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Bundesliga

Nuri Sahin zurück in Dortmund – Gedränge in der Mitte

Kai Butterweck | Montag, 14. Januar 2013 2 Kommentare

Gut anderthalb  Jahre nach seinem letzten Spiel im Trikot der Dortmunder kehrt Nuri Sahin zurück in den Pott. Die Presse ist gespannt

Ulrich Hartmann (SZ) entdeckt ein klaffendes Loch im Dortmunder System: „Mit ihrer Kader-Verbreiterung nehmen die Dortmunder den auf Jahre angelegten Zweikampf gegen den FC Bayern selbstbewusst auf, allerdings droht eine qualitative Lücke zwischen dem üppigen Mittelfeld und der klitzekleinen Sturmabteilung, in der man als einzigen Weltklasse-Stürmer jenen Robert Lewandowski besitzt, der im Sommer vermutlich nach England wechselt. Während die Münchener in Mandzukic, Gomez und Pizarro gleich drei namhafte Spitzen beschäftigen, werden dem BVB-Trainer Klopp Sympathien für jene moderne Sturmlösung nach spanischem Vorbild nachgesagt, bei der ein Halbstürmer namens Reus sich in der Spitze mit den Halbstürmern Götze und Blaszczykowski abwechseln könnte. Dahinter dann Sahin.“

Es wird auch Verlierer geben

Richard Leipold (FAZ) reicht Ilkay Gündogan schon einmal vorab ein Päckchen Taschentücher: „Wo wollen sie hin mit Sahin? Hoch hinaus, höher vielleicht, als sie derzeit zugeben wollen. So sehr sich das Publikum an der Geschichte des Heimkehrers erfreuen mag – es wird auch Verlierer geben. Im Zentrum des modernen Mittelfeldspiels gilt es einen offensiveren und defensiveren Part zu besetzen. Für die Defensive sind Kehl und Bender zuständig, also könnte Gündogan trotz guter Leistungen der Leidtragende sein, falls Sahin, wie zu erwarten steht, seinen alten Platz wieder einnimmt und seine Stärken wie Übersicht, Intuition und Ballgefühl wieder ausspielt.“

Klaus Theine (derwesten.de) klopft den Verantwortlichen begeistert auf die Schultern: „Die Dortmunder halten für ihre Jungs nicht nur die Türen auf, sie haben auch ausreichend Mittel, um sie ordentlich zu ernähren. Zwei Meisterschaften, ein Pokalsieg, zwei Champions-League-Teilnahmen sowie die Verkäufe von Sahin (!) und Shinji Kagawa haben die Kassen gut gefüllt. Nebenbei ging ja noch Ivan Perisic im Winter über die Ladentheke. Verbindlichkeiten abzulösen macht wenig Sinn, weil Vorfälligkeitsentschädigung zu zahlen ­wären. Und auf dem Konto bringt das Geld in zinsarmen Zeiten wie diesen keine nennenswerten Erträge. Da ist Nuri Sahin die weitaus bessere Investition. Er wird eine starke Mannschaft noch stärker machen. Der BVB setzt mit diesem spektakulären Geschäft ein deutliches Zeichen.

Ein äußerst effektives Mittel

Auch Christian Heimrich (fnp.de) klatscht Beifall: „Klopp und Co. verfolgen letztlich das von den Bayern mit dem Martinez-Transfer vorexerzierte Konzept: Sie machen aus einem sehr guten Kader einen exzellenten und erhöhen damit noch einmal den Druck auf die für die wichtige Schaltzentrale im defensiven Mittelfeld bereits vorhandenen Spieler. Ein äußerst effektives Mittel, wie die Münchner Leistungsexplosion beweist.“

Daniel Gahn (Focus Online) hingegen sieht dunkle Wolken aufziehen: „Während seiner 624-tägigen Abwesenheit hat sich bei Schwarz-Gelb viel getan. In der Pokalvitrine herrscht nach den Meister-Double und dem Pokal-Erfolg genau so wenig Platz wie an seinem angestammten Arbeitsplatz im Mittelfeld. Dort balgten sich bereits in der Hinrunde die Zauberfüße Reus und Götze mit Blaszczykowski, Kehl, Bender, Gündogan, Leitner und Lokalheld Großkreutz um einen der fünf Plätze. Durch die Sahin-Rückkehr herrscht noch mehr Andrang. Neun Spieler kämpfen um fünf Plätze. Konkurrenz belebt das Geschäft, doch zu viel Konkurrenz sorgt meist nur für Knatsch.“

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Kommentare

2 Kommentare zu “Nuri Sahin zurück in Dortmund – Gedränge in der Mitte”

  1. HUKL
    Dienstag, 15. Januar 2013 um 20:19

    Findet Sahin endlich seinen festen Stammplatz ?

    Daniel Gahn (Focus Online) wird mit seiner Meinung richtig liegen. Was man den Bayern bezüglich ihrer ständigen Personalbewegungen negativ nachsagt, liegen die Dortmunder nur knapp dahinter! Die Zeit, als der jüngste
    Debütant der Bundesligageschichte sprunghaft bekannt wurde, liegt schon sechs Jahre zurück. Bekanntlich wurde Nuri Sahin danach bereits das erste Mal 2007/2008 an Feyenoord Rotterdam ausgeliehen. Nach nur einer Saison kehrte er zurück.

    Dieses begehrte Jungtalent erzielte den wohl wichtigsten Treffer in seiner später mit Hoch und Tief verbundenen Karriere, als er im Meisterjahr seiner Dortmunder bei dem Auswärtsspiel bei den Bayern den Zwischenstand von 2:1 herausholte. Dieser letzte Treffer beim 3:1 – Erfolg sollte gleichzeitig für eine längere Zeit sein letztes Tor auf deutschem Boden gewesen sein, weil der spanische Königsclub Real Madrid ihn 2010 rief und dafür 10 Mill. € Ablöse an die Dortmunder überwies und ihn einen Vertrag bis 2017 (!) vorlegte.

    Leider erlitt dieser hoffnungsvolle Fußballer gleich in seiner Anfangsphase dort nacheinander zwei böse Knieverletzungen, die zu einem regelrechten „königlichen Karriereknick“ führten, statt im erhofften internationalen Rampenlicht zu stehen. Nach einer überaus langen Gesesungsphase konnte er in den Punktspielen seiner Madrider Mannschaft gerade einmal über zwanzig Minuten (!) das berühmte Trikot auf dem Platz als Spieler in der Saison 2011 tragen. Im Jahr 2012 blieb der damals auch von mehreren anderen Vereinen umworbene Schwarzhaarige ganz ohne Einsatz. So wurde außer dem vertraglich feststehenden Kleingeld seine sportliche Reise durch das interessante spanische Land zu einem Desaster, während auch das folgende Ausleihen zum FC Liverpool zu Beginn dieser Saison nicht den besonderen Erfolg brachte.

    In diesen unglücklichen Jahren erinnerte sich aber Sahin immer wieder, wo er das Fußballspielen erlernte und eigentlich nach wie vor seine gefühlte Heimat ist, nämlich in Dortmund!

    Nach der vertraglichen Einigung in einer zuerst wieder einmal dementierten Nacht- und Nebelaktion mit seinem „Besitzer“, Real Madrid, der mehr Schulden zu haben scheint, als alle Vereine der drei Bundesligen in Deutschland zusammen und in dieser Saison in ähnlicher Situation wie seine Dortmunder derzeitig mit zum Teil großem Rückstand gar nur den 3. Tabellenplatz einnimmt, haben die „Königlichen“ ihn in Abstimmung mit dem letzten Leih-Verein , FC Liverpool, als Leihbasis bis 2014 an seinen neuen, alten Heimatverein ausgeliehen.

    Mit diesem Wechsel besetzt nun Sahin eine Lücke, weil im gleichen Atemzug der im Sommer 2011 aus Chemnitz gekommene Löwe nach nur sieben Einsätzen vom Ruhrpott zum Zweitligisten Kaiserslautern verkauft wurde und dafür einen Vertrag bis 2016 erhielt.

    Bleibt zu hoffen, dass den beiden noch jungen Spieler nach ihren jeweils geplatzten sportlichen Träumen ein gelungener Neuanfang gelingt und besonders der oben angeführte 25-jährige Sahin in seinem Heimatclub nach der Anfangseuphorie nicht gleich wieder auf das Nebengleis geschoben wird…

  2. Rob
    Mittwoch, 16. Januar 2013 um 15:17

    Man hat jetzt 3 Spieler die aus einer defensiven Position das Spiel eröffnen können:
    Hummels, Gündogan, SAHIN.
    Und man hat 3 Spieler die als eine Art Spielmacher agieren können:
    Gündogan, SAHIN, Götze.

    Also ist der Tausch Sahin für Peresic ein kluges Upgrade im spielerischen Bereich, denn Peresic konnte beides nicht.

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