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Bundesliga

Borussia Mönchengladbach – Im Galopp nach oben

Kai Butterweck | Montag, 3. November 2014 Kommentare deaktiviert für Borussia Mönchengladbach – Im Galopp nach oben

Gemeinsam mit den Wolfsburgern präsentieren sich die Gladbacher derzeit als einzig ernstzunehmende Konkurrenz für unbeirrt vorneweg marschierende Bayern. Außerdem: Das Comeback der Hooligans

Nach dem beeindruckenden Heimsieg gegen starke Hoffenheimer herrscht in Gladbach Freudenstimmung. Ulrich Hartmann (SZ) zieht seinen Hut: „Wenn es stimmt, dass Niederlagen den Charakter stärken, dann müssten die Fußballer von Borussia Mönchengladbach mittlerweile ein charakterloser Haufen sein. Allerdings darf man ihnen das schon deshalb nicht unterstellen, weil sie seit zweieinhalb Monaten unbesiegt sind und einen recht charaktervollen Fußball spielen.“

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Daniel Theweleit (Spiegel Online) schwelgt in Erinnerungen: „Am Ende wurde neben Doppel-Torschütze Herrmann auch Favre besonders innig von der Kurve gefeiert und mit Sprechchören besungen. Weil er seinen 57. Geburtstag feierte, aber auch weil er als Architekt dieses Wunderwerks gilt, von dem sich viele Zuschauer an das zum Mythos verklärte Gladbacher Team der Siebzigerjahre erinnert fühlten.“

Ein Nachmittag wie aus dem Bilderbuch

Andreas Morbach (Tagesspiegel) feiert den Gladbacher Coach: „Über mangelnde Beliebtheitswerte konnte sich Lucien Favre seit seiner Ankunft am Niederrhein im Februar 2011 noch nie beklagen. Doch seit der Trainer aus der Schweiz die Borussia in Reichweite zum großen FC Bayern trainiert hat, ist sein Freundeskreis in Mönchengladbach regelrecht angeschwollen. Vor der Partie gegen Hoffenheim sang das versammelte Publikum im Borussia-Park Monsieur Favre denn auch ein donnerndes Geburtstagsständchen. Und das passende Geschenk übergaben ihm später die seine Fußballer mit dem Sieg über die Gäste aus dem Kraichgau. Gladbachs Cheftrainer erlebte an seinem 57. Geburtstag einen Nachmittag wie aus dem Bilderbuch.“

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Klaus Wille (derwesten.de) reibt sich verwundert die Augen: „Schon vergessen? Vor zwei Jahren musste Gladbach Dante, Roman Neustädter und Marco Reus abgeben. Andere Vereine sind an vergleichbaren Aderlässen zugrunde gegangen. Gladbach aber spielt so quicklebendig wie seit Jahrzehnten nicht. Ohne Wenn und Aber: Hut ab.“

Eine Rivalität, die den deutschen Fußball zum besten der Welt gemacht hat

Auch in München scheint weiterhin die Sonne. Gegen erstaunlich stark aufspielende Dortmunder tat sich der Rekordmeister jedoch lange Zeit schwer. Christian Eichler (FAZ) adelt den Gegner aus Westfalen: „Es ist nahezu ein Wunder, wie dieser Traditionsklub, einen Millimeter vom Abgrund der Insolvenz und dem Verschwinden aus dem Profifußball stehend, finanziell überlebt hat und sportlich eine bewunderte Größe des europäischen Fußballs geworden ist. Sie wurden der große Gegenspieler des FC Bayern in einer Rivalität, die den deutschen Fußball zum besten der Welt gemacht hat. Am Samstag durfte man sich von dieser filmreifen Rivalität wieder hinreißend unterhalten lassen – und auf die Fortsetzung hoffen.“

Danial Montazeri (Spiegel Online)freut sich über das Ende der Eingewöhnungsphase von Bayern-Stürmer Robert Lewandowski: „Mit einem eingebundenen Lewandowski gewinnt das Spiel der Bayern eine neue Dimension hinzu. Bereits in Guardiolas Premierensaison war das Team schwer auszurechnen. Das lag oft daran, dass der Trainer eingriff und die Taktik änderte. Nun sind die Bayern auch ohne personelle Änderungen unberechenbar. Es ist womöglich das große Plus im Vergleich mit seinem Vorgänger Mario Mandzukic, der vor dieser Saison zu Atlético Madrid gewechselt ist. Zwar war auch der Kroate kein reiner Strafraumstürmer. An die Lockvogel- und Spielmacherqualitäten des Polen kommt er aber nicht heran.“

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Julien Wolff (Welt) klopft vor allem Arjen Robben anerkennend auf die Schultern: „Dortmund war mal Robbens Trauma. Verschossener Elfmeter im entscheidenden Bundesliga-Duell 2012, Bayern verliert 0:1. Inzwischen ist der BVB Robbens Lieblingsgegner. In seinem 14. Duell für die Münchner gegen die Borussia traf Robben zum neunten Mal, fünf Tore waren spielentscheidend. In jedem der vergangenen sechs Spiele gegen Dortmund traf er. Einige Bayern-Fans scherzen schon, sie werden sich am nächsten Halloween als Arjen Robben verkleiden. Dieses Kostüm mache jedem BVB-Fan Angst.“

Rechtsextreme Fußballfans sind nur selten zu bekehren

Nach der angsteinflößenden HoGeSa-Demo in Köln werden vieler Orts mahnende Zeigefinger in die Höhe gereckt. Johannes Kopp (taz) nimmt sich schweigende Fußball-Fanbündnisse zur Brust: „Fußballfans werden wieder mehr denn je als Gewalttäter wahrgenommen. Die politischen Motive der Hooligans werden gar von Politikern wie Thomas de Maizière ignoriert. So liegt es nahe, dass bald wieder die Debatte über strengere Sicherheitsmaßnahmen gegen Fußballfans befeuert werden. Das Meiden der internen Konfrontation stellt sich somit als klassisches Eigentor heraus. Man sollte deshalb bei der Suche nach künftigen Strategien nicht dem Ansatz der „akzeptierenden Sozialarbeit“ folgen. Rechtsextreme Fußballfans sind nur in den seltensten Fällen zu „bekehren“. Zumal die Fanprojektarbeiter meist überhaupt keinen Zugriff auf diese Szene haben. Vielmehr sollte es nun erst recht allen Fußballfanaktivisten ein große Anliegen sein, sich unmissverständlich gegen rechts abzugrenzen.“

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Patrick Gensing (tagesschau.de) ist besorgt: „Die Demonstration in Köln kann ein Fanal für die Bewegung werden, sie kann sich aber auch schnell wieder zerstreiten. Ein Punktsieg war der Aufmarsch aber auf jeden Fall. Denn die rechten Hools überrumpelten die Polizei: Sie konnten trotz zahlreicher Verstöße gegen die Auflagen, trotz Gewalttaten und Ausschreitungen durch Köln ziehen. Eine „neue Qualität der Gewalt“, so wie sie die Gewerkschaft der Polizei erkannt haben will, ist das aber nicht. In den vergangenen 20 bis 30 Jahren hatten rechte Hools beispielsweise Spiele der Nationalmannschaft immer wieder genutzt, um gemeinsam loszuschlagen. Der Aufmarsch in Köln ist vielmehr das Comeback der deutschen Hooligans.“

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