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Bundesliga

HSV – Die Angst vor dem Start

Kai Butterweck | Freitag, 2. August 2013 Kommentare deaktiviert für HSV – Die Angst vor dem Start

Der Hamburger SV steckt im Stimmungstief. Nach der vierten Testspielniederlage brennt beim  Liga-Dino der Baum. Außerdem: Rosenkrieg in Dortmund, Chef-Suche in Berlin und Kleinredner in Stuttgart

Der HSV präsentiert sich im Testspiel gegen Dynamo Dresden lust- und orientierungslos. Jörg Marwedel (SZ) ist entsetzt: „Das Bittere war ja, dass die Niederlage erst dann richtig Fahrt aufnahm, als nach einem 0:1 zur Pause die angeblichen Leistungsträger aufs Feld kamen, etwa Rafael van der Vaart, Milan Badelj, Maximilian Beister oder Stürmer Artjom Rudnevs. Zunehmend wird es darauf ankommen, dass der  zurückgeholte van der Vaart endlich das abruft, was er in besseren Zeiten einmal konnte: Spielmacher und Torschütze zugleich zu sein. Doch auch bei ihm muss die Frage nach der Mentalität gestellt werden. Nach der Trennung von Ehefrau Sylvie werden über den mittlerweile 30 Jahre alten Niederländer immer noch mehr Geschichten auf den Gesellschaftsseiten der Zeitungen geschrieben als in den Sportteilen. Seine Schüsse aufs Tor und seine gefährlichen Pässe sind derzeit allzu schnell aufgezählt.“

Alexander Laux (Welt Online)belächelt die Hamburger Europa-Pläne: „Klar ist: In diesem Zustand der Mannschaft, die noch einer riesigen Baustelle gleicht, scheint das angepeilte Erreichen eines internationalen Startplatzes utopisch. Bezeichnend, dass Fink den 17-jährigen Jonathan Tah, der in Dresden zum ersten Mal von Beginn an auflaufen durfte, noch als besten Akteur pries. Doch auf den Jüngling kann der HSV-Trainer nur begrenzt zurückgreifen. Während seine Kollegen Strafrunden liefen, saß Tah im Gymnasium auf der Schulbank. Irgendwie typisch für den HSV.“

Die fröhlichen Zeiten in Klopps Team sind vorbei

In Dortmund spaltet die Personalie Lewandowski die Massen. Jürgen Ahäuser (FR) setzt den Polen unter Druck: „Verantwortlich für den Rosenkrieg zwischen dem (einstigen?) Borussen-Liebling und der Klubführung ist ein Mann namens Jean-Marc Bosman. Der Belgier erstritt 1995 ein Urteil, das Profi-Fußballern vor fast 20 Jahren mehr Freiheit und vor allem aber noch mehr Geld bescherte, weil sie nach Vertragsende ablösefrei wechseln konnten. Ganz nebenbei wurde der sehr lukrative Job des ebenfalls die Hand aufhaltenden Spielerberaters geschaffen. Lewandowski hat einen Vertrag bis 2014, den versucht er durch schlechte Laune zu torpedieren. Die fröhlichen Zeiten in Klopps Team sind vorbei, falls sich Lewandowski nicht mächtig am Riemen reißt.“

Wer bekommt in der Hauptstadt die Binde?

In Berlin sucht man einen würdigen Capitano. Dominik Bardow (Tagesspiegel) macht sich für Peter Niemeyer stark: „Dass ein Kapitän nicht jedes Spiel von Beginn an bestreiten muss, zeigt das Beispiel Sebastian Kehl bei Borussia Dortmund. Die Binde trägt dann eben der Vertreter, der auf dem Platz steht. Andererseits kann es der Autorität schaden, wenn jemand in der Kabine den Ton angeben will, der wochenlang nicht gespielt hat. Wichtig ist es, dass der Kapitän sich wichtig fühlt, beim Trainer und in der Mannschaft. Niemeyer die Binde wegzunehmen, das sähe so aus, als würde Luhukay ihn demontieren.“

Stuttgarter Gegensätze

VfB-Coach Bruno Labbadia ist kein Freund von verfrühter Euphorie. Christof Kneer (SZ)  vermisst in Stuttgart das gemeinsame Ziehen an einem Strang: „In der vorigen Saison hat Labbadia mit Verständnis rechnen können, er hatte für drei vollständige Wettbewerbe nicht mal einen vollständigen Kader, aber seine jüngsten Einlassungen haben im Klub doch für Irritationen gesorgt. Gerade erst hat Präsident Wahler das Umfeld neu entflammt, gerade erst hat Sportchef Bobic einen offensiveren Ton angeschlagen – und nun fragen manche hinter vorgehaltener Hand, ob Labbadias Neigung zum Kleinreden vielleicht weniger der Sache, sondern eher seinem Naturell geschuldet ist. Und ob dieses Naturell auf Dauer zu einem Klub passt, der sich frisch erfinden will.“

Verpasste Chance

Christian Hörnicke (Tagesspiegel) erzürnt sich über den Bundesliga-Chef Reinhard Rauball, der einem homosexuellen Spieler derzeit davon abraten würde, sich zu outen: „Die Zeit ist noch nicht reif für ein Coming-out im Männerfußball, findet Rauball. Doch wer, wenn nicht ein Spitzenfunktionär, könnte diese Zeitenwende herbeiführen? Wer sollte sonst das Feld dafür bereiten, dass junge Menschen ihr Versteckspiel aus Angst um ihre Karrieren endlich beenden können? Reinhard Rauball hat diese Chance leider verpasst.“

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