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Bundesliga

Alles wieder beim Alten

Kai Butterweck | Montag, 5. November 2012 2 Kommentare

Der FC Bayern gewinnt beim HSV und die Verfolger gehen allesamt leer aus – das kurzzeitige Spannungsgefühl an der Ligaspitze ist bereits nach einer Woche wieder Geschichte

Andreas Burkert (SZ) adelt das Münchener Kollektiv:  „Wenn zum Fußball auch die psychologische Kriegsführung gehört, haben die Bayern beim HSV nicht nur drei Punkte gewonnen. Gewiss profitierten sie von der absurden taktischen Ausrichtung und einer verblüffenden Schlichtheit des Hamburger Spiels. Doch wie im Mittelfeld Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos dominierten, wie Franck Ribéry im Verbund mit seinem lange vermissten Hintermann David Alaba die rechte Abwehrseite des HSV annektierte und wie der Gast nach zauberhaften Toren noch den Gegner demütigte mit Hier-ist-der-Ball!-Spielchen, das bereitete sogar verschämten Hanseaten Vergnügen. Die Balance zwischen Ballkontrolle und Tempoverschärfung, die Arbeit der Gruppe gegen Ball und Mann, das alles strahlte über weite Strecken eine große Reife aus.“

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Kein anderes Bundesliga-Team ist ähnlich gut besetzt

Auch Markus Völker (taz) gerät ins Schwärmen: „Sie durchlaufen den schwierigen Parcours aus Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal nicht nur mit 10 Seidenfüßen, sondern mit 16 oder mehr. Alles ist darauf ausgelegt, den anspruchsvollen Dreikampf ohne Verschleiß und Leistungsabfall durchzustehen. Aus diesem Grund scheute der FC Bayern auch nicht vor einer 40-Millionen-Euro-Investition zurück. Javi Martínez mag noch nicht seine Topform gefunden haben, aber er leistet seinem Arbeitgeber jetzt schon gute Dienste, weil er perfekt ins Schema F der bajuwarischen Spieler-Substitution passt. Kein anderes Bundesliga-Team ist ähnlich gut besetzt, nicht der FC Schalke 04 und auch nicht Borussia Dortmund.“

Frank Heike (FAZ) applaudiert in Richtung Münchener Strafraum: „Es bleibt trotz der sieben Punkte Vorsprung auf den FC Schalke 04 offen, wie die Serie 2012/2013 für die Bayern endet; das kann niemand im November schon voraussagen. Aber das Münchner Spiel wirkt weniger abhängig von Einzelaktionen als früher. Vor allem arbeitet der Rekordmeister im Verbund besser defensiv. Es ist kein Zufall, dass Heynckes’ Team mit nur vier Gegentoren die mit Abstand beste Abwehr stellt.“

Frank Hellmann (derwesten.de) überbringt der Konkurrenz schlechte Nachrichten: „Auf dem Rückweg zum Bus hat Münchens Meinungsmacher Uli Hoeneß nur noch Halt gemacht, um dem von privaten Schicksalsschlägen geplagten Hermann Rieger einige aufmunternde Worte zuzurufen. Manuel Neuer ging ebenso zum einstigen HSV-Kultmasseur, um ein Stofftierchen zu übergeben. Wenn die Bayern sich nach Auswärtsauftritten sogar noch bereitwillig als Gutmenschen geben können, verheißt das für die Liga gemeinhin wenig Gutes.“

Den Bayern gehen die Mitbewerber um den Titel aus

Am Rhein (RP Online) gratuliert man dem Rekordmeister bereits vorzeitig zum nächsten Titel: „Die Rechenschieber dürfen getrost wieder eingepackt werden. Die Bayern haben in Hamburg ihre Ausnahmestellung in der Liga locker unterstrichen. Und ihnen gehen die Mitbewerber um den Titel langsam aus. Weder die zumindest nach Punkten aufstrebenden Leverkusener noch die spielerisch deutlich verbesserten Schalker haben das fußballerische Format, es mit den Münchnern aufzunehmen. Borussia Dortmund zeigt in der Bundesliga nicht die Hingabe der beiden Meisterjahre. Und der Rest der Klubs kämpft im gemeinschaftlichen Mittelmaß allenfalls um einen Platz in einem der europäischen Wettbewerbe.“

Beim BVB hat sich der Fokus verschoben

Hendrik Buchheister (FR) weiß, warum die Bayern den BVB in dieser Saison nicht zu fürchten brauchen: „Während die Dortmunder das Startrecht in der europäischen Spitzenklasse in der vergangenen Saison noch als Bonus wahrnahmen, hat der Europapokal in dieser Spielzeit für sie an Wert gewonnen. Nach zwei erfolgreichen Jahren im nationalen Betrieb wollen sie die nächste Entwicklungsstufe erklimmen. Außerdem ist der BVB in dieser Saison in der mit Abstand interessantesten Vorrundengruppe gelandet mit Gegnern wie Real Madrid und Manchester City. Die Dortmunder müssen die Balance zwischen Bundesliga-Alltag und den Festspielen auf internationaler Bühne finden, und möglicherweise hat sich der Fokus in dieser Saison etwas in Richtung Champions League verschoben.“

Sie werden bescheiden bleiben müssen

Marcel Reif (Tagesspiegel) nimmt auch Eintracht Frankfurt aus dem Rennen um die Meisterschale: „Veh und Bruchhagen haben sich zusammengeruckelt und wenn sie diesen Kurs beibehalten, werden sie weiter an einem Fundament basteln, auf dem einem nicht Bange werden muss für die Eintracht. Sie werden bescheiden bleiben müssen. Soll heißen: Sie werden die Champions League in dieser Saison eher nicht erreichen, sie werden auch nicht Deutscher Meister werden. Aber etablieren als stabile Bundesligamannschaft, das werden sie sich.“

Leichtlebiger Schluderfußball

Tobias Schächter (SZ) beschäftigt sich mit den Schalkern und erklärt, warum man sich nach der Niederlage gegen Hoffenheim auch als Königsblauer von allzu großen Träumereien verabschieden sollte: „Über die gesamten 93 Minuten waren im Spiel der Schalker Symptome leichtlebigen Schluderfußballs zu erkennen: Ungenauigkeiten im Passspiel, zu langes Zögern beim Torschuss und zu spätes Erkennen der Gefahr. Beim ersten Tor durfte Fabian Johnson unbehelligt wie ein Spaziergänger in den Weinbergen des Kraichgaus 50 Meter mit dem Ball am Fuß laufen, bevor er zu Volland passte. Beim zweiten Gegentor provozierte Volland den Schubser, der zum Elfmeter führte – Joel Matip tat ihm den Gefallen. Und bei Gegentreffer Nummer drei waren alle Sicherungssysteme ausgehebelt, weil alle nur noch nach vorne rannten und dachten.“

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Kommentare

2 Kommentare zu “Alles wieder beim Alten”

  1. Manfred
    Dienstag, 6. November 2012 um 08:56

    Warum ausgerechnet ein Sieg beim doch extrem biederen Hamburger SV so plötzlich und unerwartet dann gleich mal wieder die Ausnahmestellung des FC Bayern belegen soll, das mögen mir die Herren Schreiberlinge mal bei Gelegenheit erklären, so sie es denn können.

  2. Fred
    Mittwoch, 7. November 2012 um 11:47

    „Schreiberlinge“

    Sie wissen wirklich, mit Sprache umzugehen.

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