indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Eintracht Braunschweig – Eintagsfliege oder Trendwende?

Kai Butterweck | Montag, 7. Oktober 2013 3 Kommentare

In Braunschweig freut man sich über den ersten Bundesligasieg nach 10.353 Tagen. Außerdem: Maurer gegen Künstler, hessischer Zusammenhalt, Hauptstadt-Momente und erhobene Zeigefinger

Ausgerechnet im Derby beim VfL Wolfsburg gelingt Eintracht Braunschweig ein historischer Sieg. Christian Otto (Tagesspiegel) beschäftigt sich mit dem Eintracht-Coach: „Vielleicht war Torsten Lieberknecht zuletzt wirklich so ratlos und entnervt, wie er getan hat. Der Braunschweiger Chefcoach, unter dessen Regie es fünf Jahre lang Erfolge in Serie zu bejubeln gab, hatte nach dem 0:4 seines Teams gegen Stuttgart den Eindruck erweckt, als sei er mit seinem Fußball-Latein am Ende ist und gebe entnervt auf. Vielleicht wollte der 40-Jährige auch nur erreichen, dass sich sein Team herausgefordert fühlt im Kampf um den ersten Saisonsieg. Seine Spieler haben die Aufforderung in jedem Fall angenommen.“

Mit kleiner Kasse ist nicht viel Staat zu machen

Christian Kamp (FAZ) glaubt nicht an eine Trendwende: „Die Romantiker mögen den Sieg  nun als Beleg dafür nehmen, dass Geld eben doch nicht alles und im Fußball immer noch vieles möglich ist. Die Realisten jedoch werden mit den Schultern zucken und sich vom Augenblick nicht täuschen lassen: Braunschweig darf sich nach dem ersten Bundesligasieg nach 10353 Tagen zu Recht feiern und (wieder) in der ersten Klasse angekommen fühlen. Die Wahrscheinlichkeit allerdings, dass es zu einer Fortsetzung im nächsten Jahr kommt, bleibt äußerst gering. Man frage nach bei der Spielvereinigung Greuther Fürth, die wirtschaftlich in einer ähnlichen Liga spielt wie die Braunschweiger und im vergangenen Jahr erkennen musste, dass mit kleiner Kasse nicht viel Staat zu machen ist.“

Endstation: Torwart

Beim Spitzenspiel in Leverkusen verzweifelt die Bayern-Offensive am Mauerpakt der Rheinländer. Danial Montazeri (Spiegel Online) lobt vor allem Leverkusens Schlussmann Bernd Leno: „Leverkusens Torwart parierte zehn Schüsse, kein anderer Schlussmann musste am achten Spieltag derart oft sein Können beweisen. Nur in zwei Kategorien war Bayer seinem Kontrahenten zumindest ebenbürtig: im Parieren von Abschlüssen – und im Resultat. So bleibt die etwas bittere Erkenntnis, dass der aktuell drittstärkste Bundesligist dem stärksten nur mit Glück und einer herausragenden Torwartleistung ein Unentschieden abringen kann. Wirklich neu ist das nicht. Ein Blick auf die Abschlusstabellen der vergangenen drei Saisons zeigt den stetig wachsenden Rückstand, den die restliche Liga auf seine beiden Spitzenclubs hat. Selten ist dieser Abstand bei einem Unentschieden derart deutlich geworden wie am Samstagabend.“

Oliver Fritsch (Zeit Online) verneigt sich vor dem Bayern-Coach: „Vor der Saison hatte sich mancher gefragt, ob Pep Guardiola die Triple-Bayern verbessern könnte, ob er mit neuen Ideen am Widerstand der Spieler scheitern, ob der Trainerwechsel zum Problem würde. Nach diesem Auftritt in Leverkusen muss man feststellen: Es geht offenbar, eine Mannschaft, die alles gewonnen hat, auf ein höheres Niveau zu heben. Der Konkurrenz muss es bange werden, angesichts der Dominanz, die die Bayern an diesem Abend zeigten. Und angesichts ihres neuen Stils, den sie unter ihrem neuen Trainer schnell verinnerlicht zu haben scheinen. Die Bayern können jetzt Tiki-Taka, zumindest in der Grobform.“

Wie die Harlem Globetrotters

Auch Daniel Theweleit (taz) ist voll des Lobes: „Die Art, wie diese Münchner an guten Tagen spielen, erinnert mehr und mehr an die inszenierten Auftritte der Entertainment-Basketballer Harlem Globetrotters. Die Bayern sind immer einen Gedanken weiter, haben immer neue Lösungen parat, und manchmal lassen sie ihre Gegner wie ahnungslose Lehrlinge erscheinen.“

Maik Rosner (SZ) beobachtet zwei Münchner Leistungsträger beim Kopfschütteln: „Als Thomas Müller und Bastian Schweinsteiger aus der Kabine schlenderten, blieben sie an einem der Monitore im Bauch der Arena stehen. Arm in Arm blickten sie auf den Zusammenschnitt des Spiels, ganz so, als müssten sich die beiden Profis des FC Bayern gegenseitig stützen, während sie noch einmal all ihre vergebenen Torchancen und die der Kollegen vorgeführt bekamen. Müller schüttelte mit jeder weiteren Szene mehr den Kopf und gab Schweinsteiger bald einen leichten Stubser zum Weitergehen. Reden über diese einseitige Partie mit dem geradezu grotesken Resultat aus Sicht der Münchner? Lieber nicht.“

Wir machen nur unseren Job

In Frankfurt läuft Marcel Reif (Tagesspiegel) händeklatschend durch die Innenstadt: „Alexander Meier ist nun leider verletzt. Der Mann, der so wichtig ist für die Eintracht aus Frankfurt. Nicht, dass Alexander Meier mal Fußballer des Jahres werden würde. Aber wichtig ist er für die Eintracht. Und wird seine Verletzung die Eintracht beschädigen? Sie in den Abstiegsstrudel geraten lassen, der ihr immer wieder prophezeit wird? Mitnichten. Die Eintracht macht einfach immer weiter auf dem Gang ihrer Möglichkeiten. Und das ist es, was Spieler wie Alex Meier verkörpern: Wir sind nicht die Größten, wir sind keine Überflieger, wir heißen nicht Messi, Ribéry oder Schweinsteiger, wir machen nur unseren Job. Wie der Meier, so die Eintracht. Sie macht ihren Job.“

Zu langsam für die Bundesliga

Der Brasilianer Ronny rettet der Hertha einen wichtigen Auswärtspunkt. Michael Rosentritt (Tagesspiegel) erklärt, warum das „Freistoßungeheuer“ derzeit nur wenig Spielzeit bekommt: „Das Spiel in der Bundesliga ist zu schnell für ihn. Zudem bevorzugt Trainer Jos Luhukay ein aktives Spiel seiner Mannschaft. Das wiederum bedeutet, dass der Aufsteiger ein sehr laufintensives und temporeiches Spiel betreibt. Es ist eine Art Jagdfußball, den Luhukay sehen will. Den Gegner früh anlaufen, stets Druck auf den Ball ausüben und bei Balleroberung rasch umschalten in ein vertikales Spiel nach vorn, um schnell Tiefe zu gewinnen. Für dieses Spiel ist Ronny oft zu tranig und umständlich, mal ganz unabhängig von seinem fatalen Fitnesszustand, mit dem er nach seiner üppigen Vertragsverlängerung aus dem sommerlichen Brasilienurlaub zurückgekehrt war. Und trotzdem besitzt Ronny das eine Etwas, was ihn so wertvoll machen kann für die Berliner.“

Es wird Zeit, diese Doppelbestrafung zu überdenken

In Mönchengladbach verschuldet der Dortmunder Mats Hummel einen Elfmeter. Zudem erhält er die rote Karte. Manfred Hendriock (derwesten.de) geht auf die Barrikaden: „Man konnte das Foul von Hummels an Harvard Nordtveit in die Rubrik Allerweltsfoul einordnen. Keine böse Attacke, sondern eine Aktion, für die es im Mittelfeld die Gelbe Karte gibt. Im Strafraum wird für das gleiche Vergehen dagegen Rot gezeigt, wenn damit als letzter Mann eine Torchance verhindert wird. Der Spieler wird damit doppelt bestraft: Erst mit dem Elfmeterpfiff, und dann auch noch mit der persönlichen Hinausstellung. Und diese durch das Regelwerk vorgegebene Doppelbestrafung nervt die Akteure. Mehr oder weniger jede Mannschaft hat diese Doppelbestrafung schon zu spüren bekommen.  Den Ärger darüber kann man verstehen. Es wird Zeit, diese Doppelbestrafung zu überdenken. Der Elfmeter alleine reicht als Strafe für ein Allerweltsfoul im Strafraum völlig aus.“

freistoss des tages

Kommentare

3 Kommentare zu “Eintracht Braunschweig – Eintagsfliege oder Trendwende?”

  1. Frank
    Montag, 7. Oktober 2013 um 12:15

    Eintracht Braunschweig hat nur die Chance im Kollektiv zu überzeugen da die individuelle Klasse nicht ausreicht für die Bundesliga. Die Frage ist wie man die Spieler für ein Spiel so motivieren kann wie für ein Nachbarschaftsduel?!

  2. MS
    Dienstag, 8. Oktober 2013 um 14:09

    Kann mir irgend jemand diese Mumpitzdiskussion um die angebliche Doppelbestrafung bei Notbremse im Strafraum erklären? Es gibt keine Doppelbestrafung, der Strafrahmen ist, so wie er ist, angemessen und durch die Möglichkeiten der Strafeskalation für unterschiedliche Vergehen/Situationen auch verhältnismäßig.

    Denn: Wieso soll plötzlich die Notbremse VOR dem 16er teurer (direkter Freistoß plus persönliche Strafe) sein als dieselbe IM Strafraum (DF, nichts anderes ist ein 11m – eine besondere Form des DF, plus – ja, was eigentlich?) – genau dort, wo die heiße Zone ist und eine Torchance sich zumeist noch viel deutlicher abzeichnet?

    Das ist doch alles kompletter Schwachsinn, was da wieder von interessierter Seite – die sowieso nicht unter fortgesetzter Schiedsrichterbenachteiligung leidet – in die Luft gepumpt wird.

    Abwehrstrategie sieht dann zukünftig anders aus: Ich gebe dem Sololäufer ein paar Meter Begleitschutz – und haue ihn erst im 16er um, weil es da billiger ist.

    Und viel schlechter wird das Verhältnis noch, wenn der Strafstoß verschossen wird – wo möglicherweise vorher noch das LEERE Tor vor dem Stürmer lag.

  3. Karsten
    Montag, 14. Oktober 2013 um 12:52

    Was regt man sich über die Rote Karte und den Elfmeter gegen Hummels und Dortmund nur so auf? Ah ja es ist Borussia Dortmund, eine unserer Spitzenmannschaften auch International. Da geht sowas ja gleich mal gar nicht. Ist so wie bei den Bayern mittlerweile. Wäre das ganze gegen einen Gladbacher, Braunschweiger oder wen auch immer passiert, gebe es überhaupt keine Diskussionen seitens Dortmund. Das wäre eine Glasklare Angelegenheit. Ich kann es bald nicht mehr hören dieses Gejammer der großen, das sie so benachteiligt werden.
    Und der Herr Marcel Reif, ist für mich die größte Lachnummer an Fußball Reporter der in diesem Land herum läuft. Den Bayern und Dortmundern (im Spiel in Gladbach), kriecht der gute bis zum Hals in den A….. Über die Gegner macht er sich mehr lustig als das er vernünftig kommentiert. Bei mir ist der Ton aus, wenn dieser Herr am Mikro sitzt.

  • Quellen

  • Blogroll

  • Kategorien

  • Ballschrank

117 queries. 0,607 seconds.