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Bundesliga

HSV und Schalke 04 – Große Worte, kleine Taten

Kai Butterweck | Montag, 19. August 2013 Kommentare deaktiviert für HSV und Schalke 04 – Große Worte, kleine Taten

Die beiden Bundesliga-Eckpfeiler aus Hamburg und Gelsenkirchen versprachen viel. Doch nach zwei Spieltagen stehen beide Klubs bereits mit dem Rücken zur Wand. Außerdem: Solides Schaffen in Mainz und Freiburg, Offensiv-Nöte in Leverkusen und drei Trainer auf der Abschussliste

Nach dem Auftakt-Unentschieden gegen Schalke 04 kassiert der HSV gegen Hoffenheim eine bittere Heimniederlage. Lars Wallrodt (Welt Online) sucht auf der Tribüne nach dem Messias: „Es geht nicht darum, dass der HSV nicht gegen die Hoffenheimer verlieren darf. Es geht um die Art und Weise. Ähnlich wie in der vergangenen Saison gegen den FC Bayern scheint es ein Charakterzug der Mannschaft von Trainer Thorsten Fink zu sein, bei Rückständen aufzugeben und sich willig abschießen zu lassen. Das wiederum lässt auf eine gewisse Führungsschwäche schließen, denn wenn eine Mannschaft Respekt vor ihrem Trainer hat, sollte so etwas bei einem Duell auf Augenhöhe eigentlich nicht passieren. Vielleicht ist es an der Zeit, in Hamburg mal über große, über radikale Lösungen nachzudenken. Da wäre zum Beispiel Felix Magath, der auf Angebote wartet. Natürlich ist es unbequem, so einen Mann zu holen. Er verdrängt Personen, die gern im Rampenlicht stehen. Er kappt Posten, die es schon immer gab. Er tut weh. Doch Magath ist in Hamburg auch ein Volksheld.“

Der HSV bleibt das Überraschungs-Ei der Liga

Klaus Hoeltzenbein (SZ) weckt Erinnerungen: „Tief ins Dino-Gedächtnis des HSV eingebrannt hat sich, dass er schon in die Vorsaison mit drei Niederlagen startete. Eilig wurde damals ein sündteures Transferpaktet (van der Vaart, Badelj, Jiracek) geschnürt, unter dem der Klub noch heute ächzt. Zwar gelang am Ende der Sprung auf Platz sieben, allerdings kein Wandel des Charakters. Der HSV bleibt das Überraschungs-Ei der Liga. Er hat unglaublich intensive Niederlagen wie jetzt dieses 1:5 oder im März das 2:9 beim FC Bayern im Programm – und lässt solchen Katastrophenspielen bisweilen ein ganz ordentliches folgen.“

Hendrik Buchheister (Spiegel Online) sorgt sich um die HSV-Offensive: „Nicht nur in der Abwehr, auch im Angriff klemmte es bei den Hamburgern. Fink ließ seine Mannschaft erneut ohne echten Stürmer beginnen. Anders als auf Schalke entwickelte der HSV allerdings keine Torgefahr. Es passte ins Bild, dass der einzige Hamburger Treffer durch einen Elfmeter zustande kam. Der nach Leverkusen gewechselte Heung-Min Son konnte nicht adäquat ersetzt werden, dem HSV-Sturm mangelt es mehr denn je an Qualität.“

Unterirdisch und peinlich

Andreas Sten-Ziemons (dw.de) nimmt sich die erfahrenen Spieler zur Brust: „Statt mit den hungrigen Hoffenheimern mit der nötigen Einstellung Paroli zu bieten, zeigten die Hamburger eine unterirdische Leistung und stellten nach dem zweiten Gegentreffer zum 1:2 die Abwehrarbeit komplett ein. 1:5 hieß es am Ende, ein peinlicher Auftritt, der die Fans zu wütenden Pfiffen und Trainer Thorsten Fink zu einer lautstarken Kabinenpredigt veranlasste. Nicht die erste seit er den Job als HSV-Coach übernommen hat. Dabei stehen mit René Adler, Heiko Westermann, Marcell Janssen und Rafael van der Vaart gestandene Nationalspieler in seinen Reihen, die eigentlich in der Lage sein müssten, der Mannschaft auch in kritischen Momenten und in Drucksituationen Stabilität zu verleihen. Eigentlich…“

Jan Christian Müller (FR) kritisiert taktische Dinge: „Mit dieser Harakiri-Taktik kann man vielleicht im ersten Saisonspiel einen unvorbereiteten Gegner auf dem falschen Fuß erwischen, künftig aber vermutlich nie mehr. Mit vier Angreifern fast auf einer Höhe agierend, wie das van der Vaart, Maximilan Beister sowie die heillos überforderten Neuzugänge Jacques Zoua und Hakan Calhanoglu lange Zeit probierten, derweil im Mittelfeld ständige Unterzahl herrschte, spielte der HSV Hoffenheim naiv in die Karten.“

Was sind das für Schalker Typen?

Auch auf Schalke sitzen die Sorgenfalten nach einem mickrigen Pünktchen aus zwei Spielen tief. Andree Hagel (derwesten.de) fordert echte Männer: „Die Königsblauen müssen schon nach dem zweiten Spieltag enorm aufpassen, dass dieser kapitale Fehlstart nicht zu einer Krise wird und möglicherweise in einer Fußball-Katastrophe endet. Nach dem Wolfsburg-Nichtauftritt muss keine Trainer-, sondern eine andere T-Frage gestellt werden. Nein, auch nicht die nach Torwart Timo Hildebrand. Es stellt sich die Typen-Frage: Was sind das für Schalker Typen, die so uninspiriert, so technisch schwach auf dem Rasen herumeiern?“

Oliver Müller (Welt Online) hebt mahnend den Zeigefinger: „In der aktuellen Verfassung kommen die Schalker als Herausforderer von Bayern München und Borussia Dortmund kaum in Frage. Im Gegenteil: Sollte es Keller nicht gelingen, den Negativtrend umzukehren, droht ein erheblicher Flurschaden: Am Mittwoch geht es gegen die vom früheren Schalke-Trainer Huub Stevens geführten Griechen nicht nur um dringend benötigte Zusatzeinnahmen aus der Champions League, sondern auch darum, Selbstvertrauen zurückzugewinnen. Denn vollmundigen Ankündigungen zum Trotz wirkt Schalke derzeit auch psychisch nicht gefestigt.“

Die Liga braucht die beiden

Marcel Reif (Tagesspiegel) freut sich über die Entwicklungen im Mainz und Freiburg: „Beide Klubs haben nicht gejammert, als sie abstiegen. Beide haben weitergemacht, gerade so, als sei die Bundesligazugehörigkeit ein Geschenk des Himmels, aber keine Pflicht des Schicksals. Wenn wir es gut machen, steigen wir wieder auf, wenn wir es sehr gut machen, bleiben wir drin, und wenn wir es nicht so gut machen, steigen wir wieder ab. Und wenn wir absteigen, dann wird der Trainer trotzdem nicht entlassen. Die Liga braucht die beiden.“

Schwache Bank

Stefan Klüttermann (RP Online) sucht in Leverkusen verzweifelt nach Alternativen zu Paradestürmer Stefan Kießling: „Das Leverkusener Offensivspiel lebt davon, dass selbiges als schnelles, das heißt auch passsicheres Umschaltspiel über die beiden Außen Sidney Sam und Heung-Min Son daherkommt. Weil in Stuttgart die Passgenauigkeit zuweilen zu Wünschen übrig ließ, Konter teilweise schlecht zu Ende gespielt wurden und sich Sam und Son letztlich zu oft in Einzelaktionen verzettelten, musste Bayer 04 fast ausschließlich auf Stefan Kießling und seine Torgefahr vertrauen. Doch der Torschützenkönig erwischte – obwohl es manch einer wohl kaum noch für möglich gehalten hätte – gegen seinen Lieblingsgegner keinen guten Tag und ließ drei Großchancen liegen. In so einer Situation hätten neue Offensiv-Impulse von der Bank gut getan.“

Torsten Fink und Jens Keller müssen sich sputen

Oskar Beck (Welt Online) stellt die ersten Kandidaten auf das Welcher-Trainer-muss-als-erster-seinen-Hut-nehmen-Podium: „Bruno Labbadia spürt instinktiv, dass das hohe Saisonziel riskant für ihn ist, und wenn er sich unter Druck wähnt, hält er entweder eine Brand- und Wutrede wie in der vorigen Saison – oder stutzt die Ziele der eigenen Vereinsführung und der Fans in der Kurve klein, dass die sich an den alten Bayern-Guru Dettmar Cramer erinnert fühlen, der in solchen Fällen gern Luther zitierte: „Aus einem traurigen Arsch kommt kein fröhlicher Furz.“ Jedenfalls haben viele ihren Wunsch jetzt gellend zum Ausdruck gebracht: „Bruno raus!“ Bis zum 1. September ist Labbadia aber auf jeden Fall noch drin – das ist der Tag, an dem der neue VfB-Präsident seinen Dienst antritt. Wenn Torsten Fink und Jens Keller in den Wettbüros gewinnen wollen, müssen sie sich also sputen.“

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