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Champions League

Mit breiter Brust

Kai Butterweck | Freitag, 23. November 2012 Kommentare deaktiviert für Mit breiter Brust

Die Presse ist entzückt: erstmals seit acht Jahren ziehen drei deutsche Klubs in das Achtelfinale der Champions League ein

Thomas Hummel (SZ) warnt die europäische Konkurrenz: „Die Bundesliga erlebt eine Champions-League-Saison, so wunderbar wie lange nicht. Hinter den zuverlässig liefernden Bayern hat sich Schalke bisweilen spektakulär (Sieg beim FC Arsenal), bisweilen seriös (Siege gegen Piräus) durchgesetzt. Dortmund hat es geschafft, seinen Überfallfußball mit Effektivität zu paaren und ihn damit in die Champions League zu übersetzen. Kein Klub geht zufrieden nach Hause, wenn ihm im Dezember ein deutscher Gegner im Achtelfinale zugelost wird.“

Niemand spricht noch von Nuri Sahin

Stefan Osterhaus (NZZ Online)weiß warum der BVB auf internationalem Parkett im Vergleich zum Vorjahr nicht wiederzuerkennen ist: „Eine Gruppe mit Konkurrenten wie Real Madrid und Manchester City vorzeitig als Sieger abzuschliessen, hatte dem Team, das im letzten Jahr in der Vorrunde ausgeschieden war, kaum jemand zugetraut. Wer nach Gründen für diesen raschen Prozess sucht, der wird nicht nur im schlichten Argument der hinzugewonnenen Erfahrung fündig: Es waren auch die Ausfälle und Transfers, die Dortmund zwangen, sich flexibler aufzustellen. Ilkay Gündogan füllt mittlerweile jene Rolle aus, die ihm zugedacht war: Im Mittelfeld ist er ein kluger Stratege. Niemand spricht noch von Nuri Sahin, der einst zu Real Madrid wechselte und der für unersetzlich gehalten worden war.“

Frank Lamers (derwesten.de) warnt vor zu viel Euphorie: „Sie haben Real Madrid geschlagen. Das bedeutet nur dennoch nicht, dass sich die Borussen nun auf einer Ebene mit den Königlichen, mit dem FC Barcelona, mit Manchester United oder dem FC Bayern befänden. Bei all diesen Klubs herrscht nämlich anders als beim BVB oder beim FC Schalke 04 unter anderem personeller Überfluss. Und der kann (wahlweise: wird) in einer noch sehr, sehr langen Saison vor allem auf der Zielgeraden über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.“

Der Mannschaft fehlt ab und an die Stabilität

Auch Oliver Fritsch (Zeit Online) hebt den Zeigefinger: „Noch ist nicht viel erreicht, und in der K.o.-Runde kann eine schlechte Halbzeit zum Ausscheiden gereichen. Denn was in der Vorrunde auch zu sehen war: Der Mannschaft fehlt ab und an die Stabilität, sie kann stark unter Druck geraten. Im Hinspiel gegen Ajax und in Manchester verhinderte der Tormann Roman Weidenfeller mehrfach den Rückstand. In der zweiten Halbzeit in Madrid griff nur noch der Gegner an. Das sind natürlich Feinheiten, Zeit zur Reifung muss man diesem Team ohnehin geben.“

Rafael Buschmann (Spiegel Online) klatscht Beifall: „Die Lehren, die Dortmund aus den bisherigen europäischen Auftritten gezogen hat, lassen sich auf wenige Schlagworte reduzieren: Effizienz, Klarheit, Geduld. Während Dortmund in den beiden vergangenen Jahren noch extrem davon profitierte, dass das schnelle Umschaltspiel, das immense Pressing und die unvorhersehbaren Dribblings des heutigen Mittelfeldspielers von Manchester United, Shinji Kagawa, die Gegner überraschten, manchmal sogar übertölpelten, wirkt der heutige BVB-Fußball deutlich reifer, erwachsener.“

Als könnten sie kein Wässerchen trüben

Roland Zorn (FAZ) hievt Mario Götze in den Superstar-Olymp: „Wie der aus dem Allgäu stammende Fußballästhet an seinen Gegenspielern vorbeirauschte, wie er seinen Freund Reus und den geschätzten Kollegen Lewandowski in die allerbeste Torschussposition brachte, wie er selbst mit seinen Rasenslalomläufen auf Touren kam und zum Vollstrecker wurde, das kam der Magie des argentinischen Traumkickers schon sehr nah, zumal Messi wie Götze ihre Auftritte noch immer mit einer Unschuldsmiene absolvieren, als könnten sie kein Wässerchen trüben.“

Daniel Theweleit (FR) freut sich über die Entwicklung des BVB: „Die Euphorie, und die Neigung zum Übermut des Vorjahres sind der Reife eines Champions gewichen, und dieses neue Element ist wohl auch der Grund dafür, dass Trainer, gegnerische Spieler und Fußballweise von José Mourinho über Sami Khedira bis Franz Beckenbauer den BVB mittlerweile zum Kreis der Anwärter auf den Titelgewinn zählen.“

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