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Confed-Cup

Confed-Cup – Zwischen Jubel und Chaos

Kai Butterweck | Montag, 1. Juli 2013 Kommentare deaktiviert für Confed-Cup – Zwischen Jubel und Chaos

Im Finale des Confed-Cup bezwingt Brasilien den Weltmeister Spanien. Auf dem Platz wird gefeiert, während es hinter den Kulissen brodelt

Thomas Kistner (SZ) bedient die Sortiermaschine: „Wie nie zuvor stellt dieser Confed Cup die klare Trennung her zwischen dem Fußball, der hier gefeiert und gefördert wird, und seinen Funktionären. Die zwar parasitär wie immer an der Veranstaltung hängen, aber schmerzhaft lernen müssen, auf welch breite Ablehnung sie stoßen. Ihr Platz ist, in der Fußballsprache ausgedrückt, im Abseits.“

Jan D. Walter (dw.de) stellt sich auf die Seite der Protestler: „Die Vorbereitung auf die anstehende Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien zeigt geballter denn je, warum sich die Brasilianer von ihren Politikern hintergangen, betrogen und bestohlen fühlen: Nur 10 Prozent der Investitionen sollte die öffentliche Hand tragen – hieß es vor der Bewerbung. Nach aktuellem Stand sind es 90 Prozent. Das ist selbst für die fußballverrückten Brasilianer zu viel. Und so nutzen sie den Confederations Cup, um ihrem allgemeinen Unmut Luft zu machen. Ein FIFA-Event als Bühne gegen Korruption? Das hat etwas!“

Sport ist Politik

Jonas Reese (dradio.de) versucht sich als Wachmacher: „Was wäre das für ein Signal, wenn sich Sepp Blatter nach einem Spiel vor die Kameras stellen und sagen würde: Es ist schön zu sehen, dass es in Brasilien eine Öffentlichkeit gibt, ein Volk, das für seine Ideale eintritt. Und noch schöner ist es, dass der Fußball da einen kleinen Beitrag der Unterstützung leisten kann. Fußball verbindet, sagt Blatter stattdessen gerne. Doch dass genau das derzeit in Brasilien geschieht, sieht er nicht.  Der Sport darf nicht für politische Zwecke instrumentalisiert werden. Diese Funktionärsfloskel ist spätestens mit den Vorkommen in Brasilien endgültig unglaubwürdig. Sport ist Politik. Je offener alle Beteiligten das zugeben, desto machtvoller werden sie in Zukunft sein. Denn dann würden sie auch von der demonstrierenden Masse umjubelt werden. Und sie könnten ihre Spiele auch wieder an andere Länder als Russland und Katar vergeben.“

Im Interview mit Zeit Online entrüstet sich Gustavo Mehl, einer der Organisatoren der Proteste in Rio de Janeiro, über die Kommerzialisierung der brasilianischen Stadien: „Als die Pläne für das Privatisierungs- und Umbauprojekt bekannt gegeben wurde, war das in einer Form, die uns alle überrannt hat. Eine schleichende Veränderung des Charakters des Stadions war ohnehin schon im Gange, durch die starke Erhöhung der Eintrittspreise über die Jahre. Plötzlich wurde auch bekannt, dass die Sportkomplex-Idee verschwinden würde, die Demolierung des Schwimmparks, des Athletikteils, etlicher Gebäude des ganzen Komplexes, auch einer sehr guten öffentlichen Schule. Alles trat zurück hinter eine neue Idee: eine Art Shoppingcenter zu errichten, einen Ort des Kommerzes, der Unterhaltung und des Tourismus. Da steht ein anderes Weltbild hinter.“

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