglichen Leben auch – doch selbst seine Meinung dazu bilden, das sollte eigentlich genügen!

    Meine Schlussbemerkung dazu: Auch ich glaube, in der Vergangenheit und Gegenwart „etwas andere Fußballer“ erkannt zu haben. Eine offizielle Bestätigung, ob diese Vermutung stimmt, wird meinerseits allerdings nicht angestrebt und bin überzeugt, dass die meisten Menschen auch so denken.

    Deshalb sollte diese komische Diskussion um „echt“ oder „unecht“ endlich wieder eingemottet werden!

    Das wünscht sich ein echter neutraler Fußballbeobachter.

  2. jens
    Samstag, 22. September 2012 um 12:03

    Hier auch nochmal der Hinweis auf ein Gespräch von Fokus Fussball mit Philipp Köster zur Fluter-Geschichte.

    http://fokus-fussball.de/2012/09/22/gesprach-en-blog-philipp-koster/

    Danke fürs Verlinken!

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