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Bundesliga

Mirko Slomka – Schleichende Demontage

Kai Butterweck | Montag, 30. Dezember 2013 Kommentare deaktiviert für Mirko Slomka – Schleichende Demontage

Einen Tag nach Weihnachten trennt sich Hannover 96 von Trainer Mirko Slomka. Die Presse ist erzürnt

Nach einer dürftigen Vorrunde ziehen die Verantwortlichen in Hannover kurz vor dem Jahresende die Trainer-Reißleine. Boris Herrmann und Jörg Marwedel (SZ) stehen mit geballten Fäusten vor den Toren der 96-Chefetage: „Es war ja längst nicht mehr die Frage gewesen, ob Dufner und vor allem Klubchef Martin Kind ihren Trainer noch haben wollen. Die Frage war eher, ob sie ihn anständig loswerden. Man muss diese Frage mit einem klaren Nein beantworten. Einen Trainer erst öffentlich zu demontieren, bevor man darüber berät, ob man ihn weiterbeschäftigt, diese Vorgehensweise ist selbst im rauen Geschäft des Bundesliga-Trainerkarussells eine Rarität. Slomka weilte übrigens im Weihnachtsurlaub in Abu Dhabi, während in Hannover medienwirksam über ihn verhandelt wurde.“

Stück für Stück demontiert

Christian Otto (FAZ) geht auf 96-Präsident Martin Kind los: „Die Frage, wie naiv es war, den smarten Slomka während des Weihnachtsurlaubs zu entmachten und zu beurlauben, wird Hannover 96 noch eine ganze Weile begleiten. Präsident Kind muss so manch derbe Anfeindung über sich ergehen lassen, weil er einen lange Zeit erfolgreichen Trainer Stück für Stück demontiert hat. Eben noch den Eindruck zu vermitteln, als wolle man mit dem egozentrischen Slomka durch dick und dünn gehen, um ihn dann als weihnachtliche Bescherung gänzlich fallen zu lassen, mag zum üblichen Taktieren in einer selten feinfühligen Branche gehören. Aber Kind wird nicht zu Unrecht vorgeworfen, das Image eines erfolglosen Trainers und das des Vereins zugleich beschädigt zu haben.“

Michael Baltes (Spiegel Online) verteilt die Schuld auf alle Schultern: „Angesichts des Umbaus der Mannschaft und der starken Konkurrenz hätten Kind, Slomka und Co. möglicherweise gut daran getan, die eigenen Ziele etwas defensiver zu formulieren – wie das etwa in Bremen vor der Saison der Fall war. Die 96er scheinen sich in Sachen eigener Ansprüche aber stattdessen lieber an einem anderen großen Club im Norden zu orientieren. Dem Hamburger SV. Genau wie bei den Hamburgern, die in der Tabelle sogar noch einen Platz hinter Hannover liegen, klafft zwischen Anspruch und Wirklichkeit ein großes Loch. Europa ist das ausgemachte Ziel, in der Realität gibt die spielerische Klasse der Mannschaften aber momentan nicht mehr als das graue Tabellenmittelfeld her.“

Was plötzlich fehlte war ein kritischer Gegenpol

Auf der Suche nach Gründen für die desolate Entwicklung in Hannover, kramt Jörg Runde (t-online.de) im Vereinsarchiv: „Mit Jörg Schmadtke, so heißt es in Hannover, musste im Frühjahr diesen Jahres der falsche Mann gehen. Was plötzlich fehlte war ein kritischer Gegenpol. Dufner füllte diese Rolle bisher nicht aus. Umso wichtiger wird es sein, welche Entscheidungen er nun trifft und welchen Kurs er mit dem neuen Trainer einschlägt. Der bei den Hannoveraner Fans immer noch beliebte und geschätzte Schmadtke ist gerade dabei den 1. FC Köln in die Erfolgsspur zu bringen. Wegen seiner Coolness und Kompetenz genießt er auch in der Domstadt bereits höchstes Ansehen. Hält dieser positive Trend in Köln an und setzt sich die Talfahrt von Hannover 96 fort, wird es auch für Dufner eng.“

Christian Paschwitz (sport1.de) nimmt sich ebenfalls den Sportdirektor zur Brust: „Egal, wer nun Slomkas Nachfolge antritt – ihre Regelung wird auch zum Gradmesser für die Zukunft von Dirk Dufner: Dass die vermeintlichen Top-Transfers Marcelo, Salif Sane, Edgar Prib und Leonardo Bittencourt bisher nicht einschlugen, geht auch aufs Konto des Sportdirektors. Im Gegensatz zu Vorgänger Jörg Schmadtke wirkt Dufner noch immer profillos und ist den Beweis schuldig geblieben, Einfluss auf die Mannschaft zu nehmen. Der von ihm auszusuchende Slomka-Erbe sollte ein Mann sein, der 96 schnell wieder in die Erfolgsspur zurückbringt. Sonst gehen auch Dufner bald die Argumente aus.“

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