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Bundesliga

BVB – Klopp an die Leine

Kai Butterweck | Montag, 30. September 2013 2 Kommentare

Ein ehemaliger Weltschiedsrichter fordert einen Aufpasser für Dortmund-Coach Jürgen Klopp. Außerdem: Verwundbare Bayern, leichtes Aufatmen in Hamburg, Stuttgarter Kletterkurse und zu hohe Erwartungshaltungen in Berlin

Der Ex-Weltschiedsrichter Markus Merk vertritt die Ansicht, dass Jürgen Klopp bei Fußballspielen ein Mediator an die Bankseite gesetzt werden sollte. Ralf Birkhan (derwesten.de) fasst sich an den Kopf: „Die Brüllattacken am Spielfeldrand galten als Fußball-Folklore und waren auch schnell wieder vorbei. Es galt der Satz: Wo kein Kläger, da keine Klage. Dies ist anders geworden im Fußball. Klopp ist nach seinem Wutausbruch in der Champions League für das Spiel am Dienstag gegen Marseille gesperrt und muss auf die Tribüne. Das geht in Ordnung, und das weiß er selbst – auch ohne Aufpasser und ohne Merk. Der hat es mit seinem absurden Vorschlag allerdings mal wieder in die Schlagzeilen geschafft. Glückwunsch! Und damit sollte das Thema jetzt auch erledigt sein.“

Oliver Müller (Welt Online) beschäftigt sich lieber mit dem Spiel der Dortmunder und gerät dabei ins Schwärmen: „Dortmunds Stil hat nicht nur mit Ausnahmekönnern wie Reus und Lewandowski zu tun. Sie veredeln ihn zwar, aber die Basis ist die Philosophie, möglichst schnell in die Spitze zu spielen, zur Not auch Mal mit einem vermeintlich hässlichen, langen Ball. Das ist immer noch besser, als einen Spielstand einfach nur zu verwalten. Und das unterscheidet die Dortmunder kolossal von den Bayern, deren Spiel stärker auf Ballkontrolle ausgerichtet.“

Wie groß ist die Dominanz von Schwarz-Gelb und Blau-Weiß-Rot wirklich?

Am kommenden Spieltag trifft das Führungsduo auf seine beiden ärgsten Verfolger. Daniel Berg (derwesten.de) ist gespannt: „Die ersten sieben Spieltage der Saison 2013/2014 werden als Geplänkel in die Akten der Liga eingehen, in denen als Randnotiz jeweils ein Unentschieden aus Unachtsamkeit für beide Klubs vermerkt ist. Doch es wird so nicht ewig weitergehen. Möglicherweise lässt das Duo schon am kommenden Wochenende Punkte, wenn sich nach einer Kräfte raubenden Aufführung auf der Bühne Champions League wieder der Vorhang für die Bundesliga hebt. Dortmunds Aufgaben in den kommenden sechs Tagen lauten: zu Hause gegen das abgezockte Marseille, dann bei den unfassbar heimstarken Gladbachern. Bayern reist erst nach Manchester und dann direkt weiter zur dritten deutschen Kraft Leverkusen. Am Samstagabend nach diesem Gradmesserspieltag wird sich dann schon eher ablesen lassen, was die ersten sieben Spieltage wert waren. Und wie groß die Dominanz von Schwarz-Gelb und Blau-Weiß-Rot wirklich ist.“

Eins-gegen-Eins-Situationen heraufbeschwören

Der VfL Wolfsburg zeigt, wie man den Rekordmeister zur Verzweiflung bringen kann. Sebastian Winter (Spiegel Online) ist beeindruckt: „Die wichtigen Verbindungswege der Bayern kappen, die Räume um das eigene Tor herum extrem verdichten, Eins-gegen-Eins-Situationen heraufbeschwören, das ist offenbar ein gutes Mittel gegen die Bayern. So können sie auch nicht jenen Hurrafußball spielen, den sie vergangene Saison unter Jupp Heynckes phasenweise zelebriert hatten. Nur hat Wolfsburg am Samstag eben vergessen, in der Offensive entscheidende Akzente zu setzen. Der Münchner Sieg durch das erste Saisontor von Müller war deshalb auch nicht unverdient.“

Marcel Reif (Tagesspiegel) lobt die Entwicklung beim VfL Wolfsburg: „Felix Magath presste wohl alles aus dem Klub heraus, und als er ging, ließ er etwas zurück, für das die Bezeichnung Trümmerhaufen noch euphemistisch ist. Es hat dann noch drei Trainer und eines fulminanten Sportdirektors bedurft, bis der Klubherr anfing umzudenken, und die ganz großen Ansprüche hintan stellte. Es besteht kein Zweifel, vom Potenzial, von schier unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten, gehört der VfL Wolfsburg in die Gruppe der obersten drei. Und gegen einen davon haben sie auch gestern gespielt. Ziemlich gut sogar. Was auch nicht durch den Umstand zu schmälern ist, dass sich die Bayern lange umständlich anstellten. Sie machen jetzt in Wolfsburg auf solide. Sie wissen jetzt, dass sie dem FC Bayern höchstens mal in einem Spiel Paroli bieten können und messen sich nicht mehr an ihm. Und siehe da, der VfL Wolfsburg stabilisiert sich.“

Solides Trainerhandwerk ist gefragt

Unter der Regie von Bert van Marwijk kommt der HSV in Frankfurt zu einem glücklichen Unentschieden. Christoph Ruf (Spiegel Online) hält den Ball flach: „Über kurz oder lang will der Niederländer auch „zeigen, was wir eigentlich wollen: mutig nach vorne spielen“. Auf ihn kommt eine Menge Arbeit zu. Man muss dem HSV wohl zugestehen, dass nach den verlorenengegangenen Monaten – oder sind es Jahre, gar Jahrzehnte? – nun erst einmal solides Trainerhandwerk gefragt ist, bei dem jeder Spieler neu lernt, was er auf seiner Position zu tun hat. Was der HSV „dann eigentlich will“, wird er erst danach zeigen können. Und wenn der Club gut beraten ist, redet auch erst mal so lange niemand mehr über mehr über hohe Ziele, bis Anspruch und Wirklichkeit nicht mehr ganz so weit auseinanderklaffen wie im Moment.“

Der Blick nach oben

Der VfB Stuttgart lässt in Braunschweig nichts anbrennen. Marko Schumacher (Stuttgarter Zeitung) heißt die Schwaben im oberen Tabellendrittel willkommen: „Drei Siege und ein Unentschieden gab es für die Stuttgarter, seit Thomas Schneider das Traineramt von Bruno Labbadia übernommen hat. Eine Bilanz, die es dem VfB nun erlaubt, sich in der Region einzunisten, die er sich vor der Saison vorgenommen hat: auf den internationalen Rängen. Es ist ja auch deutlich zu früh, um schon eine klare Tendenz abzuleiten. Noch sind erst sieben Spieltage absolviert, und der Weg zu stabilen Leistungen ist weit. Auch in Braunschweig benötigten die Stuttgarter einige Zeit – und ein Tor, um an Sicherheit zu gewinnen. Letztlich war der Sieg jedoch ungefährdet, weil der Tabellenletzte spielerisch auch wie ein Tabellenletzter auftrat.“

Überzogene Erwartungshaltungen

Mit einem Sieg gegen Mainz beendet Hertha BSC die vom Boulevard ausgerufene Mini-Krise. Michael Jahn (Berliner Zeitung) beruhigt die Gemüter: „Die überzogenen Erwartungshaltungen rund um Hertha passen dem Trainer nicht. Er muss nach dem von viel Lob begleiteten Durchmarsch in der Zweiten Liga nun erfahren, dass schwächere Auftritte in Berlin schnell zur Krise ausgerufen werden. Das scheint überzogen, denn in der Liga zeigt die Mannschaft bislang meist ein positives Gesicht. Sie spielt oft modern, couragiert und kann an guten Tagen auch fußballerisch brillieren.“

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Kommentare

2 Kommentare zu “BVB – Klopp an die Leine”

  1. Chris
    Montag, 7. Oktober 2013 um 12:25

    Was wäre der Fussball ohne solche Menschlichkeiten wie zB von Kloppo. In meinen Augen gehört das einfach dazu, aber eine Sperre muss es natürlich trotzdem geben.

  2. Fabse
    Mittwoch, 16. Oktober 2013 um 15:42

    Ohne Witz – der beste Trainer der Welt! Ohne Kloppo wär es so mega langweilig. Is halt n Mensch mit Emotionen. Und wie sagte einst van Bommel: Die gehöre zu de Fußball dazue! 😉

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